Heinrich und Ursel Grählert
65 Jahre Liebe, die alles übersteht
Wenn man Heinrich und Ursel Grählert heute ansieht, strahlen sie die Ruhe und Wärme aus, die nur eine so lange gemeinsame Reise schenken kann. Sie am 18. September ihre eiserne Hochzeit – 65 Jahre Ehe. Als ob das allein nicht schon genug Grund zum Feiern wäre, fällt dieser Tag auch noch auf Ursels 85. Geburtstag. "Das hat er ganz geschickt gemacht," sagt Ursel lachend, "so musste er sich nicht so viele verschiedene Termine merken."
Ihre Geschichte beginnt ganz schlicht und doch voller Magie. Es war in Harburg. Ursel war 14 Jahre alt, als sie eines Abends ihre Schwester begleitete, um deren Freundin nach Hause zu bringen. Auf dem Weg stießen sie auf Heinrich. Und was machten die beiden Schwestern? Sie haken sich bei ihm ein und nehmen ihn kurzerhand mit. Als sie dann abends zu Hause ankam, sagte Ursel sofort zu ihrer Schwester: „Den heirate ich mal.“ Diese Entschlossenheit – die ist auch heute noch in Ursels Augen zu erkennen.
Doch wie so oft im Leben verlief der Weg der beiden nicht immer gradlinig. Sie verloren sich erst mal aus den Augen, doch dann führte sie das Schicksal wieder zusammen, bei einem Faschingsabend. "Da waren wir beide komisch verkleidet", erinnert sich Ursel mit einem breiten Grinsen. Ab Mitternacht durften die Masken fallen – und von da an waren sie ein Paar. Ursel schwört, dass es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gibt, sogar im Kindesalter. Bei ihr hat es ja schließlich funktioniert.
Aber leicht war es nicht. Die Familie war gegen ihre Beziehung. Das machte vieles schwieriger, aber Heinrich und Ursel blieben standhaft. „Wir haben immer gekämpft“, erzählen sie, „und am Ende haben wir es geschafft.“ Wenn sie darüber sprechen, spürt man, wie stolz sie darauf sind, all den Widrigkeiten getrotzt zu haben. Sie haben sich ein Leben aufgebaut, von dem viele träumen.
Vier Kinder, acht Enkel, sieben Urenkel – ihre Familie ist groß, und die beiden haben immer dafür gesorgt, dass alle zusammenhalten. Ursel war eine Weile sogar als Tages-Oma aktiv. Mit 50 Jahren machte sie noch den Führerschein, nur um die Kinder von Winsen nach Stelle zu bringen.
Beruflich hatten sie es nicht immer leicht. Ursel arbeitete 25 Jahre bei der Post, davon acht Jahre im Nachtdienst. Es gab Zeiten, da sahen sie sich zwei Wochen lang nicht, und ihre einzige Kommunikation bestand aus kleinen Zetteln. „Die Kartoffeln sind geschält, das Salz ist dran. Hab dich lieb.“ So stand es dann da, und man spürt in diesen kleinen Gesten, wie sehr sie einander zugetan waren. Heinrich arbeitete als Lokführeranwärter, später im Harburger Hafen und als Betriebsschlosser. Auch er war oft in Schichtarbeit eingebunden. Doch anstatt sich zu beschweren, fanden sie immer Wege, ihre Liebe im Alltag zu bewahren.
Ihr Zuhause war für sie immer ein Ort der Geborgenheit. 1969 kauften sie ein Haus in Stelle, ein großes Grundstück mit 1.500 Quadratmetern. Das Haus war eine Baustelle, aber sie machten es sich liebevoll schön. Stück für Stück wurde daraus ihr ganz persönliches Paradies, mit einem Wintergarten, den sie sich erfüllten. "Da haben wir wirklich unser Herzblut reingesteckt", sagt Ursel. Heute leben sie in Winsen, aber die Erinnerungen an ihr Haus und die Zeit dort sind lebendig.
Auf die Frage was das Geheimnis für eine so lange Ehe ist, antwortet Ursel ohne zu zögern: „Reden, reden, reden.“ Bei kleinen Dingen, sagt sie, haben sie sich auch mal gestritten, aber bei den großen Herausforderungen hielten sie immer fest zusammen. Heinrich, der eigentlich ein ruhiger Mensch ist, wusste immer, wann es wichtig war, zu sprechen.
Was Liebe für sie bedeutet? „Liebe kann wehtun“, sagt Ursel nachdenklich. „Liebe kann enttäuschen. Aber Liebe ist auch wie über heiße Kohlen gehen, ohne sich zu verbrennen.“
Besonders stolz sind sie darauf, dass ihnen viele Dinge im Leben nicht zugetraut wurden. "Aber wir haben es doch geschafft", sagt Ursel, und man spürt, wie viel Kraft und Entschlossenheit in diesen Worten stecken. Sie haben bewiesen, dass man mit Liebe, Zusammenhalt und dem festen Willen, gemeinsam durch alle Stürme zu gehen, alles erreichen kann.
Redakteur:Anika Werner aus Winsen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.