Im Landkreis Harburg
Kampf ums Heidewasser wie David gegen Goliath
bim. Wörme. Der Hof Kröger befindet sich mindestens seit Beginn des 17. Jahrhunderts in Familienbesitz. Mit Klaus-Detlef und Sonja Kröger sowie ihren Kindern leben und arbeiten die 16. und 17. Generation auf dem Hof, zu dem aktuell 50 Hektar Grünland, 100 Hektar Wald sowie Fischteichanlagen mit Forellenzucht an der Seeve, umgeben vom Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, gehören. Doch durch die Grundwasserförderung der Hamburger Wasserwerke (HWW) wird ihnen buchstäblich das Wasser abgegraben, auch wenn das große Hamburger Unternehmen das bestreitet. Der private Hofbesitzer Klaus-Detlef Kröger ist sozusagen der kleine "David", der gegen den HWW-Konzern "Goliath" und dessen hohe Wasserfördermenge vor Gericht zieht.
Uneinigkeit bei der Höhe
der Wasserförderung
Die HWW möchten 18,4 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich auf Grundlage einer Bewiligung aus der Heide fördern. Der Landkreis Harburg hat den HWW im Mittel 16,1 Millionen Kubikmeter auf Grundlage einer leichter widerrufbaren "gehobenen wasserrechtlichen Erlaubnis" bewilligt, die Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide (IGN) hält zwölf Millionen Kubikmeter Wasser oder weniger für ausreichend, damit auch der Eigenbedarf des Landkreises gesichert ist. Sechs Klagen gegen die im April erteilte "gehobene Erlaubnis" hatte das Verwaltungsgericht Lüneburg unter Vorsitz von Richter Thomas Pump im vergangenen Oktober abgewiesen (das WOCHENBLATT berichtete). Die Anliegen der privaten Kläger, darunter Klaus-Detlef Kröger, seien aber vor dem Verwaltungsgericht nach einer vorangegangenen "Gutachterschlacht" bei diesem sehr komplexen Thema kaum zur Sprache gekommen.
Schon sein Vater musste hohe
Kosten für Rechtsstreit aufbringen
"Schon mein Vater musste als Grund- und Forellenzuchtbesitzer hohe Kosten für einen Rechtsstreit aufbringen, um seine Existenz zu sichern, als die erste Förderbewilligung im Raum stand", berichtet Klaus-Detlef Kröger. "1974 begann die amtlich begleitete Beweissicherung auf dem Hof durch die HWW." Damit sollte festgestellt werden, welchen Einfluss die vier Pumpen zwischen Handeloh und Lohbergen auf den Betrieb haben. Das Wasser für die Forellenteiche entspringt im Quellgebiet im Bereich der Wörmer Landwehr. "Dort wurde die Oberflächenwassermessstelle 'Wörme M1' installiert. Diese misst die Wassermenge in dem Bach, der Zulauf zur Forellenzucht ist und deren Bestand sichert", erläutert Kröger. Dass die Grundwasserförderung durch die HWW einen direkten Einfluss auf Bäche und Flüsse in der Heide hat, war spätestens zu erleben, als die vier Pumpen 1985 in einem Pumpversuch unter Volllast gefahren wurden. "Alle Quellen im Haupthaupt-Quellgebiet fielen trocken, die Naturteiche konnten kein Wasser mehr aufstauen", sagt Klaus-Detlef Kröger.
Ortstermin mit der damals
zuständigen Bezirksregierung Lüneburg
Daraufhin habe es einen Ortstermin mit der damals zuständigen Bezirksregierung Lüneburg, den HWW und seiner Mutter gegeben. "Ich war damals als Jugendlicher dabei. Oberkreisdirektor Hans-Joachim Röhrs hat federführend moderiert und erwirkt, dass von den vier Bohrungen nur noch eine voll betrieben wird und die anderen heruntergefahren werden. Ab 1992 wurde die Förderung peu à peu wieder hochgefahren. Es hat drei Jahre gedauert, bis der Bach wieder ausreichend Wasser führte", berichtet Kröger. Die Familie selbst entlaste die Quellen, indem das Wasser in den Quellteichen nicht mehr so hoch aufgestaut werde wie die 100 Jahre zuvor.
Messstelle "Wörme M1" wurde schon
vor Jahren von den HWW aufgegeben
Mit dem Urteil des Verwaltungsgerichts Lüneburg erfuhr Klaus-Detlef Kröger, dass die Messstelle "Wörme M1" schon vor Jahren von den HWW aufgegeben worden sei - angeblich 2012 im Einvernehmen mit Familie Kröger. "Keiner der Familie Kröger hat je in eine solche Einigung eingewilligt", betont Kröger. "Für uns ist es paradox, diese Messstelle, die die größte Beweissicherungskraft hat, aufzugeben." Die Messstelle am Bachzulauf zu den Forellenteichen, ein Metallkasten mit Aufzeichnungszubehör und einem Wasserstandsmesser an einer kleinen Brücke, ist komplett marode. Eine Geländerhälfte ist umgekippt, ein Schild weist darauf hin, dass die "wasserwirtschaftliche Anlage" der HWW nicht mehr betreten werden darf. Und das, obwohl die Messstelle im Beweissicherungsbericht der HWW aus dem Jahr 2017 aufgeführt sei. "Klammheimlich wurde die Beweissicherung stillgelegt. Als Grundeigentümer hat man keine Möglichkeit, selbst eine Beweissicherung zu machen. Und es ist als einzelner Betroffener unmöglich, für den Rechtsstreit ausreichend Geld aufzubringen", beklagt Klaus-Detlef Kröger.
Rechtsanwälte und
Gutachter kosten viel Geld
Deshalb ist er froh, dass ihn die Interessengemeinschaft Grundwasserschutz, in deren Vorstand er sich seit vielen Jahren engagiert, unterstützt. Allerdings: Die beiden Klagen - die von Kröger und die der IGN im Namen der Naturschutzverbände - vor dem Verwaltungsgericht und demnächst vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg werden die Wasserschützer rund 200.000 Euro für Rechtsanwälte und Gutachter kosten. Daher ist die IGN auf Spenden angewiesen.
• Wer helfen und die heimische Grundwasserversorgung schützen will, spendet auf folgendes Konto: IBAN DE82 2406 0300 4900 9001 00.
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