In Königsmoor
Wie lange hält die Bahnbrücke durch?

Die Bahnbrücke ist seit vergangenem Oktober nur einseitig befahrbar und auf Kfz bis 30 Tonnen beschränkt | Foto: bim
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  • Die Bahnbrücke ist seit vergangenem Oktober nur einseitig befahrbar und auf Kfz bis 30 Tonnen beschränkt
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bim. Königsmoor. Auch wenn es vermeintlich nur rund 620 Bürgerinnen und Bürger betrifft: Die Kreisstraße 23 (Baurat-Wiese-Straße) in Königsmoor und die Brücke über die Bahnstrecke bilden eine wichtige Achse zwischen Heidekreis, B75 und Rotenburg, nicht nur für Pendler, auch für den landwirtschaftlichen Verkehr und Zulieferer. Weil die Tragfähigkeit der Brücke nicht mehr gewährleistet ist, darf sie seit vergangenem Oktober per Ampelschaltung nur noch einseitig und von Kfz bis maximal 30 Tonnen befahren werden. Der Kreisbauausschuss empfahl in seiner jüngsten Sitzung einstimmig, einen Neubau zu planen und dann ins Bauprogramm aufzunehmen. Der Neubau der Brücke soll aber erst im Jahr 2028 (!) erfolgen.

Und nicht nur das: Die Kreisstraße 23 war im Straßenbauprogramm des Landkreises zunächst bereits für 2017 vorgesehen, dann für vergangenes Jahr. Weil die Instandhaltungsmaßnahmen im Zuge der Brückenerneuerung erfolgen sollen, wird auch diese dringend notwendige Sanierungsmaßnahme auf den St. Nimmerleinstag vertagt.

Die Schäden an der Brücke beruhen laut dem Experten nach der letzten Prüfung "auf konstruktiven Fehlern in dem Gesamtbild des Bauwerkes, mangelnder Herstellung der Spanngliedverankerung und zu dünner Betonüberdeckung der Bewehrung." Die Diagnose für die Brücke klingt weit dramatischer: "Bei Ausfall eines oder zweier Spannköpfe kann der Versagensfall eintreten und die Brücke einstürzen. Die Lagersockel weisen ebenfalls starke Schädigungen auf." Die Empfehlung des statischen Prüfers lautete daher, "kurzfristig einen Ersatzneubau zur Kreisstraßenüberführung zu schaffen". Allerdings kann bei sechseinhalb Jahren von der Planung bis zum Bau nicht von "kurzfristig" gesprochen werden. Und die Erfahrungen bei der Erneuerung der Bahnbrücke in Sprötze zeigen, dass sich der Neubau durchaus verzögern und vor allem viel teurer werden könnte. Kostenschätzung nach jetzigem Stand: 4,5 Millionen Euro (Abbruch, Neubau und Ingenieursleistungen). Der Landkreis rechnet für die Brücke mit einer Bauzeit von einem Jahr.

Die Begründung des Landkreises, dem das Bauwerk aus dem Jahr 1978 gehört, für die jahrelangen Beschränkungen: Die Deutsche Bahn braucht eine solch lange Vorlaufzeit, um die Umleitung des Bahnverkehrs während der Arbeiten zu organisieren.

Das Problem: Sollten die Schäden schlimmer werden, kann es passieren, dass die Brücke vorzeitig für den Schwerlastverkehr oder gar komplett für den Verkehr (außer Rettungsdienste) gesperrt wird.
Da klang es fast schon wie Hohn, dass sich der CDU-Kreistagsabgeordnete und Landwirt Karl-Siegfried Jobmann als Einziger im Kreisbauausschuss zu Wort meldete und ausgerechnet für den teilweise schweren landwirtschaftlichen Verkehr die Prüfung einer Freigabe vorschlug, da einige Landwirte nun 30 Kilometer Umweg zwischen Stall und Grünland fahren müssten. Allerdings halten sich schon jetzt einige "Schwergewichte" nicht an das Überfahrtsverbot. Eine Sperrung würde aber für alle Nutzer der Strecke solch lange Umwege zur Folge haben.

Von den rund 26.000 Bahn-Brücken in Deutschland sind über 1.000 dringend sanierungsbedürftig. Hier rächt sich offenbar, dass viele Jahre nicht in die marode Infrastruktur investiert wurde. Die Decaturbrücke über dem Rangierbahnhof Maschen ist seit 2017 für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Jede Sperrung der Canteleubrücke im Zuge der K28 in Buchholz oder der Bahnbrücke auf der Bendestorfer Straße (K54) bedeutet nicht nur einen monatelangen Verkehrskollaps, sondern auch eine Unterbrechung der direkten Rettungswege.

Das sagt Königsmoors Gemeindedirektor

Königsmoors Gemeindedirektor Stefan Walnsch ist über die Dauer entsetzt, er sagt: "Ein Neubau oder eine Sanierung in sechs oder sieben Jahren ist für die Gemeinde Königsmoor dem Grunde nach völlig inakzeptabel und eine komplette Sperrung würde das ohnehin lang gezogene Dorf dann unter Umständen für mehrere Jahre einmal trennen. Ein fataler Zustand, insbesondere weil die Moorhalle und der Schießstand als die einzigen Einrichtungen zur Pflege des Vereinswesens und Gemeinwohls direkt an der Brücke liegen. Welche Umwege soll ein Teil der Königsmoorerinnen und Königsmoorer dann für den Sport oder Veranstaltungen für sehr lange Zeit in Kauf nehmen? Schlussendlich ist die Baurat-Wiese-Straße auch ein verbindendes Element zur Bundesstraße 75. Die momentane Ampellösung ist ebenfalls unbefriedigend. Es wurde mehrfach beobachtet, dass die Gewichtsbeschränkung offensichtlich nicht eingehalten und auch trotz Rotschaltung gefahren wurde. Diese wichtige Infrastrukturmaßnahme gehört schnellstmöglich in Gang gesetzt und es wäre wünschenswert, wenn sich die Kreistagsabgeordneten aus der Samtgemeinde hierfür entsprechend einsetzen würden. Die Gemeinde Königsmoor wird sich kurzfristig zur Situation schriftlich an den Landkreis wenden."

Das sagt die Bahn:

WOCHENBLATT: Wieso dauert es jeweils mehrere Jahre, bis eine - zeitlich sehr begrenzte - Sperrung möglich ist?
DB-Pressestelle: Es gibt viele Faktoren, die die baubetriebliche Einordnung von Baumaßnahmen im Vorfeld beeinflussen. Zunächst haben nicht alle Maßnahmen die gleiche Dringlichkeit, der jeweilige Anlagenzustand ist hier maßgeblich zu benennen. Es muss eine Finanzierung sichergestellt sein für das Jahr der Umsetzung, bei Kreuzungsbauwerken ist hier auch die Gemeinde beteiligt. Dann müssen gleichzeitig wirkende Bauzustände bundesweit beachtet werden, um eine Einordnung einer Baumaßnahme durchzuführen. Hier gilt der Grundsatz, das Netz durch Baustellen nicht in den konkreten Zeiträumen zu überlasten. Bedingt durch diese vielen Vorbedingungen werden Maßnahmen auch priorisiert und so kann es am Ende im Einzelfall bis zur Umsetzung tatsächlich auch durchaus länger dauern.

WOCHENBLATT: Hat die Bahn - obwohl sie die Hoheit über den Schienenverkehr hat - keine Entscheidungsbefugnis, wo wann welcher Verkehr umgeleitet wird?
DB-Pressestelle:Das Problem auf der Schiene ist, dass man Sperrungen nicht so einfach umfahren kann wie auf der Straße. Wird eine Strecke gesperrt, so müssen Verkehre über andere Strecken oft weiträumig umgeleitet werden. Die hier betroffene Strecke ist die Hauptstrecke zwischen Hamburg – Bremen und dem Ruhrgebiet. Sie dient ebenfalls als Umleitungsstrecke für die Relation Hamburg – Uelzen – Hannover. Bedingt durch die weit über 50.000 Baumaßnahmen pro Jahr auf dem Netz der Deutschen Bahn gibt es eine sehr hohe Baubetroffenheit der verschiedenen Eisenbahnverkehrsunternehmen auf Laufwegen durch die Republik. Dabei besteht die Kunst darin für alle Verkehre trotzdem noch ein marktgerechtes Angebot auch im Umleitungsfalle anbieten zu können. Diese Rahmenbedingungen bewirken, dass die Möglichkeiten zur Einrichtung von Baustellen tatsächlich begrenzt ist.

WOCHENBLATT: Welche Faktoren muss die Bahn berücksichtigen?
DB-Pressestelle: 
Die Umleitung von den Zügen der verschiedenen Eisenbahnverkehrsunternehmen erfolgt diskriminierungsfrei, hier kann also keine Bevorteilung einzelner Verkehrsarten erfolgen. Es sind vor allem auch Betroffenheiten durch mehrere Baustellen auf dem Laufweg eines Zuges zu vermeiden. Das wiederum schränkt die Möglichkeiten zur Einrichtung von Sperrzeiten weiter ein. Ansonsten entstehen schnell Verspätungen von mehreren Stunden im Güterverkehr, die am Markt nicht mehr platziert werden können. Das schränkt die Möglichkeiten zur Einrichtung von Sperrzeiten weiter ein. Weiterhin entscheidend sind die auf den jeweiligen Strecken geplanten Verkehre und deren Umleitfähigkeit.

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Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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