Jahresbilanz am Ausbildungsmarkt
Mehr Bewerber, aber weniger Ausbildungsstellen im Landkreis Stade

Foto: AdobeStock / vitaliymateha
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Das Angebot an freien Ausbildungsplätzen ist gegenüber dem Vorjahr erneut leicht gesunken, die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber hat, wie schon in den beiden Vorjahren, zugenommen. Die Agentur für Arbeit Stade zieht, gemeinsam mit der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade und der Industrie und Handelskammer Elbe-Weser, die Bilanz zum abgelaufenen Geschäftsjahr in der Berufsberatung.

Die Zahlen und Fakten zeigen, dass der Ausbildungsmarkt weiterhin im Wandel ist. Die Arbeitsagentur und die Kammern haben große Anstrengungen unternommen, um möglichst vielen jungen Menschen einen Ausbildungsplatz anbieten zu können. Mit Erfolg, die Zahl der unversorgten Jugendlichen ist im Vergleich zum Vorjahr um rund elf Prozent gesunken, die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze nahm, im Vergleich zum Vorjahr, um rund 23 Prozent ab. Die Zahlen im Überblick: 

  • Gemeldete Bewerber/innen: 3.062
  • Veränderung gegenüber Oktober 2022/2023: +82 bzw. +2,8Prozent
  • Gemeldete Ausbildungsstellen: 3.247
  • Veränderung gegenüber Oktober 2021/2022: -82 bzw. -2,5 Prozent

Im zurückliegenden Ausbildungsjahr (1. Oktober 2023 bis 30. September 2024) lag die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen unter dem Niveau des Vorjahres. Seit Oktober des vergangenen Jahres hatten Unternehmen im Bezirk der Agentur für Arbeit Stade 3.247 Stellen für Auszubildende gemeldet, 82 Stellen (-2,5 Prozent) weniger als im Berichtszeitraum des Vorjahres.

Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber nahm hingegen zu. Insgesamt nutzten 3.062 Jugendliche die Berufsberatung bei der Suche nach einer Ausbildung. Das waren 2,8 Prozent (+82 Personen) mehr als im Berufsberatungsjahr 2022/2023.

Statement Agentur für Arbeit

„Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen", sagt Dagmar Froelich, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stade. "Vor dem Hintergrund ungünstiger Prognosen für die Gesamtwirtschaft und einer allgemein eher pessimistischen Stimmung fällt die Bilanz für unseren regionalen Ausbildungsmarkt daher positiv aus." Das zurückliegende Berufsberatungsjahr zeige, dass die Unternehmen Ausbildung als wichtige Maßnahme zur Fachkräftesicherung genutzt haben und trotz konjunktureller Unwägbarkeiten ihre Bemühungen in der Nachwuchsförderung fortführen. Durch intensive Beratungsarbeit konnte die Agentur für Arbeit mehr Jugendliche erreichen und dem bundesweit rückläufigen Trend entgegenwirken.

"Wir werden weiter daran arbeiten, die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen. Unbesetzte Ausbildungsstellen gibt es auch bei uns in der Region. Die Gründe dafür sind vielfältig, oftmals stimmen die Ausbildungsangebote nicht mit den Wunschberufen der Jugendlichen überein oder es stellen sich Fragen zur regionalen Mobilität“, fasst Dagmar Froelich zusammen. „Um die jetzt noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber mit den noch unbesetzten Ausbildungsstellen zusammenzubringen, werden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt. Unter dem Motto: Jeder Jugendliche bekommt eine Chance, lassen wir, gemeinsam mit unseren Partnern am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, nichts unversucht, um jedem bisher unversorgten Jugendlichen zu einer Ausbildungsperspektive zu verhelfen." Durch Beratungsangebote, Vermittlungsprogramme und Fördermaßnahmen unterstütze man Jugendliche und Betriebe, um die duale Ausbildung weiter zu stärken und den Fachkräftenachwuchs in der Region zu sichern.“

Statement Handwerkskammer

Bei den Lehrverträgen in ihrem Bezirk verzeichnete die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade Ende Oktober 4.369 neue Abschlüsse. In der Region Stade gab es Ende Oktober 1.418 neue Lehrverträge und damit nur 98 weniger als im Vorjahr. „Unsere Betriebe wissen, dass sie qualifizierte Fachkräfte am besten durch die Ausbildung im eigenen Betrieb gewinnen. Deswegen hat die Ausbildung für sie unverändert einen hohen Stellenwert, und viele Betriebe suchen weiterhin motivierte Auszubildende“, sagt Claudia Meimbresse, Leiterin Berufliche Bildung bei der Handwerkskammer. Die Erfahrung aus den Vorjahren zeige, dass noch bis zum Jahresende Bewegung auf dem Lehrstellenmarkt sei. Im Trend liegen laut Meimbresse klimarelevante Berufe wie Anlagenmechaniker im Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk und Elektroniker. Auch die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker mit dem Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik sei mit Blick auf die E-Mobilität stark im Kommen.

Trotz dieser Entwicklung gibt Meimbresse aber keine Entwarnung, was die Nachwuchssorgen im Handwerk betrifft: „Der Markt ist heiß umkämpft, und gerade kleine Handwerksbetriebe haben es oft schwer, sich im Wettbewerb als Arbeitgeber gegen die Industrie durchzusetzen“ sagt sie. „Um später genug Fachkräfte zu haben, müssen wir die Nachwuchsarbeit verstärken. In einigen Branchen wird es immer schwieriger, Auszubildende zu finden.“ Eine systematische Berufsorientierung sei daher an allen Schulformen – insbesondere an Gymnasien – dringend notwendig, damit sich mehr junge Menschen für den beruflichen Ausbildungsweg entschieden. Darüber hinaus setze sich die Handwerkskammer für mehr Wertschätzung für das Handwerk und eine Gleichstellung der beruflichen und akademischen Bildung ein. „Auch Abiturienten finden im Handwerk spannende und herausfordernde Berufe, die gleiche Karrierechancen wie ein Studium bieten“, so Meimbresse.

Statement Industrie- und Handelskammer

„Das Ausbildungsjahr 2023/24 endet für Industrie, Handel und Dienstleistung im Elbe Weser Raum erneut mit soliden Zahlen. Die Unternehmen investieren in Berufsorientierungsmaßnahmen und öffnen sich für junge, interessierte Menschen", betont Dirk Immken, Leiter Aus- und Weiterbildung der IHK Elbe-Weser. "Insgesamt wird bei den neu eingetragenen Ausbildungsverträgen derzeit leichtes Plus von fast zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Stichtag 30. September 2024) verzeichnet. Das ist bemerkenswert, denn die Zahlen der Schulabgänger an den allgemeinbildenden Schulen sind weiter rückläufig.“ 

Der Bedarf an Fach- und Arbeitskräften in den Unternehmen werde zukünftig noch weiter steigen, da die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren in Rente gehen. Trotz der wirtschaftlich eingetrübten Lage benötige man auch in Zukunft gut ausgebildete Arbeitskräfte in den Unternehmen. "Ohne diese Grundlage wird auch ein wirtschaftlicher Aufschwung nicht gemeistert werden können", so Immken.

Die berufliche Orientierung junger Menschen sei der Schlüssel zum Erfolg für den Anwerbung potenzieller Auszubildender. Daher kooperieren viele Betriebe verstärkt mit lokalen Schulen und bieten Schulpraktika an. Der Aufwand lohnt sich, denn dadurch lassen sich erste Kontakte knüpfen, und die duale Ausbildung rückt neben einem Studium in den Fokus. Viele Unternehmen machten die Erfahrung, dass es zwar wichtig sei, auf klassischen Ausbildungsmessen präsent zu sein, die junge Generation wünsche sich jedoch direkte praktische Erfahrungen und Erlebnisse vor Ort am zukünftigen Ausbildungsplatz.

"Mit dem DIHK-Projekten UBA Connect und auch Hand in Hand for International Talents werden zudem junge Menschen aus dem Ausland für die Ausbildung und eine berufliche Karriere nach Deutschland geholt. Ohne eine Zuwanderung werden wir die Fach- und Arbeitskräftelücke nicht schließen können“, sagt Immken.

Redakteur:

Stephanie Bargmann aus Stade

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