Nachhaltig oder umweltschädlich?
Ein umstrittenes Projekt: Der geplante Surfpark in Stade - Stimmen sie online ab!
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jd. Stade. Er gehört zu den ungewöhnlichsten Bauprojekten, die im Landkreis Stade jemals geplant bzw. umgesetzt wurden: der Surfpark, der im Süden Stades auf einem bisherigen Maisacker der landwirtschaftlichen Genossenschaft Raisa (vormals Stader Saatzucht) entstehen soll. Wie berichtet, stößt das ehrgeizige Bauvorhaben der Brüder Jan und Dirk Podbielski aus dem Alten Land - beide sind passionierte Surfer - auf Widerstand. Die Kritik der Surfpark-Gegner fokussiert sich vor allem auf Umweltschutz- Aspekte: Moniert werden u.a der angeblich "erschreckend hohe Wasserbedarf" und ein Eingriff in den Wasserhaushalt, der erhebliche Stromverbrauch und das erhöhte Verkehrsaufkommen aufgrund der vielen Besucher. Diese Kritik weisen die Podbielskis zurück. Sie verweisen auf ein ökologisches Konzept und betrachten ihr Vorhaben als ein Projekt im Sinne des nachhaltigen Tourismus.
Zunächst einige Zahlen und Fakten: Das Grundstück befindet sich auf einem ursprünglich als Industriegebiet vorgesehenen Areal an der Kreisstraße 30. Laut B-Plan sind 16,6 Hektar für den Surfpark nebst zugehörigem Gebäude - es soll u.a. Platz bieten für Restaurant, Café und Surfshop - sowie zehn Hektar Erweiterungsfläche ausgewiesen. Nebenan plant die stadteigene Projektentwicklungsgesellschaft ein kleines Gewerbegebiet (vier Hektar).
Projektierer setzt auf Öko-Konzept
Gewerbe- und Surfpark sollen nach ökologischen Gesichtspunkten entwickelt werden, so Podbielski. Konkret: Der Anteil der versiegelten Flächen werde wesentlich geringer sein als in normalen Gewerbegebieten. Zudem sollen zusätzliche Anpflanzungen vorgenommen werden. Für das Anlegen der Wälle soll der Bodenaushub des Surfbeckens verwendet werden.
Bedenken in Bezug auf den Wasserverbrauch kann der Projektierer ebenfalls nicht nachvollziehen. Ein ständiger Austausch des in einem geschlossenen System gefilterten Wassers sei nicht vorgesehen, das Becken werde auch in der kälteren Jahreszeit nicht beheizt. "Wenn es nicht genug regnet, müssen wir den Wasserverlust infolge der Verdunstung ausgleichen", sagt Podbielski. Das soll entweder durch Entnahmen aus dem obligatorischen Regenrückhaltebecken oder durch Nutzung einer eigenen Zisterne geschehen. Über einen solchen Regenwasserspeicher sollen auch Duschen und Toiletten versorgt werden.
Für die Erzeugung der Wellen wird natürlich Strom benötigt: Auch da setzt Podbielski auf eine komplett nachhaltige Energiegewinnung - mittels Wärmepumpen: "Hier entwickeln wir mit den Stadtwerken derzeit ein Konzept."
Kritik gab es auch hinsichtlich der genannten Besucherzahlen: Es wird mit 200.000 Gästen pro Jahr gerechnet. Podbielski setzt diese gewaltig klingende Zahl in Relation: Das Freibad Buxtehude habe über das Jahr gerechnet exakt die gleiche Besucherzahl - und der dortige Verkehr breche trotzdem nicht zusammen. Außerdem wolle man auf den ÖPNV setzen. Mit der KVG sei man bereits wegen einer festen Busverbindung in die Stader City im Gespräch.
Hier finden Sie alle Artikel zum Thema Surfpark in StadeSurfpark-Gegner: Millionen-Versprechungen machen die Politik blind
Gegen die Surfpark-Pläne hat sich eine Bürgerinitiative formiert. Das WOCHENBLATT hatte die Frage aufgeworfen, warum sich erst so spät Widerstand regt. Schließlich wird seit 2018 über das Vorhaben berichtet. Dazu erklärt jetzt Dr. Bernd Hohendorff, einer der BI-Sprecher, dass das Projekt anfangs offenbar nicht ernst genommen worden sei. Zudem hätten die Bürger aufgrund der Pandemie wohl andere Sorgen gehabt.
Die Mitteilung der Stadt Stade, nach der öffentlichen Auslegung des B-Plans habe es 83 Prozent positive Stellungnahmen gegeben, kommentiert Hohendorff wie folgt: "Die Surfpark-Befürworter haben sich sehr wahrscheinlich über Social Media bundesweit organisiert und wie schon bei der ersten öffentlichen Beteiligung im Jahr 2020 eine große Anzahl von inhaltsleeren Stellungnahmen eingereicht." Die 144 positiven Stellungnahmen hätten damals nur einen Tenor gehabt: "Tolles Projekt" - nicht mehr.
Mittlerweile habe die Bürgerinitiative "Surfpark - nein danke" fast 1.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Aktuell führe die BI Gespräche mit den Vertretern der Ratsfraktionen. "Offensichtlich sind die Ratsmitglieder bisher nicht ausreichend oder ungenügend über die gravierenden Umweltprobleme eines Surfparks informiert", meint Hohendorff.
Er verweist auf andere Projekte in Deutschland, wo örtliche BIs ebenfalls Kritik vorbringen. Es gehe um grundsätzliche Fragen vor dem Hintergrund von zunehmender Klimakrise, Artensterben und Umweltverschmutzung. "Unsere Kritikpunkte sind so gravierend, dass eine Zustimmung aus der Politik eigentlich nicht erfolgen darf. Aber es ist wie überall: Die Versprechungen von Investoren mit Millionen Euro machen blind", meint Hohendorff.
Auch in der Redaktion wird das Thema Surfpark kontrovers diskutiert. Lesen Sie dazu bitte folgenden Beitrag:
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