Airbus-Tochter will erweitern: Forschungseinrichtung erhält Anbau
Hoher Besuch im Stader CFK-Valley: Minister griff zu Schirm und Spaten
jd. Stade. Airbus setzt nach der Corona-bedingten Krise in der Luftfahrtbranche wieder zum Steigflug an: Der Flugzeugbauer erweitert im Stader CFK-Valley sein Composite Technology Center (CTC). Die Forschungseinrichtung ist eine 100-prozentige Tochter von Airbus Operations. Neben dem bestehenden Gebäude, in dem schon jetzt rund 50 Mitarbeiter an Leichtbau-Materialien forschen, erfolgte jetzt der erste Spatenstich für den 700 Quadratmeter großen Anbau.
Zum Schippen reiste auch Niedersachsen Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) an. Der Politiker bezeichnete das Neubau-Projekt als "wichtiges Signal mitten in der Krise". Durch die vom CTC vorangetriebenen Innovationen im Leichtbau würde Airbus auch in der Zukunft wettbewerbsfähig bleiben. Der Leichtbau sei schließlich der zentrale Ansatz, um das Ziel des "green fly" zu erreichen. Dank leichterer Flugzeuge könne Kerosin gespart und gleichzeitig Nutzlast und Reichweite erhöht werden.
Die zukunftsorientierte Forschung im Stader CFK-Valley sei auch ein Stück weit Standortsicherung für Deutschland, so der Minister. Angesichts der in Stade-Ottenbeck betriebenen Forschung im Bereich der für den modernen Flugzeugbau so wichtigen Verbundwerkstoffe könne man von einem "Luftfahrt-Campus" sprechen, meint Althusmann. Das CFK-Valley besitze technologisch eine große Strahlkraft. Mit den vor Ort entwickelten Produkten könne man sich auch weiterhin die Technologie-Führerschaft in Sachen Leichtbau sichern.
Auch Dr. André Walter, Vorstand des Mutterkonzerns Airbus Operations, hob die Bedeutung der CTC-Erweiterung hervor. Er sprach von einem "Meilenstein". Mit dem Neubau verknüpft er hohe Erwartungen: "Ich warte jetzt auf den Leichtbau-Rumpf, den ihr mir entwickelt." Walter kündigte an, dass Airbus im kommenden Jahrzehnt "grünes Fliegen" ermöglichen wolle: Bis 2035 will das Unternehmen ein wasserstoffbetriebenes Flugzeug entwickelt haben.
Bis dahin muss im CTC, dessen Erweiterung bis Sommer 2022 fertig sein soll, fleißig geforscht werden. CTC-Geschäftsführer Marc Fette erklärte, der Ausbau eröffne neue Möglichkeiten. So wird eine 1.500-Tonnen-Presse installiert, um mit gewaltigen Kräften Faserverbundstoff zusammenfügen zu können. Solche hoch effizienten Pressverfahren können die bisherige Methode des Vernietens von Flugzeugteilen ersetzen.
Für den Stader Airbus-Werksleiter Jörg Schaupp besteht zwischen seinem Werk und dem CTC die "perfekte Symbiose". Was das CTC an Grundlagen entwickele, werde nebenan im Werk in der Fertigung umgesetzt. Dass sich ein Produktionswerk und ein Forschungszentrum in so unmittelbarer Nähe zueinander befinden, bezeichnet Schaupp als einzigartige Konstellation. So sei ein intensiver Austausch der Beteiligten gewährleistet.
Projekt wie aus dem Lehrbuch
Bauherr ist - wie bei mehreren anderen Gebäuden im CFK-Valley - die stadteigene Projektentwicklungsgesellschaft. Sie hat vor bereits vor 20 Jahren den bestehenden CTC-Bau für acht Millionen Euro errichtet, der an die Airbus-Tochter vermietet ist. Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft ist damals wie heute Stades Wirtschaftsförderer Thomas Friedrichs. Das Projekt sei wie aus einem Lehrbuch für erfolgreiche Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung.
Stades Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU) wies auf die Rolle von Airbus als mittlerweile größten Arbeitgeber der Stadt hin. Rundherum seien zudem 300 weitere Arbeitsplätze im Zusammenhang mit Airbus entstanden. Die Stadt habe damals eigens ein Darlehen für die Baumaßnahme aufgenommen. Der Erfolg rechtfertige das.
Ein Satz von Hartlef ließ aufhorchen. "Ich hoffe, dass die enge Zusammenarbeit mit Airbus auch in Zukunft eine Fortsetzung findet und nicht aufs Spiel gesetzt wird." Das könnte man als Seitenhieb gegen die Umstrukturierungspläne auffassen.
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