Wieviel Bauland verträgt ein Dorf? Bürgerinitiative kritisiert geplante Baulandentwicklung in Handeloh

Sorgt sich um die Bäume an Wörmer Straße und Mergelweg: Stephan Heger
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bim. Handeloh. Die Gemeinde Handeloh hat entlang der Wörmer Straße knapp sieben Hektar Grünland erworben und erwägt, daraus abschnittsweise Bauland zu entwickeln. Dagegen regt sich Widerstand: Ameisenweg-Anwohner Stephan Heger und ein Dutzend weitere Handeloher haben die Initiative "Lebenswertes Handeloh" ins Leben gerufen. Statt Landschaft für neues Bauland zu verbrauchen, solle lieber die bestehende Bebauung verdichtet werden.
Die Kritikpunkte der Initiative: Durch die Bebauung mit ca. 50, je um die 1.000 Quadratmeter großen Grundstücke gehe das Ortsbild verloren. Denn das Dorf und der Ortsteil Wörme würden damit baulich zusammenwachsen. Das Gebiet wird daher schon "Handeloher Propfen" genannt.
Entlang der Wörmer Straße müssten laut Stephan Heger diverse Bäume gefällt werden, den er als "dorfprägenden Grüngürtel" bezeichnet. Er sieht den Tourismus und die tierische Artenvielfalt gefährdet.
Weiterhin ergebe sich für die Handeloher Bürger ein wirtschaftlicher Schaden. "Dadurch, dass zu den vorhandenen 500 Häusern im Hauptort weitere zehn Prozent hinzukommen, verlieren bestehende Bauten an Wert, denn es ist billiger, auf der grünen Wiese zu bauen als zu modernisieren oder - wo es erforderlich ist - abzureißen und neu zu bauen", so Heger. "Wenn 50 Häuser auf der grünen Wiese gebaut werden, bleiben von den Erschließungskosten von 1,5 bis 2 Millionen Euro 20 Prozent bei den Handelohern hängen, bei einer Verdichtung durch den Baulückenschluss im Innenbereich nichts", erklärt er.
Für Entsetzen sorgt bei den Beteiligten, dass inzwischen ein weiterer Grundstückseigentümer der Gemeinde 6,6 Hektar zum Verkauf angeboten hat. Das Areal befindet sich direkt hinter dem gerade erworbenen Grünland.

Der Kritik der Bürgerinitiative widerspricht Bürgermeister Heinrich Richter. Ohne einen gewissen Zuzug von neuen Einwohnern sei Handeloh langfristig in Gefahr, seine attraktive Infrastruktur mit Kindergarten, Schule, Pfarrstelle, Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxis und Bahnhof zu verlieren, unterstreicht Richter die Bedeutung der Baulandausweisung.
"Die Behauptung, dass die Bäume am Mergelweg und an der Wörmer Straße der Bebauung weichen müssten, entspricht nicht den vorgestellten Ideen und erweckt daher den Eindruck einer bewussten Fehlinformation", sagt Richter. In dem favorisierten Konzept solle nicht jedes Grundstück eine Zufahrt zur Wörmer Straße erhalten. Vielmehr sollten jeweils drei bis vier Grundstücke über kleine Stichwege erschlossen werden. Diese könnten auch zwischen Bäumen hindurch geführt werden.
Sollten gefährdete Tierarten wie etwa Zauneidechsen in dem Gebiet nachgewiesen werden, werde man darauf Rücksicht nehmen, verspricht Richter.
Im ersten Abschnitt könnten acht bis zwölf Grundstücke entstehen. "Dann schauen wir, wie die Nachfrage ist. Wenn wir sehen, dass es nicht funktioniert, junge Familien nach Handeloh zu holen, würden wir das Gebiet nicht weiter entwickeln", sagt Richter.
Die Unterstellung, die Gemeinde habe mit 4 Euro pro Quadratmeter mehr als bei Grünland üblich gezahlt, stimme nicht. "Unsere Überlegung war, sich über den Grünlandpreis zu einigen, damit es nicht jemand anderes kauft. Wie in anderen Gemeinden üblich haben wir einen Vertrag gemacht, dass der Verkäufer einen Nachschlag erhält, wenn die Fläche Bauland wird", so Richter. Weitere Details wollte er nicht verraten.
Für das Engagement der BI hat Heinrich Richter eine andere Vermutung: "Das Privileg behalten zu wollen, mitten im Dorf zu wohnen und einen unverbaubaren Blick zu beanspruchen, ist zwar menschlich verständlich aber eine recht subjektiv gefärbte Sichtweise", sagt er.
Dass die Gemeinde eine Bestandsoptimierung in den Bebauungsmöglichkeiten keineswegs blockiere, zeige sich in der Lückenbebauung an der Hauptstraße, die die Gemeinde durch städtebauliche Vereinbarungen hätte erschweren oder verzögern können, und besonders in der Unterstützung der Schließung von Bebauungslücken an der Wörmer Straße 2 und an der Schulstraße.
Mit dem Thema befasst sich der Fachausschuss voraussichtlich erneut im Juli, in der es um verschiedene Anträge auf Flächennutzungsplan-Änderung geht.

Weitere Infos zur Initiative unter www.lebenswertes-handeloh.de

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Weist die Kritik der BI zurück: Bürgermeister Heinrich Richter
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Bianca Marquardt aus Tostedt

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