Neue Ära am Amtsgericht Tostedt - Dr. Astrid Hillebrenner ist die erste weibliche Direktorin und Nachfolgerin von Joachim Pittelkow
bim. Tostedt. Sie sprach als Richterin die Urteile in den beiden für Tostedt in den vergangenen Jahren entscheidendsten Strafprozessen - im Januar 2010 gegen einen Arzt wegen zweifachen sexuellen Missbrauchs von Patientinnen und im Februar 2011 gegen den Neonazi Stefan Silar wegen schweren Landfriedensbruchs zu eineinhalb Jahren Haft. Dieses Urteil wurde später zwar vom Oberlandesgericht Celle kassiert, war aber ein Paukenschlag für die norddeutsche Neonazi-Szene. Jetzt kehrt Dr. Astrid Hillebrenner (38) ans Amtsgericht Tostedt zurück - als erste weibliche Direktorin und Nachfolgerin von Joachim Pittelkow (66).
In mehreren Grußworten, u.a. von Landrat Rainer Rempe, vom leitenden Staatsanwalt Hartmut Nitz und Christian Denkeler, Vorsitzender des Anwaltsvereins Stade, wurden die Leistungen von Joachim Pittelkow gewürdigt, der 37 Jahre lang als Richter am Amtsgericht Tostedt tätig war, davon 14 Jahre als Direktor.
Auch für ihn war der Umgang mit der örtlichen Neonazi-Szene eine Herausforderung. „Es war schwer zu ertragen, dass der Ort wegen 20, 30 Rechtsradikalen, die hier ihr Unwesen trieben, einen so schlechten Ruf hatte, und dass junge Leute in den rechten Sumpf gezogen wurden“, so Pittelkow, für den es daher selbstverständlich war, im 2011 gegründeten Präventionsrat der Samtgemeinde mitzuarbeiten.
Neben der „Körperertüchtigung“, die in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen sei, will er in seinem Ruhestand ehrenamtlich aktiv sein, u.a. in der Töster Bürgerstiftung.
Dr. Astrid Hillebrenner erhielt in den vergangenen vier Jahren am niedersächsischen Justizministerium spannende Einblicke in die Landespolitik. Dennoch war es ihr ein Herzensanliegen, an ihre alte Wirkungsstätte zurückzukehren. „Ich habe hier eine wunderbare Zeit gehabt und schätze die große Kollegialität“, sagt sie über die rund 90 Mitarbeiter.
Und obwohl das Amtgericht Tostedt einen großen Zuständigkeitsbereich bis Winsen, Buxtehude, Harburg und Rotenburg hat und für Registersachen sämtlicher Amtsgerichte aus dem Landgerichtsbezirk Stade zuständig ist, findet Dr.
Astrid Hillebrenner, dass es genau die richtige Größe habe. „Ich übernehme ein sehr gut aufgestelltes Gericht mit vielen motivierten Mitarbeitern. Und ich bin gerne hier, weil die Bearbeitung von Familien-, Zivile- und Strafrechtsverfahren abwechslungsreich ist und ich mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun habe“, so Astrid Hillebrenner.
Eine langfristige Herausforderung sieht sie in der Umstellung auf den elektronischen Rechtsverkehr. Dann sollen Schriftstücke nicht mehr nur per Post oder Fax, sondern auch per E-Mail eingereicht werden können. „Auf lange Sicht soll es keine Papier-Akten mehr geben. Das ist eine große Herausforderung, denn Mitarbeiter müssen geschult und jeder Arbeitsplatz umgestellt werden“, erläutert sie.
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