Statt Gewerbe: Dort lebten die Buchholzer in der Eisenzeit
bim. Buchholz. Wo heute das Gewerbe brummt, lebten vor ca. 1.800 Jahren Menschen aus der Eisenzeit. Was sie zurückließen, als sie ihre Siedlungen aufgaben, wird jetzt nach und nach von Archäologen ans Tageslicht befördert und untersucht. Im Buchholzer Gewerbegebiet Trelder Berg an der B75 herrscht derzeit rege Grabungsaktivität: Auf einer Fläche neben dem T+T-Markt ist Kreisarchäologe Dr. Jochen Brandt vom Helms-Museum mit Archäologiestudenten im Einsatz, schräg gegenüber das Unternehmen „Archaeofirm“ mit Grabungsleiterin Freia Tröger.
Bereits bei der Erschließung des Gewerbegebietes im Jahr 2001 wurde die alte Siedlung entdeckt, die sich über größere Teile des Gewerbegebiets erstreckt. „Seitdem machen wir die meisten Grabungen baubegleitend, je nachdem, wie die Flächen verkauft werden“, sagt Jochen Brandt.
Auf dem rund 4.000 Quadratmeter großen Baugrundstück, das Jochen Brandt sowie 14 Studenten des Landkreises Harburg und der Universität Hamburg seit drei Wochen „beackern“, befinde sich der östliche Siedlungsrand. „Nicht alle Häuser der Siedlung sind gleichzeitig entstanden. Ich vermute, dass hier drei, vier Gehöfte waren. Genaueres kann man erst sagen, wenn alle Flächen abgegraben sind und die wissenschaftliche Auswertung vorliegt“, so Brandt.
Nachdem der Mutterboden abgetragen war, tauchten die ersten Fundstücke auf - tütenweise Keramikscherben. Eine besonders interessante Scherbe einer Schale hat Studentin Eva Ristau gefunden. Bei der hatte der Töpfer ein Muster mit seinem Fingernagel in den Ton gedrückt. „Das ist typisch zweites, drittes Jahrhundert“, so Brandt. Auch ein Graben wurde entdeckt, der vermutlich eine Gehöftgrenze darstellte.
Im nächsten Schritt nimmt ein Bagger ganz vorsichtig weitere Erdschichten ab. „Die Schwierigkeit dabei ist: Was lassen wir stehen? Wo arbeiten wir uns drumherum?“, erläutert Jochen Brandt.
Bezahlt wird die Grabung von der Stadt Buchholz als Erschließungsträger mit Beteiligung des Landkreises in Form der eingesetzten fünf Studenten.
Während die Fläche neben dem T+T-Markt prophylaktisch und in Ruhe abgegraben wird, müssen die Archäologen von „Archaeofirm“ schräg gegenüber unter gewissem Zeitdruck arbeiten. Denn dort will demnächst das Unternehmen Milewski Fahrzeugtechnik bauen.
Obwohl diese Fläche erst seit Montag bearbeitet wird, haben Freia Tröger und ihr Team bereits an die 200 Befunde gemacht. „Dabei handelt es sich vorwiegend um Pfostengruben als Hausgrundrisse, ein paar Feuerstellen und eine Grube, aus der viel Keramik herauskommt“, erläutert die Grabungsleiterin, die sechs Wochen für die Abgrabung eingeplant hat.
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