Rollen die Castoren etwa bald nach Bahlburg?

Ein Castor-Zug auf dem Weg nach Gorleben. Geht es von dort bald in Richtung Bahlburg? | Foto: Bi Lüchow-Dannenberg
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Salzstock wurde zur Modellregion für Atommüll-Endlagersuche benannt / Bürger schlagen Alarm thl. Winsen. Er hat eine Größe von rund 19 Quadratkilometern, erstreckt sich von Luhdorf bis nach Garstedt und "schlummert" seit Millionen Jahren in etwa 1.500 Metern Tiefe - der Bahlburger Salzstock. Doch bald könnte dieser unterirdische Stock zum Leben erweckt werden. Denn die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) prüft, ob er sich als Atommüll-Endlager eignet, wo der Müll für eine Million Jahre sicher gelagert werden kann. Dabei ist der Bahlburger Salzstock "nur" einer von 60 im ganzen Bundesgebiet, die untersucht werden. Dennoch ist die Gefahr für einen "Zuschlag" hier sehr groß.
Rollen die Castoren aus dem Zwischenlager in Gorleben bald nach Bahlburg? Für die Bürger ist das eine schreckliche Vorstellung. Das wurde am Mittwochabend bei einer ersten öffentlichen Versammlung auf der Wiese hinter dem Dörpshus deutlich, zu der rund 300 Interessierte aus dem Ort kamen.
So gruselig ein atomares Endlager quasi unter der Haustür für viele Bürger ist, so real ist jedoch die Gefahr, das genau dies eintritt. Darauf wies die kürzlich gegründete "Bürgerinitiative (BI) gegen Atom-Endlager im Salzstock Bahlburg" hin, die zu der Veranstaltung eingeladen hatte. "Wir haben auch erst vor etwa sechs Wochen eher zufällig davon erfahren, dass unser Salzstock von der BGE geprüft wird", so BI-Sprecher Christian Grupp. "Im Juli hat die BGE den Salzstock Bahlburg als Modell-/Pilotregion zur Methodenentwicklung für die Erkundung von Salzstöcken benannt." Er geht davon aus, dass es sich um ein Versehen gehandelt hat, dass dies öffentlich wurde. "Das ganze Verfahren wurde bisher nicht transparent geführt. Die Bevölkerung wird erst informiert, wenn bereits Fakten geschaffen sind. Veranstaltungen zu Bürgerinformationen finden gar nicht erst statt."
Und genau das will die BI ändern. "Wir wollen die Bürger informieren und wachrütteln", so Grupp. Denn die Zeit drängt. Die Castoren-Behälter sind nur für eine Lagerdauer von 40 Jahren zugelassen. Deswegen wird jetzt mit Hochdruck an der Suche nach einem Endlager gearbeitet. Bereits im Frühjahr 2022 will die BGE die Methodenentwicklung abgeschlossen haben und ein Jahr später dem Bundestag einen Vorschlag unterbreiten, welche Salzstöcke bundesweit auf ihre Eignung als Endlager untersucht werden sollen. Dieser Standort soll bis 2031 gefunden sein, damit ab 2050 die rund 1.900 Castor-Behälter mit etwa 27.000 Kubikmeter hochradioaktivem Abfall dauerhaft eingelagert werden können. "Durch den engen Zeitplan bleibt am Ende keinerlei Spielraum für Korrekturen", kritisiert die BI. Zudem sieht sie es als Fehler an, dass bei der Endlagersuche ausschließlich auf Bergwerkslösungen gesetzt wird. "Untersuchungen zu alternativen Atommüll-Endlager-Technologien sind gar nicht vorgesehen", so Grupp.
"Wir fordern einen fairen Prozess, der sauber und transparent abläuft", formuliert die BI ihr Ziel. "Denn die Entscheidung über den Endlager-Standort fällt im Bundestag. Und dagegen hat ein Bürger kaum Klagemöglichkeiten." Und wenn es dann tatsächlich Bahlburg wird? "Dann müssen wir das akzeptieren. Irgendwo muss das Lager ja schließlich hin", so Grupp. "Aber eigentlich wollen wir nicht die atomare Müllkippe Deutschlands werden." thl. Winsen. Was die Untersuchung des Salzstocks Bahlburg bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle für die Region bedeutet, stand jetzt im Mittelpunkt eines Informationsgespräches im Kreishaus Winsen, an dem Landrat Rainer Rempe, Winsens Bürgermeister André Wiese, Salzhausens Samtgemeinde-Bürgermeister Wolfgang Krause und Vertreter der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) teilnahmen. Die BGE kam damit der Forderung der betroffenen Kommunen und des Landkreises Harburg nach, die Umstände der Auswahl des sogenannten Salzstockes als Gebiet zur Entwicklung der Methode der durchzuführenden repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen (rvSU) zu erläutern. „Wir haben diese Gelegenheit genutzt, noch einmal unsere ausdrückliche Forderung nach einer frühzeitigen, transparenten und umfassenden Information zu unterstreichen“, machte Rempe auch im Namen von Wiese und Krause deutlich.
Steffen Kanitz als einer der Geschäftsführer der BGE fand entschuldigende Worte für die Öffentlichkeitsarbeit der Gesellschaft bei der Bekanntgabe der Gebiete zur Methodenentwicklung. Denn Kreis und Kommunen waren von den Planungen der BGE nicht informiert worden. Erst am Rande einer digitalen Informationsveranstaltung „Standortauswahlverfahren Endlagersuche“ wurde praktisch zufällig bekannt, dass die BGE den Salzstock Bahlburg für die Entwicklung von Methoden zur Sicherheitsuntersuchung als Grundlage nutzen möchte.
Die BGE kommt daher einer weiteren Forderung des Landkreises und der Stadt Winsen sowie der Samtgemeinde Salzhausen nach: Am 28. September findet um 19 Uhr eine Informationsveranstaltung zum Thema „Pilotregion Salzstock Bahlburg“ in der Auetal-Sporthalle in Garstedt statt. BGE entschuldigt sich für verkorkste Öffentlichkeitsarbeit

Ein Castor-Zug auf dem Weg nach Gorleben. Geht es von dort bald in Richtung Bahlburg? | Foto: Bi Lüchow-Dannenberg
Die Mitglieder der Bürgerinitiative haben jetzt die Bahlburger umfassend über den aktuellen Planungsstand und die drohende Gefahr eines Atommüll-Endlagers in ihrer Region informiert   Fotos: thl/bi-luechow-dannenberg.de
Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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