Abfallberaterinnen des Kreises Stade warnen
Wenn Umweltfreundlichkeit vorgegaukelt wird

- Diese Kaffeekapseln und -pads sind allesamt in der Biotonne gelandet und mussten aufwändig heraussortiert werden
- Foto: VHE e.V.
Nicht alle Produkte sind umweltfreundlich, auch wenn die Hersteller es behaupten: Vor falschen Versprechungen und irreführenden Behauptungen etwa zur biologischen Abbaubarkeit warnt der Landkreis Stade anlässlich des Weltverbrauchertages an diesem Freitag (15. März). Oftmals werde Umweltfreundlichkeit nur vorgegaukelt.
"Viele Verbraucherinnen oder Verbraucher glauben sogar irrtümlicherweise, dass die Produkte aus Biokunststoff über die Bioabfallsammlung entsorgt werden dürften", erklären die Abfallberaterinnen des Landkreises Stade. Sie erläutern, was sich hinter den Begriffen verbirgt. So kann sich der Begriff „Biokunststoff“ auf sogenannte biobasierte oder auf biologisch abbaubare Kunststoffe beziehen. Biobasiert ist ein Kunststoff, der vollständig oder teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen, wie z.B. Kartoffeln, Mais oder Zuckerrohr, hergestellt wurde. Diese Kunststoffe können zwar biologisch abbaubar sein, sind es aber meistens nicht. Biologisch abbaubar ist ein Kunststoff, der von Mikroorganismen unter bestimmten Bedingungen in seine Bestandteile zersetzt wird.
Biologisch abbaubar ist nicht immer umweltfreundlich
Die Abfallberaterinnen verweisen auf das Umweltbundesamt. Die Behörde betont, dass weder biobasierte noch biologisch abbaubare Kunststoffe nachhaltiger sind als konventionelle Kunststoffe. Für den Anbau der nachwachsenden Rohstoffe wird Erdöl benötigt, Böden werden oft überdüngt und die benötigten Anbauflächen stehen nicht mehr für die Lebensmittelproduktion zur Verfügung. Verpackungen aus biobasierten bzw. biologisch abbaubaren Kunststoffen müssen, genau wie die Produkte aus konventionellen Kunststoffen, über den Gelben Sack entsorgt werden. Sie werden am Ende aber als Fremdstoff aussortiert und landen in der Verbrennung. Es gibt für diese Abfälle noch keinen separaten Entsorgungsweg.
Hundekotbeutel wiederum gehören in die Restabfalltonne, auch wenn der Sammelbeutel an sich biologisch abbaubar wäre. Für die Verrottung müssten aber besondere Bedingungen vorherrschen. Auf keinen Fall jedoch dürfen die gefüllten Beutel in die Biotonnen gegeben werden. Ebenso verhält es sich mit verschiedenen Kaffeekapseln-Marken, die angeblich laut Hersteller kompostierbar sein sollen. Auch sie haben nichts in der Biotonne zu suchen und gehören in den Restabfall.
Mehrweg statt Verpackungsmüll
Kritisch sehen die Abfallberaterinnen das Etikett „klimaneutral produziert“. Damit soll suggeriert werden, dass die Herstellung von Produkten ohne Emissionen stattfindet. Oftmals bedeutet das lediglich, dass die Treibhausgase, die bei der Herstellung entstehen, durch Ausgleichsprojekte kompensiert werden. "Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollten also, wenn mit Nachhaltigkeit geworben wird, genauer hinschauen und die Werbeversprechen hinterfragen", meinen die Abfallberaterinnen. Einen großen Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduzierung des Verpackungsmülls kann man durch die Nutzung von Mehrwegalternativen leisten.
Redakteur:Jörg Dammann aus Stade |
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