Konzert des Elise-Giesemann-Chors faszinierte in der St.-Marien-Kirche in Winsen
Aus dem Brahms-Erinnerungs- wurde plötzlich ein Teske-Geburtstagskonzert: Der Elise-Giesemann-Chor des Krankenhauses Winsen nahm sich die Freiheit, den Gründer der Winsener Brahms-Wochen, Martin Teske, zu dessen 75. Geburtstag nachträglich klanglich zu würdigen. Die 18 Sänger unter Axel Schaffran, der auch eine überaus launige Moderation hinlegte, füllten das Schiff der St.-Marien-Kirche machtvoll mit ihren weltlichen und geistlichen Chorsätzen.
„Der Herbst steht auf der Leiter.“ Dieses Lied nach einem Text von Peter Hacks wurde gleich zweimal gesungen: Zunächst als Herbstlied, dann als Protestsong gegen das DDR-Regime mit viel versteckter Kritik. Nach einem weiteren gemeinsam gesungenen Herbstlied ging es zu Teske, der nach seinem Theologiestudium Journalist wurde, mit dem Lied "Such wer da will ein ander Ziel".
Teske fand seinen Traumberuf, und der Chor kommentierte dies mit dem Evergreen "Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück“. Unter Anspielung auf seine gelegentliche Mitarbeit bei der "New York Times“ erklang "New York, New York“. Weil zu Hause natürlich auch der Polizeibericht zu Teskes Aufgaben gehörte, setzte der Chor mit der "Moritat von Mackie Messer“ nach. Trotz all dieser Pflichtaufgaben bewahrte sich der Journalist gedanklichen Freiraum, und darauf gingen der Chor und die Zuhörer mit dem Lied "Die Gedanken sind frei“ ein.
Gleich vierstimmig schüttelte Schaffran den Kanon „Viel Glück und viel Segen“ aus dem Ärmel. Dann bat der Chorleiter, der viele Sätze an dem großkalibrigen Flügel begleitet hatte, Teske an das Instrument. Der hatte in den ersten vier Monaten der Corona-Pandemie jeden Abend von seinem Balkon in der Mühlenstraße "Der Mond ist aufgegangen“ intoniert und eine ständig wachsende Gemeinde gefunden. Als es um die 40 Zuhörer wurden, stoppte damals die Polizei diese Serenade. Jetzt spielte Teske genau dieses Lied, und alle sangen mit. Mit "Nehmt Abschied, Brüder“ ließ der Chor den Abend ausklingen und heimste neben einen gewaltigen Schlussapplaus auch Spenden für seine weitere Arbeit ein. Im nächsten Jahr sind die Sänger auf der Brahms-Woche zu erleben - dann mit reichlich Brahms-Liedern.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.