Winsen
Odyssee eines Postpaketes
"Das ist keine Dienstleistung mehr, was die Post sich leistet. Das ist eine glatte Sechs." Ingolt Bergmann aus Winsen ist wütend. Er hat ein Paket mit teuren Porzellanvasen versendet, das am Ende wieder zu ihm zurückkam - mit zerdepperten Inhalt. Die Post weigert sich aber - trotz einer Versicherung - Schadensersatz zu leisten. Jetzt will Bergmann einen Anwalt einschalten. Denn die Odyssee, die das Paket hinter sich hat, ist schon kurios.
"Am 3. September habe ich das Paket, das nach Bayern sollte, bei der Post in Winsen aufgegeben. Die Vasen hatte ich vorher schön dick in Packpapier und Luftpolsterfolie eingewickelt. Als Adressaufkleber habe ich einen DHL-Aufkleber verwendet. Außerdem habe ich mehrere Aufkleber mit dem Hinweis auf die zerbrechliche Ware angebracht", erzählt Bergmann, der den Versand mit 500 Euro versichern ließ.
Drei Tage später erhielt der Winsener über die Sendungsverfolgung den Hinweis, dass das Paket nicht zugestellt werden konnte und zum Absender zurückgeschickt wird. Zu diesem Zeitpunkt muss offenbar - wie auch immer - der Adressaufkleber zumindest zum Teil vom Paket verschwunden sein. Denn plötzlich hieß es, dass das Paket zur Empfängerermittlung zur Ermittlungsstelle nach Wuppertal geschickt wird. "Ich dachte, ich bin im falschen Film", sagt Bergmann. Was er da noch nicht wusste: Von da an ging die Pannenserie erst richtig los.
Knapp zwei Wochen später erhielt Ingolt Bergmann die Nachricht, dass das Paket in seine Region versendet wird und die Zustellung am nächsten Tag erfolge. In der Sendungsverfolgung hieß es dann auch tatsächlich: Sendung zugestellt. "Doch wo?", fragte sich Ingolt Bergmann. "Bei mir war nichts angekommen." Ein eiligst gestellter Nachforschungsauftrag lief ins Leere.
Am 8. November, also gut zwei Monate nach dem Versand, bekam Bergmann plötzlich die Nachricht, dass das Paket ins Zustellfahrzeug geladen wurde und ausgeliefert werden soll. Doch wenig später las er: "Zustellung nicht möglich, Paket geht zurück nach Köngen (Landkreis Esslingen)." Das gleiche Prozedere lief sechs Tage später noch einmal ab. "Doch da bekam ich einen Anruf von meinem alten Arbeitgeber in Esslingen, dass das Paket dort gelandet sei", erzählt der Winsener. Wie das passieren konnte, stellte sich später heraus. Im Zuge der Adressermittlung hatte die Post das Paket geöffnet und darin einen alten Karton als zusätzliches Dämmmaterial gefunden, auf dem noch die Anschrift der Firma stand.
Am 23. November kam das Paket endlich wieder in Winsen an. Doch der Inhalt war zerborsten. Grund: Die Vasen waren offensichtlich ausgepackt und stümperhaft wieder eingepackt worden. Sie lagen nahezu ohne jeglichen Schutz im Karton. Bergmann meldete umgehend einen Transportschaden und wollte Schadensersatz. Das wurde durch die Post jedoch abgelehnt mit der Begründung: "Transportschäden müssten innerhalb von sieben Tagen nach Zustellung gemeldet werden. Diese Frist ist verstrichen."
"Das ist eine Frechheit", sagt Bergmann. "Aber da gehe ich gegen an."
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