Winsen
Igel-Massaker bei Böschungsschnitt
Ein Versehen oder pure Ignoranz? Am vergangenen Montag war der Tag des Igels. Und ausgerechnet an diesem Tag hat das unachtsame Arbeiten von Landschaftsgärtnern zum schrecklichen Tod mindestens eines der artgeschützten Stacheltiere geführt.
"Ich ging mit meinem Hund im Bultweg spazieren und musste mit Entsetzen feststellen, dass dort Arbeiter die Böschungen mähten - wohlgemerkt bei Schnee", erzählt WOCHENBLATT-Leserin Manuela Allerding. "Ich habe die Männer darauf aufmerksam gemacht, dass dort Igel überwintern die unter Artenschutz stehen, aber das war denen egal. Wann sollen wie das sonst machen, wenn nicht jetzt, war die Antwort von einer Frau, die sich als Verantwortliche ausgab."
Allerding war völlig perplex und auch geschockt, als sie wenige Meter weiter einen toten Igel fand, der von dem Mäher regelrecht zerfetzt wurde. "Ich habe geheult über so viel Ignoranz", erzählt die Winsenerin und fügt hinzu: "Ich musste meine Hunderunde abbrechen, weil ich befürchtete, auf noch mehr Kadaver zu stoßen. Denn es hat sicherlich noch mehr erwischt."
Jetzt überlegt Manuela Allerding, ob sie nachträglich Strafanzeige gegen das zuständige Unternehmen erstattet.
Übrigens: Sowohl bei Allerding als auch bei Facebook, wo sie den Fall öffentlich machte, richtete sich der Zorn gegen die Mitarbeiter des städtischen Bauhofes. Die waren aber gar nicht vor Ort, wie Stadtsprecher Theodor Peters dem WOCHENBLATT auf Nachfrage mitteilt. Peters: "Es soll sich um einen Einsatz des Kreisverbandes der Wasser- und Bodenverbände gehandelt haben."
"Unseren Mitarbeiter tut es unwahrscheinlich leid, dass das Tier ums Leben gekommen ist", sagt Matthias Nickel, Verbandsingenieur des Kreisverbandes der Wasser- und Bodenverbände in Winsen. "Es war bestimmt nicht seine Absicht, dem Igel, und vielleicht auch weiteren, Leid zuzufügen." Der Kreisverband sei jedes Jahr im Auftrag der Stadt im Einsatz, um im Herbst die Gräben zu mulchen, damit diese nicht verstopfen und dann zu Überschwemmungen führen. Nickel: "Unsere Mitarbeiter gucken immer schon, ob sie Lebewesen in dem Bereich sehen, den sie bearbeiten müssen." Denn der Artenschutz stehe auch bei ihnen an oberster Stelle. "Aber leider lässt es sich nicht immer verhindern. Das ist das Gleiche, als wenn ein Eichhörnchen plötzlich über die Straße läuft und überfahren wird. Das macht auch niemand mit Absicht."
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