Öko-Plastiktüten verrotten zu langsam
Aus für Biomüllbeutel im Landkreis Stade

Ab 2024 im Landkreis Stade verboten: die Biomüll-Beutel. | Foto: Abfallberatung LK Stade
  • Ab 2024 im Landkreis Stade verboten: die Biomüll-Beutel.
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Der feucht-klebrige und bröselige Kaffeesatzbehälter, der angeschimmelte Apfel, die Soßenreste vom Sonntagsbraten, das drei Wochen alte Pausenbrot aus dem Schulranzen oder die Kartoffelschale, an der noch der halbe Acker klebt: Die Bioabfälle aus der Küche oder dem Haushalt möchte jeder möglichst unkompliziert in der Komposttonne entsorgen. Für die Zwischenlagerung auf dem Weg in die braune Tonne bieten sich als vermeintlich saubere Lösung die sogenannten Biomülltüten an: kompostierbare Plastiktüten, in denen Essensreste und Co. verstaut werden, ohne dass man sich die Finger schmutzig macht. Von den Herstellern werden diese Tütchen als praktische Haushaltshelfer angepriesen, die man mit ruhigem ökologischen Gewissen verwenden kann. Doch die Realität sind anders aus. Die angeblich so nützlichen Beutel verrotten viel zu langsam. Der Landkreis Stade will die Biomüllbeutel deshalb künftig verbieten. 

Abfallberatung des Landkreises Stade zieht Zwischenbilanz

Laut Euro-Norm müssen kompostierbare Plastiktüten nach einem halben Jahr zu 90 Prozent zersetzt sein. So lange liegen die Beutel in den meisten deutschen Kompostieranlagen aber gar nicht. Um rentabel zu arbeiten, muss in rund vier bis fünf Wochen reiner Kompost produziert werden, der sich für den Verkauf an Gärtnereien oder landwirtschaftliche Betriebe eignet. Würden darin noch Plastikreste von den Tüten stecken, wäre es schwer, einen Abnehmer zu finden. 

Tüten müssen von Hand aussortiert werden

Also wird in den Kompostierwerken vorsortiert. Meist per Hand müssen die Plastiktüten aus dem angelieferten Bioabfall herausgeklaubt werden. Dabei kann gar kein Unterschied gemacht werden, ob es sich um eine kompostierbare Bioplastiktüte oder eine konventionelle Plastiktüte etwa auf Erdölbasis handelt. Beide Arten von Tüten landen anschließend in der Verbrennung. Das Verfeuern in einem Heizkraftwerk ist aber für die Biotüten laut Bundesweltumwelt eine sinnvollere Verwendung als das Kompostieren. So kann aus ihnen noch Energie gewonnen werden, während sie sonst nur den Kompost verunreinigen. Und wertvoller Humus ließe sich aus dem Bioplastik erst recht nicht gewinnen. Eine traurige Ökobilanz also.

Schlecht für die Umwelt: Verpackungen landen in der Biotonne

Verbot soll am 1. Januar in Kraft treten

Vor diesem Hintergrund erscheint die Absicht des Landkreises Stade plausibel, die Nutzung der Biomüllbeutel zu verbieten. "Sie sind eben schwer kompostierbar und damit umweltschädlich", erklärt Abfallberaterin Sabine Kiehl. Der Ausschuss für Abfall- und Kreislaufwirtschaft hat sich bereits für eine entsprechende Änderung der Abfallsatzung zum 1. Januar 2024 ausgesprochen, die finale Entscheidung fällt der Kreistag in seiner Dezember-Sitzung. Wer dann noch die Komposttüten in seine Biotonne wirft, muss mit einer Geldbuße rechnen. 

Abfallberaterin Kiehl rät zu einer kostensparenden Methode, Essensreste, Kartoffelschale oder ähnliches sauber für die Biotonne zu verpacken: „Werden die feuchten Bioabfälle ausreichend in Zeitungspapier gewickelt, bleibt die Biotonne sauber“, sagt Kiehl. „Fliegen und Maden bleiben fern – und das Material kann nicht am Tonnenrand festfrieren.“

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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