Katastrophenschutz in den Landkreisen
Eine Million Euro für neue Sirenen

Die neuen Sirenen sind nicht mehr pilzförmig, sondern eckig: Vor der Installation auf dem Kreishaus A zeigen Kai-Martin Pöllmann (v. li.) und Leonie Bünting (Abteilung Katastrophenschutz), Landrat Rainer Rempe und Kreisrätin Annerose Tiedt Sirenenteile | Foto: Landkreis Harburg
  • Die neuen Sirenen sind nicht mehr pilzförmig, sondern eckig: Vor der Installation auf dem Kreishaus A zeigen Kai-Martin Pöllmann (v. li.) und Leonie Bünting (Abteilung Katastrophenschutz), Landrat Rainer Rempe und Kreisrätin Annerose Tiedt Sirenenteile
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Bis zur Wiedervereinigung gab es im Osten wie im Westen Deutschlands Sirenenwarnnetze mit bundesweit 80.000 Sirenen. Jahrzehntelang gehörte der regelmäßige wöchentliche Sirenentest fest zum Alltag. Die Bundesregierung übergab sie dann an die Kommunen. Nach dem Ende des kalten Krieges hat man sie vielerorts abgebaut, weil sie überflüssig und teuer erschienen. Aber spätestens seit der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal ist klar: Bei der Warnung der Bevölkerung bei Katastrophen ist noch Luft nach oben. Deshalb werden jetzt vielerorts wieder Sirenen auf Dächer und Masten gesetzt.

Die Abdeckung der Landkreise mit Sirenen ist aktuell sehr unterschiedlich, besonders die Städte verfügen nur über wenige Anlagen. Derzeit gibt es im Landkreis Harburg 307 Sirenen. Doch der Landkreis Harburg rüstet auf: Für eine Million Euro werden im Kreisgebiet jetzt 64 moderne elektronische Sirenen aufgebaut, zum Teil als Ersatz für alte Geräte. Eine von ihnen steht seit Montag auf dem Kreishaus A in Winsen – die erste für die Winsener Innenstadt. Gerade in den Städten wurden die lauten Warner oft abgebaut - sie störten viele Bürger. Auch in der Buchholzer Innenstadt gibt es aktuell keine Sirene, der Innenstadt am nächsten ist eine in Sprötze.

Die neuen Sirenen werden mit Blick auf Hochwasser-Warnungen vorwiegend im Bereich der Elbe – in Neu Wulmstorf, Seevetal, Stelle, der Elbmarsch und Winsen – installiert. Das wird durch eine Landesförderung von rund einer Million Euro speziell für den Ausbau der Sireneninfrastruktur möglich, weil die oft klammen Kommunen dafür kein Geld haben. Eine Anlage kostet zwischen 10.000 und 17.000 Euro - je nach Standort und technischen Gegebenheiten, sagt Kreissprecher Wulfes.

Das Besondere der neuen Anlagen: Anders als die jahrzehntealten Pilzkopfsirenen kann man damit die Bevölkerung nicht nur mit Heultönen alarmieren – wie dem eine Minute andauernden, auf- und abschwellender Heulton, der als „Warnung bei Gefahr“ im Notfall für „Rundfunkgeräte einschalten – auf Durchsagen achten“ steht. Mit den neuen Sirenen sind auch Sprachdurchsagen möglich. Zudem haben die neuen Anlagen Akkus, sodass auch bei Stromausfall noch Warnungen möglich sind.

Landrat Rainer Rempe betont: "Das ist ein wichtiger Schritt zu mehr Sicherheit für die Menschen im Landkreis. Wie wichtig das ist, hat nicht zuletzt das Hochwasser im Ahrtal gezeigt." Wird die Sireneninfrastruktur auch im Bereich der Heide und großer Wälder im Hinblick auf mögliche Waldbrände ausgebaut? "Das ist aktuell nicht in Planung", sagt Kreissprecher Andres Wulfes. "Das könnte ein nächster Schritt sein, da machen wir aber einen nach dem anderen."

Im Ernstfall wird die Bevölkerung vor Katastrophen durch Sirenen, Warn-Apps, TV-, Radio- oder Lautsprecherdurchsagen sowie durch eine per Cell-Broadcast über das Mobilfunknetz übermittelte Meldung gewarnt. „Der Mix bietet viele Möglichkeiten, um die Bürgerinnen und Bürger beispielsweise bei Hochwasser, Großbrand oder schwerem Unfall zu erreichen“, erläutert Kai-Martin Pöllmann, Leiter der Abteilung Rettungsdienst-, Brand- und Katastrophenschutz.

Im Landkreis Stade ist die Lage dagegen schon jetzt relativ entspannt: Dort gibt es derzeit 230 Sirenen - seit 2019 funktionieren alle vollständig digital, berichtet Kreissprecher Daniel Beneke. "Sie wurden - ebenso wie die Warn-Apps und Cell Broadcast - zuletzt am Warntag am 12. September getestet." Die Alarmierung habe reibungslos funktioniert. Einzelne Rückmeldungen von Bürgern über fehlende oder kaum wahrnehmbare Sirenen seien gesammelt und den Städten und Gemeinden zur Verfügung gestellt worden.

Zusätzlich gibt es wöchentliche Probealarme in den Städten und Gemeinden. Grundsätzlich seien im Landkreis Stade - anders als anderswo - nicht im großen Stil Sirenen abgebaut worden, ergänzt Beneke. Im Gegenteil: Regelmäßig würden durch die Kommunen Standorte modernisiert sowie neue Sirenen installiert. "Mit einem umfangreichen Informationsprogramm - u.a. im WOCHENBLATT - haben wir über die Warnung der Bevölkerung durch Sirenen informiert."

Welche Sirenentöne gibt es? In Städten und Gemeinden werden unterschiedliche Warntöne für unterschiedliche Gefahrenlagen verwendet. Es gibt jedoch zwei Sirenentöne, die bundesweit verbreitet sind:

  • Der erste Ton warnt vor einer Gefahrenlage. Die Sirene heult in Wellen an- und abschwellend eine Minute lang.
  • Der zweite Ton dauert auch eine Minute und ist durchgehend, also ohne Unterbrechung. Damit wird das Ende der Gefahr signalisiert.
  • Es gibt noch einen dritten, sehr verbreiteten Ton. Der gilt allerdings nur für Einsatzkräfte der Feuerwehr. Der Ton dauert insgesamt eine Minute und besteht aus 15 Sekunden Dauerton - sieben Sekunden Pause - 15 Sekunden Dauerton - sieben Sekunden Pause – 15 Sekunden Dauerton.

Zum Beispiel auf der Website des Landkreises Lüneburg kann man die Alarmtöne probeweise anhören.

Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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