Züge werden fahren
Zusage für Bahnstrecken-Reaktivierung ist da
Ein prominenter Ehrengast feierte am vergangenen Wochenende den 125. Geburtstag der Bahnlinie Stade - Bremervörde. Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) zeigte sich nicht nur begeistert vom "großen Bahnhof" entlang der Strecke, sondern hatte auch eine gute Nachricht im Gepäck: die Reaktivierung der vor Jahrzehnten stillgelegten Strecke für den Personennahverkehr bis 2026. "Hier ist es gelungen, 125 Jahre eine Struktur zu erhalten", so Lies. "Darum gibt es die Chance, zurück in die Zukunft zu reisen. Das, was möglich ist, sollten wir schnell möglich machen. Wir wollen 2026 die Erfolge der Reaktivierung sehen."
„Wir haben die besten Ausgangsvoraussetzungen für eine Reaktivierung“, sagte Landrat Kai Seefried im Rahmen der Jubiläumsfeiern. Er unterstrich, dass auch die Bahnhöfe in Stade-Hagen und Mulsum-Essel in das Reaktivierungsprogramm aufgenommen werden müssen. An beiden Haltepunkten hatte es Demonstrationen gegeben, als der Jubiläums-Sonderzug mit prominenten Gästen aus Politik und Wirtschaft, darunter die Landräte Kai Seefried (Stade), Marco Prietz (Rotenburg) und Bernd Lütjen (Osterholz) sowie Bürgermeister, Landtags- und Bundestagsabgeordnete, Zwischenstation machte. Hintergrund: Aufgrund der Nähe zu den umliegenden Haltepunkten stellt die Landesnahverkehrsgesellschaft beide Bahnhöfe für die Reaktivierung in Frage. Dass die Menschen vor Ort auf einen eigenen Bahnanschluss setzen, machten sie mit großer Präsenz und Plakaten deutlich. In Mulsum-Essel wurde der Zug sogar mit Salutschüssen und Fanfaren empfangen. Lies zeigte sich beeindruckt. Die Demonstrationen in Stade-Hagen und Mulsum-Essel seien „tolle Beispiele“ für die Unterstützung aus der Zivilgesellschaft. „Wir gucken uns das mit den Haltepunkten noch einmal sehr genau an“, kündigte der Minister an. Verbindliche Regeln seien wichtig, sagte er mit Blick auf die Kriterien der Landesnahverkehrsgesellschaft. Doch auch jeder Einzelfall müsse betrachtet werden.
Ein Haltepunkt der Strecke wird beim Bildungscampus Riensförde (BCR) in Stade entstehen. Hier wurde vor wenigen Wochen ein Bildungskomplex mit Kindertagesstätte, Grund-, Haupt- und Oberschule sowie Sportcampus in Betrieb genommen. „Das ist wahrscheinlich einmalig in Deutschland“, sagte evb-Geschäftsführer Christoph Grimm. „Wir haben hier bereits alles für einen neuen Haltepunkt vorbereitet.“ Kaum eine Strecke in Deutschland könne mit so wenig Aufwand reaktiviert werden, sagte Grimm mit Blick auf den guten Zustand von Gleisen und Bahnhöfen. Das Kundenpotenzial sei enorm. Rund 80 Stundenkilometer fährt der Zug auf der Strecke in der Spitze.
Zurzeit fährt nur der Moorexpress
Derzeit wird die Strecke der Eisenbahnen- und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (evb) vor allem vom Moorexpress für touristische Fahrten genutzt. Für eine Reaktivierung für den regelmäßigen Schienenpersonennahverkehr hatten sich der Landkreis Stade und die Anrainerkommunen viele Jahre lang mit großem Engagement eingesetzt. Die Strecke soll ein Baustein bei der Umsetzung der Verkehrswende hin zu mehr Fahrgästen auf der Schiene sein.
Geburtstagszüge fuhren im Stundentakt
Um die Vorzüge der neuen Verbindung zu zeigen, ließen die evb am Geburtstags-Wochenende bereits im Stundentakt Züge zwischen Stade und Bremervörde verkehren. Ausnahmsweise waren neben dem Moorexpress auch von Dampflokomotiven angetriebene historische Züge sowie moderne Wasserstoffzüge unterwegs. An den Bahnhöfen in Deinste und Bremervörde gab es besondere Attraktionen – und damit beliebte Ausflugsziele für Familien.
Kai Seefried: "Wir wollen die Bürger auf die Schiene bringen"
„Ich bin stolz auf ein so starkes Signal aus unserem Landkreis“, sagte Landrat Kai Seefried zu den Demonstrationen in Stade-Hagen und Mulsum-Essel. „Die Menschen gehen für und nicht gegen etwas auf die Straße – oder besser: auf den Bahnsteig.“ Für Seefried ist klar, dass die Züge nach der Reaktivierung der Strecke auch regelmäßig in Stade-Hagen und in Mulsum-Essel halten müssen. „Wir wollen die Bürger auf die Schiene bringen. Dann müssen wir ihnen auch die Möglichkeit dazu geben, direkt vor Ort in den Zug einzusteigen. Wir benötigen alle Haltestellen!“ Von einer „Bahnstrecke mit einer großen Zukunft“ und einem „großartigen Zeichen“ sprach auch evb-Geschäftsführer Grimm. Er lobte die Bürger, „die für eine nachhaltige, klimafreundliche Mobilität kämpfen.“
Das Zeichen verfehlte seine Wirkung nicht: Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies, der in Hesedorf in den Sonderzug zugestiegen war, stimmte ein Loblied auf die Bahnstrecke Stade – Bremervörde an. „Wir brauchen in einem Flächenland wie Niedersachsen eine stabile und zukunftsfähige Infrastruktur – auf der Schiene, auf der Straße, auf dem Wasser und bei den Energienetzen.“ Die Menschen würden nur auf die Schiene umsteigen, wenn die Verbindungen verlässlich seien. Die bestehende Infrastruktur müsse besser werden, Planungs- und Genehmigungsverfahren müssten beschleunigt werden.
Defizitausgleich für Touristikangebot an den Wochenenden wird übernommen
Am Rande der Festveranstaltungen kündigte Minister Lies überdies an, dass das Land Niedersachsen zusammen mit der Freien Hansestadt Bremen den Defizitausgleich für den Moorexpress-Betrieb am Wochenende übernehmen werde. Der Minister unterstrich damit noch einmal die Bedeutung der Verbindung auch für den touristischen Verkehr. Die Finanzierung und damit der Weiterbestand des Touristik-Angebotes waren in den vergangenen Monaten Gegenstand intensiver Gespräche zwischen den Ländern Niedersachsen und Bremen, den Landkreisen an der Moorexpress-Strecke und der evb. Minister Lies: „Wir übernehmen die Kosten für den Moorexpress, gemeinsam mit Bremen. Damit stellen wir das Angebot, das
wir heute haben, sicher.“ Zusätzliche Kosten könnten dann ggf. durch die Landkreise und Kommunen getragen werden: „Das, was da ist, finanzieren wir. Das, was ihr zusätzlich haben wollt, guckt ihr euch an und legt es obendrauf. Damit haben wir einen guten Weg und sichern ein tolles Angebot für die Region.“
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