Bastler Helmut Hilmer baut Modell von "Otter 1950"

Helmut Hilmer in seiner Werkstatt, in der Otter 1950 in Miniatur entstand
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bim. Otter. Das ist ein beeindruckendes Bild: Auf einer sechs mal sechs Meter großen Platte hat Helmut Hilmer aus Otter "sein" Dorf nachgebaut, wie es im Jahr 1950 aussah. Der 79-Jährige wollte damit die Besiedlung zu der Zeit und die damaligen Lebensumstände für die Nachwelt erhalten. Sein Werk "Otter im Jahre 1950" präsentiert er am Samstag und Sonntag, 6. und 7. Oktober, jeweils von 14 bis 18 Uhr in der Aula der Grundschule Otter. Die Veranstaltung wird organisiert vom Pfeifenclub und vom örtlichen Seniorenclub. Der Eintritt ist frei.
Helmut Hilmer gehört seit 1960 dem im Jahr 1919 gegründeten Pfeifenclub "Blauer Dampf" Otter an, war 19 Jahre lang mit Unterbrechungen dessen Vorsitzender. "In den Statuten stand damals, dass man nur fünf Jahre lang am Stück Vorsitzender sein durfte. Vor 15 Jahren hat man die Satzung geändert", erzählt er. Rauchen galt damals übrigens als Privileg.
Was seitdem und weiterhin Bestand hat: Der Pfeifenclub ist ein Verein der Geselligkeit und hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Sitten und Gebräuche zu erhalten.
Seit der Wiedergründung im Jahr 1948 richtete der Verein die Preis- und Kindermaskerade aus, veranstaltete einen Frühlingsball und hob auch eine plattdeutsche Theatergruppe aus der Taufe. Die Kindermaskerade ist - mit einer kurzen Pause - bis heute Teil des Pfeifenclub-Jahres. Weitere gut besuchte Veranstaltungen sind die Bingo-Show und das Boßeln rund um den Otterberg. Vor vier Jahren baute Helmut Hilmer mit weiteren Mitgliedern nach dem Boßeln das Zelt ab. Bei einem Glas Bier plauderten die Rentner über alte Flurnamen. "Es waren einige dabei, die Plattdeutsch verstehen, aber mit den Namen dennoch nichts anfangen konnten", berichtet der 79-Jährige. "Ich dachte, wenn ich das jetzt nicht aufschreibe, sind die alten Hofnamen für alle Zeit verloren." Er überlegte sich, wie die Vergangenheit Otters nachfolgenden Generationen vermittelt werden kann und kam auf die Idee eines plastischen Modells mit den alten, originalgetreu nachgebauten Häusern.
Er stieß auf ein altes Büchlein mit den Hofnamen und den Besitzern aus dem Jahr 1950. "Nach dem Zweiten Weltkrieg ruhte die Bautätigkeit zunächst", sagt Helmut Hilmer. Der erste Neubau sei 1949 entstanden - und fällt damit in die Zeit der Pfeifenclub-Neugründung. "Damals gab es 87 bebaute Grundstücke. Alt-Bürgermeister Herbert Busch hat mir die Pläne von Otter besorgt. Und dann habe ich mit dem Bau unseres Hauses angefangen." Der Rentner gab einem Styropor-Rohling die Form seines Hauses, spachtelte und grundierte ihn und malte ihn an. "In Filigranarbeit kamen die Fenster dazu. Ein Dach musste auch drauf", erläutert er zu den Arbeiten in seiner Werkstatt.
Styropor wählte er, weil das Material schön leicht ist. Immerhin mussten die vielen kleinen Häuschen - von Wohnhäusern über das alte Feuerwehrhaus bis zu den beiden damals im Ort bestehenden Schulen - auf der transportablen Platte aufgestellt werden.
Auch die damals existierenden Bäume durften natürlich nicht fehlen. Da wurde Hilmers Experimentierfreude auf die Probe gestellt. "Zuerst fertigte ich Bäume aus Schaumgummi. Das funktionierte nicht. Dann habe ich mich hinter den Kulissen des Miniatur-Wunderlands Hamburg erkundigt, wie deren Bäume gemacht sind. Deren Bäume sind aus Plastik und kosten pro Stück 3 Euro. Das schied aus. Aber man gab mir die Adresse einer Versandfirma, die Flocken für Eisenbahnmodellbau herstellt", sagt Helmut Hilmer. Mit diesen Flocken konnte er die Baumkronen herstellen, die Mini-Stämme und -Zweige, die eigentlich Heidelbeersträucher sind, besorgte er während seiner sonntäglichen Spaziergänge.
Für jedes der kleinen Häuser hat Helmut Hilmer eine Art Steckbrief angefertigt mit dem Hofnamen, dem Namen der Eigentümer, der Anzahl der gehaltenen Kühe und weiteren Bemerkungen zu Besonderheiten. 1950 gab es in Otter noch zwei Gastwirtschaften. Und schon damals kamen Flüchtlinge in den Ort, sodass die Bevölkerung in Otter von 521 Einwohnern 1939 auf 894 im Jahr 1950 wuchs. Einige der Flüchtlinge waren im "Trumpen", so der damalige Hofname des späteren Gasthofs Gerlach, untergebracht. Zum Hof "Trumpen" von Christoph Meyer gehörten Landwirtschaft und Gaststätte. Nachdem der Gasthof Gerlach im Februar 2015 mangels Nachfolge geschlossen wurde, zogen dort erneut Flüchtlinge ein. Der Name "Trumpen", so hat Helmut Hilmer herausgefunden, geht vermutlich auf einen Soldaten vor ca. 200 Jahren zurück, der dort Trompete spielte.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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