Tostedt
Bahnhof bleibt ein ekliger Schandfleck
Der Bahnhof in Tostedt ist wahrlich kein positives Aushängeschild für die Kommune. Überall Abfall, Kippen, Graffiti, dazu ständig überquellende Mülltonnen vor den vermieteten Wohnungen des Bahnhofsgebäudes. Wobei man den Mietern vermutlich noch nicht einmal allein die Schuld geben kann, da die Tonnen frei zugänglich sind und auch andere Leute womöglich ihre Abfälle dort entsorgen. Denn wo Müll ist, sammelt sich schnell weiterer Unrat an. Dort standen zwischenzeitlich auch zwei Einkaufswagen, die wurden aber offenbar von den Mietern aus einem der umliegenden Supermärkte "verschleppt".
Absolut keine Werbung für Tostedt
WOCHENBLATT-Leser Knut Nenninger, der verschiedene Bereiche des Schandflecks Bahnhof fotografiert hat, findet klare Worte: "Unabhängig von der aktuellen Vermüllung ist der Bahnhof Tostedt absolut keine Werbung für Tostedt, und würde mich davon abhalten, (wieder) nach Tostedt zu ziehen. Darüber hinaus empfinde ich nur noch Ekel, wenn ich morgens und abends am Bahnhof über Urinlachen, Erbrochenes und Rotze steigen muss. Auch überfällt mich eine gewisse Ohnmacht und Wut, wenn ich spüre, dass die Situation immer schlimmer wird, und sich keiner für die Situation verantwortlich fühlt. Auch wenn es dort aufgrund verschiedener Akteure (DB Netz, SG Tostedt und Privatpersonen) sicherlich schwierig ist, einheitlich zu handeln, wünsche ich mir, dass die Samtgemeinde Tostedt im Wege einer Ersatzvornahme die unhaltbaren Zustände dort abstellt und den übrigen Verantwortlichen die Kosten in Rechnung stellt. Weiter würde ich mir wünschen, dass der Fachdienst Gefahrenabwehr der Samtgemeinde Tostedt dort Präsenz zeigt und Fehlverhalten sofort ahndet. Es beschleicht mich auch das Gefühl, dass die Steuereinnahmen der Pendler in der Samtgemeinde willkommen sind, aber deren Sorgen und Nöte ignoriert werden", schimpft er.
Hintergrund: Das historische Gebäude befindet sich seit dem Jahr 1986 in wechselndem Privatbesitz. Das Bahnhofsgelände mit der Brücke bis zum Übergang zur P+R-Anlage sowie die Bahnsteige bis zum Gebäude gehören der Deutschen Bahn, der Samtgemeinde Tostedt der Bus- und Fahrradbereich, das Parkhaus und das vermietete Flachdachgebäude mit dem Fahrkartenverkauf.
Samtgemeinde für Papierkorb zuständig
"Für den Papierkorb sind wir zuständig. Der wird regelmäßig, im wöchentlichen Rhythmus, durch den Bauhof geleert", sagt Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam. Allerdings falle zu gewissen Anlässen, beispielsweise nach Fußballbspielen in Hamburg, schon mal mehr Müll an.
Ist der Mülleimer mal wieder überfüllt, könne man sich telefonisch oder per E-Mail an die Samtgemeinde wenden. Dafür sowie für die Meldung von Schäden gibt es bereits seit dem Jahr 2016 ein "Beschwerdeportal" unter www.tostedt.buergertipps.de.
Die Situation mit den überquellenden Mülltonnen vor dem Bahnhofsgebäude bezeichnet Dörsam als "extrem ärgerlich". Das Ordnungsamt sei zwar mehrfach eingeschritten, aber ganz offensichtlich ohne dauerhaften Erfolg. Auch wenn statt einer Mülltonne wie vor einem Jahr inzwischen zwei Mülltonnen dort stehen.
"Das Grundübel ist, dass wir keinen Ansprechpartner haben", sagt Dörsam. Die aktuelle Eigentümerin des Bahnhofsgebäudes habe wegen der Missstände an ihren Sohn verwiesen, der aber nicht erreichbar sei. "Da ist kein Wille vorhanden", erklärt Dörsam resigniert.
Beschwerden an die "3-S-Zentrale" der DB
Beschwerden über den Bereich in Zuständigkeit der DB können über die "3-S-Zentrale" Bremen gemeldet werden, deren Telefonnummer (0421-221 4780) außen an den Fahrstühlen angegeben ist. Die "3-S-Zentrale" - die "3 S" stehen übrigens für "Service - Sicherheit - Sauberkeit" - soll täglich rund um die Uhr erreichbar sein. Aber auch die Samtgemeinde gebe Beschwerden weiter, so Dörsam.
Dass das alte Bahnhofsgebäude und die umliegenden Einrichtungen unterschiedliche Eigentümer und somit Zuständigkeiten haben, interessiert die Bahnfahrer natürlich wenig - das Gesamtbild zählt. Insbesondere fehlen dort auch öffentliche Toiletten. Über öffentliche Toiletten im Bahnhof bzw. in dessen Umfeld wird erneut seit Monaten politisch beraten. Die Verwaltung hat verschiedene Varianten geprüft, deren Kosten zwischen 105.000 und 180.000 Euro liegen zuzüglich monatlicher Wartungskosten von 2.500 Euro. Aufgrund der Haushaltslage wird es vermutlich wieder nicht für öffentliche Klos reichen.
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