STIKO-Frist von sechs Monaten bleibt (vorerst)
Impfkampagne im Landkreis Stade stockt: Es gibt bis Ende Januar so gut wie keine freien Termine!
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jd Stade. Die Impfkampagne im Landkreis Stade ist in vollem Gange. Vor einiger Zeit hatte das WOCHENBLATT verkündet, dass der neue Landrat Kai Seefried den „Impf-Turbo“ zünden will. Doch ganz so „turbomäßig“ läuft es mit der Impferei dann doch noch nicht. Weiter gibt es lange Warteschlangen bei den öffentlichen Impfaktionen. Und wer einen Termin bei einer der fünf festen Impfstationen reservieren möchte, muss schon gewaltiges Glück haben. Ein freier Impftermin lässt sich in Stade, Buxtehude, Harsefeld, Wischhafen und Steinkirchen meist nur ergattern, wenn jemand anderes seinen Termin storniert hat.
Das bedeutet im Klartext: Die Impftermine in den fünf festen Impfstationen – dort sind 200 Impfungen pro Tage möglich - sind so gut wie ausgebucht, und das bis Ende Januar 2022!!! Bis dahin sind aktuell Termine eingestellt und Reservierungen über das Impfportal des Landes (impfportal-niedersachsen.de) möglich. Doch eben nur in der Theorie. Wer auf das Portal geht und die entsprechende Postleitzahl eingibt, erhält fast immer folgende rot unterlegte Meldung:
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Das ist natürlich frustrierend. Wer keinen Impftermin beim Arzt bekommt (Adressen finden sich hier), hat nur die Alternative, sich unter die Wartenden bei den öffentlichen Impfaktionen einzureihen.
Doch ist das wirklich eine Alternative? Und was ist mit dem von der STIKO empfohlenen Mindestabstand von sechs Monaten zwischen Zweit- und Booster-Impfung? Dazu einige aktuelle Infos:
Trotz anderslautender Empfehlung von EMA und Experten:
Landkreis bleibt vorerst bei Sechs-Monats-Frist
Bis zu drei Stunden draußen in der Kälte stehen – und am Ende abgewiesen werden: Diese schmerzliche Erfahrung mussten in den vergangenen Wochen mehrere Impfwillige machen. Sie hatten sich bei den öffentlichen Impfaktionen des Landkreises Stade geduldig in die langen Warteschlangen eingereiht. Doch statt des ersehnten Piks wurde ihnen lapidar mitgeteilt, dass sie noch nicht an der Reihe seien. Viele wurden weggeschickt, weil zu wenig Zeit seit ihrer Zweitimpfung verstrichen war. Gerade ältere Menschen waren verärgert darüber, dass ihnen die Booster-Impfung verweigert wurde – oftmals mit Verweis auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO). Aktuell empfiehlt die STIKO noch immer einen zeitlichen Mindestabstand von sechs Monaten zwischen der Zweitimpfung und dem Boostern.
An dieser STIKO-Empfehlung halten das Stader Gesundheitsamt die Kreis-Sozialdezernentin Susanne Brahmst mit Stand vom Freitag, 10. Dezember, noch immer fest. Das hat eine Anfrage des WOCHENBLATT beim Landkreis ergeben.
Damit hält der Landkreis Stade zunächst weiter an dem starren zeitlichen Korsett fest, das die STIKO vor Wochen vorgegeben hat. Bisher wird nach WOCHENBLATT-Informationen allenfalls dann ein Auge zugedrückt, wenn die Frist lediglich um ein paar wenige Tage unterschritten wird. Offenbar wird das von den einzelnen Impfteams aber unterschiedlich gehandhabt. In der kommenden Woche soll nun entschieden werden, wie der Landkreis auf den Rat von Experten und auf die neue Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA reagieren will.
Die EMA hatte am gestrigen Donnerstag mitgeteilt, dass angesichts der fortschreitenden Ausbreitung der Omikron-Variante eine Booster-Impfung bereits nach drei Monaten sinnvoll und medizinisch unbedenklich sei. Eine entsprechende Einschätzung hatte auch Biontech-Gründer Uğur Şahin abgegeben. Der „Spiegel“ zitiert ihn mit diesen Worten: »Wir sollten schon nach drei Monaten einen Booster anbieten«
Rat des Landes: Nicht starr an den sechs Monaten festhalten
Dass der Landkreis zeitnah reagieren muss, liegt auf der Hand. Denn jetzt hat sogar das niedersächsische Gesundheitsministerium alle Landkreise einer internen Mail gebeten, nicht starr an einem Abstand von sechs Monaten zwischen der Zweitimpfung und der Auffrischungsimpfung festzuhalten, wenn Menschen bereits lange Zeit in der Schlange eines Impfangebots gewartet haben. Ziel dieser Bitte sei es, Situationen zu vermeiden, in denen impfwillige Bürger nach langer Wartezeit von den kommunalen Impfstellen abgewiesen werden, weil ihre zweite Impfung weniger lange zurückliegt als die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen sechs Monate, heißt es aus Hannover.
Das Gesundheitsministerium hält es gerade vor dem Hintergrund der zu befürchtenden Ausbreitung der hochansteckenden Omikron-Variante für wichtig, dass möglichst viele Niedersachsen eine Auffrischungsimpfung erhalten. Von der Sechs-Monats-Frist wird dabei Abstand genommen. Es gibt aber den Hinweis, „dass ein Abstand zur zweiten Impfung von vier Wochen keinesfalls unterschritten werden sollte“. Doch Impfwillige sollten jetzt nicht zu voreilig sein: Es werde ausdrücklich nicht empfohlen, sich bereits vier Wochen nach der zweiten Impfung um eine Auffrischungsimpfung zu bemühen, so ein Behörden-Sprecher. Dies sei weder von den wissenschaftlichen Empfehlungen der STIKO und der EMA gedeckt, noch sei es medizinisch sinnvoll.
Wer zu einer öffentlichen Impfaktion geht, kann sich aber nicht auf die Aussagen aus Hannover berufen: „Welche Personen vor Ort eine Impfung erhalten und ob eine Auffrischungsimpfung im Einzelfall medizinisch angebracht ist, kann durch das Land nicht vorgegeben werden, sondern ist immer eine ärztliche Einzelfallentscheidung“, stellt das Ministerium klar.
„Unser Ziel muss es weiterhin sein, vordringlich diejenigen mit einer Auffrischungsimpfung zu versorgen, die aufgrund ihres Alters oder aus medizinischen Gründen ein höheres Risiko tragen, schwer an COVID-19 zu erkranken und deren zweite Impfung schon länger zurückliegt“, erklärt dazu Gesundheitsministerin Daniela Behrens. Sie bitte insbesondere die jungen und gesunden Niedersächsinnen und Niedersachsen, deren zweite Impfung noch nicht lange zurückliege, derzeit noch um ein wenig Zurückhaltung und Solidarität.
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Redakteur:Jörg Dammann aus Stade |
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