Folge des Lockdowns
Breitensportvereine in den Landkreisen Harburg und Stade verlieren Mitglieder
(ts). Der Breitensport in den Landkreisen Harburg und Stade liegt in dem mittlerweile zweiten Lockdown seit dem Frühjahr 2020 am Boden. Die Sporthallen sind geschlossen, die Sportplätze gesperrt. Nichts geht mehr in den Sportvereinen. Deshalb sinken die Mitgliederzahlen, nicht selten innerhalb des vergangenen Jahres um zehn Prozent. Mitglieder sind nicht mehr bereit, Geld ohne Gegenleistung zu zahlen.
Bis zum 31. Dezember 2020 hatten die Sportvereine in Niedersachsen dem Landesportbund ihre Mitgliederzahlen zu melden. Zum ersten Mal liegen damit belastbare Zahlen vor, die das Ausmaß des bundesweiten Breitensportverbots deutlich machen: Der Vereinssport gerät außer Form, der Mitgliederschwund ist teilweise drastisch.
Die Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie haben eine fatale Entwicklung zur Folge: Während die Zahl der Austritte kaum oder nicht zunimmt, bleiben die Neueintritte aus.
"Normalerweise hatten wir pro Quartal 200 bis 250 Austritte. Dem standen 300 bis 350 Neueintritte gegenüber. Jetzt haben wir aber keine Eintritte mehr", sagt der Vorsitzende von Blau-Weiss Buchholz, Arno Reglitzky. Die Folge: Die Zahl der Mitglieder sank von 6.100 (Ende 2019) auf 5.100 (Ende 2020).
Ähnlich das Bild beim TuS Harsefeld - nur dass der Mitgliederschwund in dem ländlichen Umfeld des Klubs moderater ausfällt: Die Zahl ging innerhalb des vergangenen Jahres um 170 auf 2.935 zurück (minus vier Prozent). "Die Solidarität ist groß, weil wir auf dem Dorf sind", sagt Geschäftsführer Benjamin Wutzke.
Der Buxtehuder SV hofft auf eine baldige Rückkehr in den Sportbetrieb. "Unser Wunsch ist, möglichst viel Sport stattfinden zu lassen", sagt Finanzvorstand Stefan Hebecker. Die Mitgliederzahl ist um mehr als 300 unter die Marke von 4.000 gesunken. Das entspreche einem Rückgang von circa sieben Prozent.
Während Sportler ihren Mannschaften eher treu blieben, verlieren die Sportvereine Mitglieder vor allem in den Individualsportarten. Beispiel Todtglüsinger SV: Bei dem großen Breitensportverein ging die Zahl der Mitglieder von 9.240 auf 8.333 zurück. "Wir haben viele Austritte bei den Fitness-Sportarten", sagt die Vorsitzende Renate Preuß.
Was Sportvereinen jetzt helfen könnte
Die Corona-Pandemie setzt den Sportvereinen schwer zu. Hatten die Klubs den Lockdown im Frühjahr 2020 noch kompensieren können, hat das zweite deutschlandweite Sportverbot einen Mitgliederschwund ausgelöst. Niemand tritt mehr in den Sportverein ein, sodass die Zahl der üblichen Austritte nicht mehr kompensiert wird. Was kann den Sportvereinen in dieser Situation helfen?
Der Geschäftsführer des TuS Harsefeld denkt an die Zeit, wenn die Infektionszahlen sinken und die Landesregierung Lockerungen zulassen wird: "Was uns fehlt, sind Sportangebote in der frischen Luft. Wir brauchen zusätzliche Angebote und Sportgeräte. Da könnte der Landessportbund mehr tun, denn die vollen Verbandsbeiträge zahlen die Sportvereine ja weiter", sagt Geschäftsführer Benjamin Wutzke.
Blau-Weiss Buchholz hat in eigene Sportstätten investiert. Zwar haben zinsfreie Kredite der N-Bank und Soforthilfen des Landessportbundes dem Verein geholfen. Aber das zweite Sportverbot für den Breitensport bereitet Sorgen: "Wenn der Lockdown bis Ende März andauert, droht eine Insolvenzgefahr", sagt der Vorsitzende Arno Reglitzky. Größere Breitensportvereine, die in Gebäude und Sporthallen investiert haben, hoffen, dass der Landessportbund ihnen zusätzlich hilft.
Fördergeld für Sportvereine ist offenbar noch vorhanden - wohl auch, weil hohe Antragshürden den Sportvereinen Schwierigkeiten bereiten. Der Todtglüsinger SV hatte im vergangenen Jahr einen Förderantrag stellen wollen, seine Situation dazu aber als "existenzbedroht" einstufen müssen. "Wir wollten nicht lügen und haben von dem Antrag an den Landessportbund abgesehen", sagt Geschäftsführer Heiner Hoops. Der Sportverein habe daraufhin Landtagsabgeordnete informiert, damit sie sich für eine andere Antragsformulierung einsetzten, berichtet die Vorsitzende Renate Preuß. Mittlerweile soll das dem Landtagsabgeordneten Heiner Schönecke (CDU) aus Elstorf gelungen sein.
Der Buxtehuder SV hat finanzielle Hilfen aus unterschiedlichen Programmen erhalten. Doch die größte Hilfe wäre, in den Trainingsbetrieb zurückkehren zu dürfen: "Wichtig ist, dass unter Beachtung von Hygienekonzepten so viel Sport unter Anleitung wie möglich erfolgen kann. Wir versuchen hier mit Online-Angeboten die Gruppen zusammenzuhalten", sagt BSV-Vorstandsmitglied Stefan Hebecker. Das sei aber nur bedingt möglich.
Die Politik müsse die große Bedeutung des Sports für das Soziale berücksichtigen. Stefan Hebecker: "Unser Wunsch ist, möglichst viel Sport stattfinden zu lassen." Denn jeder Tag ohne Sport bedeutet auch, dass die Gesundheit der Menschen leidet und bewegungsbedingte Erkrankungen begünstigt werden.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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