Tostedt
Auch im Alter möglichst selbstbestimmt leben

Foto: bim
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Auch im Alter möchten die meisten Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt leben, doch viele alltägliche Tätigkeiten fallen schwer, auch die Pflege von Haus und Garten wird zur Herausforderung. Das vom Herbergsverein, Altenheim und Diakoniestation zu Tostedt verwaltete Betreute Wohnen in der Tostedter Bahnhofstraße 17 bietet hier eine gute Alternative: Die älteren Menschen leben in ihrer gemieteten Wohnung, haben bei Bedarf Zugang zu Verpflegung, Gruppenangeboten, Betreuung und Pflege.

Unterstützung in
allen Bereichen

"Wir bieten in allen Bereichen Unterstützung an, zum Beispiel mit Mittagessen aus der hauseigenen Küche. Je nach Bedarf unterstützt die Diakonie in der Hauswirtschaft und im pflegerischen Bereich", erläutert Herbergsvereins-Geschäftsführer Helge Johannsen. Außerdem finden verschiedene Aktivitäten im Haus statt, für die eine eigens angestellte Mitarbeiterin zuständig ist. Die Mitarbeiterin vor Ort ist auch Ansprechpartnerin für Wünsche und Sorgen. "Mieterinnen und Mieter schließen für diese Dienstleistung mit dem Herbergsverein einen Betreuungsvertrag", erklärt er.
In die betreute Wohneinrichtung in der Bahnhofstraße zogen 2013 die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ein. Dort stehen den Seniorinnen und Senioren 40 Wohnungen zur Verfügung, ungefähr die Hälfte können von Paaren gemietet werden.

Lachen ist
das erste Gebot

Eine der Betreuerinnen ist die immer gut gelaunte Inge Hachmeister. "Ich bin seit eineinhalb Jahren hier und fühle mich hier richtig wohl", sagt die Quereinsteigerin, die viele Bewohnerinnen und Bewohner als nette Taxifahrerin von ihrem vorherigen Job kennen. "Das ist eine tolle Arbeit, die viel Freude bereitet. Lachen ist das erste Gebot", berichtet Inge Hachmeister. Sie kann bei ihrer Tätigkeit auch eigene Ideen einbringen. "Ich habe Sitztanz eingeführt. Das kommt richtig gut an", sagt sie zu dem Angebot mit Bewegung zu Musik.Durch die Gruppenangebote pflegen die Bewohnerinnen und Bewohner soziale Kontakte. "Es haben sich auch in den Gruppen Freundschaften entwickelt. Auch diejenigen, die nicht mehr so mobil sind, werden mit einbezogen", sagt Inge Hachmeister.

Bewohnerinnen
fühlen sich wohl

Wie eigenständig sie wohnen, beweisen Birgit Dombrowski, von den anderen Bewohnern liebevoll "Deko-Queen" genannt, weil einige ihrer wunderschönen Bilder die Flure des Betreuten Wohnens bereichern, und Ursula Bütefisch. "Das hier ist meine Ferienwohnung", erläutert Ursula Bütefisch. "Ich fühle mich hier wohl, alles ist zentral. Aber ich habe auch noch ein Auto. Wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, haue ich ab", sagt die rüstige Seniorin.

Informationen und Führungen

Das Beratungsbüro für Pflege und Soziales des Herbergsvereins, Altenheim und Diakoniestation zu Tostedt, Bahnhofstraße 17, öffnet anlässlich des zehnjährigen Bestehens am Freitag, 30. Juni 2023, ab 9 Uhr die Türen. An einem Infostand wird über die Arbeit des Herbergsvereins informiert. Um 14.30 Uhr werden die Gäste, je nach Wetterlage, im Speisesaal oder auf dem Parkplatz hinter der Bahnhofstraße 17 des Betreuten Wohnens von Herbergsvereinsgeschäftsführer Helge Johannsen und Tostedts Bürgermeisterin Nadja Weippert begrüßt. Anschließend besteht bei Führungen durch das Haus die Möglichkeit, ausgewählte Wohnungen zu besichtigen. • An einer Führung Interessierte melden sich zur besseren Termin-Koordination unter Tel. 04182-8062948 an. 

Zeit schenken ist wichtig

Der Herbergsverein, Altenheim und Diakoniestation zu Tostedt rief im Jahr 2013 das Beratungsbüro für Pflege und Soziales in der Tostedter Bahnhofstraße 17 ins Leben. "Ausschlaggebend war, dass ältere Menschen so lange es geht in ihrer gewohnten Umgebung bleiben wollen, dabei aber Unterstützung brauchen, da tragende Strukturen wie Familie und Nachbarschaft oft nicht mehr ausreichend sind", erläutert Diplom-Sozialwirtin Christine Petersen vom Beratungsbüro, die u.a. die ehrenamtlichen Alltagsbegleiter koordiniert.

Ziel war es von Beginn an, älteren Menschen durch Nachbarschaftshilfe, kostenlose, unabhängige Beratung und Information rund ums Älterwerden und die Pflegeversicherung zu unterstützen sowie der Einsamkeit bzw. der Isolation im Alter vorzubeugen.

Anfangs dauerte es, bis sich die Angebote herumgesprochen hatten. "Mittlerweile wird das kostenlose Beratungsangebot in allen Fragen der Pflege und vor allem auch die Alltagsbegleitung sehr gut angenommen", berichtet Christine Petersen. Aktuell betreuen rund 40 Ehrenamtliche ca. 130 Kundinnen und Kunden.

Eine wichtige Aufgabe des Beratungsbüros ist die Koordination der Alltagsbegleiterinnen und -begleiter. Sie unterstützen die Senioren bei Alltagstätigkeiten, wie Arzt- und Einkaufsbegleitung oder Hilfen im Haushalt.

Alltagsbegleitung ist eine
wichtige Unterstützung

Eine von ihnen ist Heike Piela. Sie begann 2020 in der Corona-Zeit mit Einkaufshilfen für ein Ehepaar. "Ich wollte etwas Sinnvolles machen, habe zuvor bereits ehrenamtliche Aufgaben übernommen im Kindergarten und in der Schule. Mir macht das Spaß, das ist sehr erfüllend und man bekommt auch sehr viel zurück", sagt sie. Aktuell begleitet Heike Piela drei Damen bei Arztbesuchen und Einkäufen, oder sie spielen. Aus der Betreuung sind inzwischen Freundschaften erwachsen. "Meist trinken wir danach noch eine Tasse Kaffee und reden. Ich genieße viel Vertrauen, die drei Damen wissen, dass alles, worüber wir sprechen, in dem Raum bleibt."

Isabel Hansen, mit 27 Jahren eine der jüngsten Alltagsbegleiterinnen, engagiert sich ebenfalls seit 2020. "Ich war viel im Homeoffice. Als Familienmensch wolte ich helfen. Ich weiß auch die Flexibilität zu schätzen", sagt sie. Denn für Isabel Hansen ist jeder Tag anders - mal Homeoffice, mal zum Arbeitsplatz, mal eine Dienstreise. Daher ist sie für spontane Hilfe und Einkaufsfahrten im Einsatz. "Die Wertschätzung, die man erfährt von denjenigen, denen man hilft, sowie aus dem Büro und von Kollegen" empfindet die 27-Jährige als positive Bestätigung für ihre ehrenamtliche Tätigkeit. "Man hat das Gefühl, dass man tatsächlich hilft und nicht nur nützlich ist", bestätigt Hannelore Wiegel-Stamer.

Neben Christine Petersen, die für die Themen Beratung Pflege und Soziales sowie Beratung und Koordinatorin der Alltagsbegleitung verantwortlich ist, arbeitet im Beratungsbüro als weitere Hauptamtliche Bärbel Krebber (Koordinatorin Ambulanter Hospizdienst). Ute Kahle übernimmt als geringfügig Beschäftigte bzw. ehrenamtlich die Beratung Pflege und ist Vertretung für Christine Petersen.

Statistik zeigt steigenden
Bedarf rund um Pflege

"Unsere Statistik zeigt, dass der Bedarf in allen Fragen der Pflege und Pflegeversicherung in der Bevölkerung der Samtgemeinde Tostedt sehr groß ist", berichtet Christine Petersen. Zu den Fragen, die Menschen beim Älterwerden beschäftigen, gehören u.a.: Heimplatz, Platz im Betreuten Wohnen, Tagespflege, Beantragen und Antrag auf Höherstufung eines Pflegegrads, Kurzzeit- und Verhinderungspflege, Angebote Betreuungs- und Entlastungsleistungen wie hauswirtschaftliche Hilfe und Alltagsbegleitung, ambulante Pflege. "Aus den Beratungsgesprächen ergibt sich außerdem, dass das Thema Demenz mit all seinen Herausforderungen vor allem auch für pflegende Angehörige ein dringendes Thema ist sowie das Thema Unterstützung für Pflegende Angehörige und die Einsamkeit bzw. Isolation älterer Menschen, wenn die Ansprache fehlt", sagt Christine Petersen.

Füe alle Angebote
gibt es Wartelisten

Auch gebe es eine vermehrte Nachfrage nach Heimplätzen, Plätzen im Betreuten Wohnen, Plätzen in der Tagespflege, nach ambulanten Hauswirtschaftskräften und Alltagsbegleitung. In allen Bereichen gibt es allerdings Wartelisten.

Das Beratungsangebot

  • Alle Fragen zur Pflegeversicherung (Pflegegrad etc.)
  • Pflege (stationäre und ambulante Pflege, Tagespflege, Leben mit Demenz etc.)
  • Wohnen im Alter (Infos zu Heimen, Betreutem Wohnen, altersgerechten Umbaumaßnahmen)
  • Betreuungsrecht (Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, amtliche Betreuung)
  • Nachbarschaftshilfe (Alltagsbegleitung)
  • Ambulanter Hospizdienst (ehrenamtliche Sterbebegleitung, Trauerbegleitung, Hospiz etc.)
  • Soziale Fragen: Psychosoziale Schwangerenberatung (Frühe Hilfen, Schwangerschaftskonfliktberatung, Mutterschafts- und Elterngeld u.a.), Eltern-Kind-Kuren, Kuren für pflegende Angehörige, Familienerholung, Anträge Hilfe zur Pflege und Schwerbehindertenanträge (momentan aus Kapazitätsgründen nur für Bewohner des Betreuten Wohnens und stationär im Herbergsverein).

Auf Spenden angewiesen

Regelmäßig werden Kurse für Alltagsbegleitung und Sterbebegleitung angeboten.

Es gibt noch einige wenige Plätze im Befähigungskurs für Sterbebegleitung Ende August. Für den ab Oktober beginnenden Kursus für Alltagsbegleitung findet am Montag, 18. September, um 19 Uhr ein Informationsabend im Konferenzraum der Diakonie, Bremer Straße 37 in Tostedt, statt. Weitere Infos für beide Kurse gibt es im Beratungsbüro unter 04182-8062948.

Nach wie vor ist das Beratungsbüro für Pflege und Soziales, Bahnhofstraße 17 in Tostedt, auf Spenden angewiesen, damit das Angebot weiterhin kostenlos bleiben kann. Das Beratungsbüro wird hauptsächlich durch Spenden und durch Abrechnungen der ambulanten Pflege finanziert.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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