Handwerk mit Herz und Verstand
Tischlernachwuchs zeigt bei "Die gute Form" Kreativität und Können

- Janna Hildebrand mit ihrem Holztablett
- Foto: Die Medienfrau
- hochgeladen von Stephanie Bargmann
Ein Hauch von Aufbruch und Begeisterung durchzog den Lichthof der Jobelmann-Schule Stade Anfang April. Bereits zum 35. Mal fand dort der renommierte Wettbewerb „Die Gute Form“ statt, bei dem junge Auszubildende des Tischlerhandwerks ihre handwerklichen und gestalterischen Fähigkeiten unter Beweis stellten. Fast 50 kreative Möbelstücke, gefertigt mit Präzision, Leidenschaft und Innovationsgeist, wurden von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen präsentiert – eine beeindruckende Vielfalt, die Jury wie Publikum gleichermaßen überzeugte.
„Die handwerklichen Fertigkeiten und kreativen Konzepte der Auszubildenden haben uns wirklich begeistert“, lobte Berufsschullehrer Frank Beese, der mit sichtlichem Stolz durch die Veranstaltung führte. Besonders die rege Beteiligung – selbst aus dem noch rein schulischen ersten Ausbildungsjahr – unterstrich für ihn den Stellenwert und die Qualität des Wettbewerbs. „Das sind die, die vorne stehen – die sich ausprobieren, sich durchbeißen“, so Beese, der sich sicher ist: Wer bei der „Guten Form“ mitmacht, gehört zur Elite des Handwerksnachwuchses.
Die ausgestellten Arbeiten reichten von stilvollen Tabletts über filigrane Nachttische bis hin zu originellen Garderobenlösungen. Jeder Entwurf spiegelte die persönliche Handschrift und den individuellen Zugang zum Beruf wider. Die Jury, bewusst fachfremd besetzt, bewertete weniger die technische Raffinesse als vielmehr das kreative Konzept und den Mut zu eigenständigen Lösungen. „Der Wettbewerb bietet den Auszubildenden nicht nur die Chance, ihre Fähigkeiten zu zeigen, sondern auch ihre Kreativität auszuleben“, betonte Jörg Kresken von der Innung. Er unterstrich den Lerneffekt des Wettbewerbs: „Dieses Gefühl, man hätte es noch besser machen können – das ist der erste Schritt zur Weiterentwicklung.“
Auch Schirmherrin und Jurymitglied Martina Neumann war sichtlich beeindruckt: „Wertschätzung bedeutet, den anderen in seiner Einzigartigkeit anzuerkennen.“ In einer Studie sei festgestellt worden, dass fast 90 Prozent der Deutschen Handwerksberufe als wichtig oder sehr wichtig ansehen. „Diese gesellschaftliche Bedeutung müsst ihr euch bewusst machen – und auch stolz darauf sein.“
Die Ausstellung und was noch kommt
Die Werke sind noch bis zum 15. Mai in der Jobelmann-Schule zu sehen. Danach zieht eine Auswahl bis zum 28. Mai in die Ausstellungsräume von Eisen Trabandt in der Hansestraße. Ein Besuch lohnt sich – nicht nur für Fachleute, sondern auch für alle, die sich für gutes Design und junge Handwerkskunst begeistern.
Drei Nachwuchstalente
Janna Hildebrandt (19), Siegerin des ersten Ausbildungsjahres, fand über kreative Umwege ins Tischlerhandwerk. Ursprünglich in der Fotografie und Gestaltung unterwegs, entdeckte sie im Praktikum ihre Begeisterung für Holz. Ihr gestaltetes Tablett zeigt ihre Liebe zu Detail und Design. „Es ist präzises Arbeiten, und trotzdem bleibt genug Raum für Kreativität“, sagt sie.
Smilla Klindworth (Tischlerei L&K Harsefeld), Siegerin im zweiten Lehrjahr, stammt aus einer handwerksnahen Familie. Ihr Nachttisch aus Eiche überzeugt durch klare Formensprache und technische Raffinesse. „Ich wollte etwas schaffen, das nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend ist“, erklärt sie. Für Smilla ist Tischlern die perfekte Verbindung aus Handwerk und Kunst.
Hanno Oldach (Tischlerei Sieg Buxtehude), Gewinner im dritten Lehrjahr, begeistert sich für Vintage-Mode und entwarf eine Garderobe speziell für seine Halstücher – inklusive selbst gefertigter Ringe. „Der Beruf ist kreativ, spaßig und sehr flexibel“, sagt er. In Zukunft möchte er sich besonders der Möbelrestauration widmen.
Fazit: Die „Gute Form“ 2025 war nicht nur ein Schaufenster des handwerklichen Nachwuchses, sondern ein lebendiges Beispiel dafür, wie viel Potenzial, Engagement und Leidenschaft in den jungen Tischler*innen steckt. Ein Wettbewerb, der Mut macht – für die Zukunft des Handwerks.
Kommentare