Baubranche zwischen Corona und Nachhaltigkeit
Viebrockhaus-Geschäftsführer Wolfgang Werner im WOCHENBLATT-Interview

Wolfgang Werner, Geschäftsführer des Bauunternehmens Viebrockhaus  | Foto: Viebrockhaus
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ce. Harsefeld. Corona-Krise, Material-Lieferengpässe und Fachkräftemangel - für die Baubranche kommt es derzeit knüppeldick. Das bekommt auch die Firma Viebrockhaus mit Hauptsitz in Harsefeld (Landkreis Stade) zu spüren, die bundesweit zu den führenden Hausbauunternehmen gehört. Im "Interview der Woche" mit WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann, bei dem verschiedene Persönlichkeiten zu aktuellen Ereignissen und Themen befragt werden, nimmt Viebrockhaus-Geschäftsführer Wolfgang Werner (61) Stellung und erörtert auch die große Bedeutung der Nachhaltigkeit im Betrieb.
WOCHENBLATT: Herr Werner, im vergangenen Jahr haben Sie Corona-bedingt viele Geschäftsbereiche Ihres Unternehmens vorübergehend umstrukturiert. So wurden beispielsweise die Musterhausparks und die Stadtbüros geschlossen, so dass dort der direkte Kundenkontakt ausblieb. Haben sich die Mühen gelohnt oder gab es große wirtschaftliche Einbußen?
Wolfgang Werner: Natürlich haben uns – aber auch unsere Kunden – die Lockdown-Phasen sehr gefordert. Wir konnten jedoch in diesen Zeiträumen die Beratungstermine mit unseren Kunden zu großen Teilen sehr schnell und auch sehr gut auf Onlineberatung umstellen. Vor allem konnten und durften wir auf unseren Baustellen weiterarbeiten. Insofern sind wir – trotz der Belastungen für alle Beteiligten - tatsächlich relativ gut durch diese Zeit gekommen.
WOCHENBLATT: Laufen jetzt wieder alle Bereiche im Präsenzbetrieb?
Werner: Bis zum 23. November war das zu großen Teilen wieder so, wobei zwischenzeitlich das Thema Mobile- bzw. Homeoffice natürlich weiterhin gelebt wird. Seit dem 24. November ist ja die Vorgabe im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes, dass allen Mitarbeitern zwingend die Möglichkeit zur Arbeit im Home- bzw. Mobileoffice angeboten werden muss, sofern nicht betriebliche oder persönliche Gründe dagegen sprechen. Unsere Musterhausparks und Stadtbüros sind weiterhin geöffnet, und die Beratungsgespräche finden – natürlich unter Beachtung aller Hygiene- und Abstandregeln - in Präsenzform statt. Auch auf den Baustellen läuft es im Rahmen der 3G-Regel weiter.
WOCHENBLATT: Der Obermeister der Metallhandwerke-Innung im Landkreis Harburg beklagte kürzlich, dass massive Probleme bei Material-Lieferketten und damit verbundene Rohstoff-Preissteigerungen die Existenz von Stahl- und Metallbaubetrieben bedrohen. Inwieweit ist Viebrockhaus davon betroffen?
Werner: Tatsächlich gibt es im Baustoffbereich entsprechende Preissteigerungen. Wir haben hier sicherlich den Vorteil langfristiger Lieferverträge und längerer Vorläufe, und auch unsere eigene Lagerlogistik wirkt sich positiv aus. Das Gute für unsere Kunden ist, dass immer der vereinbarte Festpreis gilt – unabhängig von den Preisentwicklungen.
WOCHENBLATT: Wohin geht der Trend bei den Bauherren: Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhäuser?
Werner: Wir beobachten weiterhin den eindeutigen Wunsch unserer Bauherren nach dem Einfamilienhaus für ihre Familie. Zweifelsfrei wird es in den Ballungsgebieten aber immer schwieriger, (bezahlbare) Grundstücke zu finden.
WOCHENBLATT: Immer mehr Menschen zieht es von der Stadt aufs Land. Spürt auch die Baubranche diese "Fluchtbewegung"?
Werner: Das hängt meines Erachtens insbesondere mit der genannten Grundstückssituation zusammen. Aber auch der durch die Pandemie gewachsene Wunsch nach der "Scholle mit Garten“ für die Familie spielt hier eine Rolle. Wichtig ist, dass in den ländlichen Gebieten insbesondere die digitale und auch kulturelle Infrastruktur stimmt. Hier sind die Kommunen gefordert!
WOCHENBLATT: Wie wird in Ihrem Unternehmen die Nachhaltigkeit praktiziert?
Werner: Das ist bei uns ein ganz wichtiges und zentrales Thema. Schon 2007 haben wir entschieden, keine Häuser mehr zu bauen, die mit Öl oder Gas beheizt werden. In diesem Monat durften wir als einziges Bauunternehmen auf der UN-Weltklimakonferenz COP 26 in Glasgow Vorträge zu unserer in Harsefeld im Bau befindlichen Smart City halten. Dort entstehen derzeit 19 CO₂-neutral gebaute Häuser als besonders energiesparende KfW-Effizienzhäuser 40 Plus, die miteinander intelligent vernetzt sind. Von recycelten Baustoffen bis hin zu begrünten Schrägdächern und der Reduzierung versiegelter Grundstücksfläche von 50 auf elf Prozent ist hier alles berücksichtigt, was nachhaltiges und klimaneutrales Bauen heute leisten kann.
WOCHENBLATT: Wie sieht es mit dem Nachwuchs in der Baubranche aus?
Werner: Schwierig! Der Fachkräftemangel ist einfach da, auch wenn wir uns noch über 1.200 eigene Mitarbeiter freuen dürfen.
WOCHENBLATT: Um die CO₂-Ziele zu erreichen, wird am Haus aus dem 3D-Drucker gearbeitet. Wären Sie bei dieser vermeintlichen "Revolutionierung" mit dabei?
Werner: Damit haben wir uns tatsächlich schon vor vielen Jahren beschäftigt. Wir haben seinerzeit das erste mit 3D-Drucker entstandene Einfamilienhaus der Welt in China besichtigt und mit dem dortigen Unternehmer verhandelt. Aus unserer Sicht war und ist das in der Form allerdings qualitativ und optisch noch nicht für den deutschen Markt geeignet.
WOCHENBLATT: Vielen Dank für das Gespräch.

Metallbauer-Innung beleuchtet auch Auswirkungen von Lieferketten-Problemen
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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