Das sagen die WOCHENBLATT-Leser
Gleichberechtigung auf dem Königsthron
(bim/jd). Darf eine Frau „regulärer“ Schützenkönig werden oder nicht? Diese Frage stellte das WOCHENBLATT in der vergangenen Wochenendausgabe. Anlass war ein Eklat in der Samtgemeinde Harsefeld, bei dem eine Schützenkönigin nicht am Samtgemeinde-Königsschießen teilnehmen durfte. Hier ein kleiner Auszug der Leserzuschriften:
• Holger Schmidt aus Insel: „Ich selber bin seit über 35 Jahren aktives Mitglied im Schützenverein Insel (Kreisschützenverband Soltau). Wir haben es in unserem Schützenverein vor einigen Jahren eingeführt, dass auch Frauen Schützenkönig werden dürfen, und 2013 hatten wir auch eine Schützenkönigin. Meiner Meinung sollten auch Frauen Schützenkönig werden dürfen. In vielen Vereinen unseres KSV können auch Frauen die Königswürde übernehmen. Es dürfen auch Königinnen am Wettbewerb des Kreisschützenkönigs bei uns teilnehmen. Im Jahr 2012 hatten wir sogar eine Kreiskönigin aus Schneverdingen. Sie war übrigens als einzige Königin beim Kreiskönigsschießen dabei. In unserem KSV kenne ich mindestens drei Vereine, in denen eine Frau Vorsitzende ist. Bei der Schützengilde Soltau ist es üblich, dass der Soltauer Bürgermeister der 1. Gildeherr ist. Vor vielen Jahren hatte Soltau eine Bürgermeisterin und diese war auch während ihrer Amtszeit die 1. Gildefrau. Ich bin der Meinung: Gleichberechtigung für alle, und da darf das Geschlecht keine Rolle spielen.“
• Joachim Geldner aus Harsefeld: „Seit der Gründung des Schützenvereins Issendorf hat dessen König bzw. deren Königin auf die Königsscheibe der Samtgemeinde geschossen. Urplötzlich wollen einige Ewiggestrige das nicht mehr. Es ist nicht nur eine Diskriminierung der Frau, sondern auch eine Respektlosigkeit gegenüber einem kleinen, aber fortschrittlichen Verein. Beim Niederelbischen Bezirksschießen hat niemand ein Problem damit, dass eine Frau auf die höchste Würde, den ‚König aller Könige‘ schießt.“ Ich bin auch dafür, Traditionen am Leben zu erhalten. Hier sollte man mit Augenmaß agieren. Unter dem Deckmantel der Tradition wird hier einer Königin ein Recht verweigert. Der Einwurf, dass zwei ‚Traditionsvereine‘ ja schon eine Frau an der Spitze haben, heißt soviel wie: Ganz schwanger wollen wir nicht werden - nur ein bisschen.“
• Heribert Osburg aus Buchholz: „Ich bin im Vorstand der Kolpingsfamilie St. Petrus in Buchholz. Seit über 50 Jahren besteht unsere Kolpingsfamilie in Buchholz, und seit fast dieser Zeit veranstalten wir intern jedes Jahr unser Schützenfest, in dem wir mit Luftgewehren einen geschnitzten Vogel abschießen und den Schützen des Rumpfes zu unserem Schützenkönig proklamieren. Zu Beginn unserer Kolpinggemeinschaft waren nur Männer Mitglied; Frauen wurden erst Anfang der 1970er Jahre aufgenommen. Seit dieser Zeit haben wir aber selbstverständlich auch Frauen zum Schießen auf den Vogel zugelassen und es sind bisher (erstmals 1983) viele Frauen Schützenköniginnen geworden.
Es gibt keine Bevorzugung irgendwelcher Art, es muss keiner eine besondere Leistung/Verpflichtung (Geld) zur Gestaltung der Feier (Kommers) usw. aufbringen, es soll immer die Freude an einer fröhlichen Veranstaltung im Vordergrund stehen.
Das würden wir uns auch von den Schützenvereinen wünschen, denn Traditionen sollten zwar erhalten bleiben, aber sie müssen auch von Zeit zu Zeit an die modernen Verhältnisse angepasst werden.“
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