Ausbildungsstart noch immer möglich
Die Ergebnisse der Ausbildungsumfrage 2024 der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (INKN), die kürzlich im gleichnamigen Fokus Niedersachsen veröffentlicht wurden, lassen bei IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt die Alarmglocken schrillen: „Das Engagement der Unternehmen, Jugendliche zu erreichen, ist so groß, so kreativ und so vielfältig wie nie – aber dennoch konnten 48 Prozent der niedersächsischen Betriebe ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen.“
Bewerbermangel auf dem Ausbildungsmarkt
Sehr beunruhigend ist darüber hinaus, dass in diesem Jahr 66 Prozent der mehr als 1.500 teilnehmenden Unternehmen in der IHKN-Umfrage auf die Frage, warum nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden konnten, angegeben haben, dass keine Bewerbungen von geeigneten Personen vorlagen. Am zweithäufigsten wurde das grundsätzliche Fehlen von Bewerbungen (33 Prozent) genannt. Das zeigt klar: Der Bewerbermangel verfestigt sich auf dem niedersächsischen Ausbildungsmarkt.
„Unsere Unternehmen in Niedersachsen wollen aber ausbilden! Und der Start in die duale Ausbildung ist auch nach dem Stichtag 1. August bei den rund 19.500 noch offenen Ausbildungsplätzen möglich. Deshalb kann ich nur alle jungen Leute ermutigen, sich über die Vielfältigkeit der dualen Ausbildung zu informieren und sich zu bewerben“, sagt Maike Bielfeldt. „Es gibt weit mehr als die Handvoll IHK-Ausbildungsberufe, die jeder kennt.“
Praktika spielen zentrale Rolle bei der Berufsorientierung
Die niedersächsischen Ausbildungsbetriebe engagieren sich vielfältig. 71 Prozent der Befragten sehen das Angebot von Schüler- und Schnupperpraktika als positive Maßnahme zur Nachwuchssicherung. In der Neufassung des Erlasses zur Berufsorientierung in Schulen, die die niedersächsische Landesregierung gerade vorbereitet, sollte entsprechend ausreichend Raum für Praktika geschaffen werden und insgesamt eine früh ansetzende, systematische und praxisbezogene Berufsorientierung angestrebt werden. Praktika sollten flächendeckend an allen Schulformen angeboten, lokal koordiniert und durch eine verstärkte Kooperation zwischen Schulen und der Wirtschaft unterstützt werden.
Sprache als größte Hürde
Für die Migration in Ausbildung und Arbeit stellen, das bestätigt die Umfrage, mangelnde Sprachkenntnisse das Hauptproblem dar, und zwar unabhängig von Branchen und Unternehmensgrößen. Um das Potenzial der Einstellung von Auszubildenden aus Drittstaaten zu verbessern, sind langfristige und flächendeckende sprachliche Unterstützungsangebote erforderlich. Maike Bielfeldt dazu: „Unsere Unternehmen in Niedersachsen versuchen dem Fachkräftemangel auch durch die Rekrutierung und Qualifizierung ausländischer junger Menschen zu begegnen. Dazu braucht es stärkere Unterstützung beim vorbereitenden und begleitenden Spracherwerb, für den es mehr Angebote und besserer Rahmenbedingungen bedarf.“
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