"Schönster Job vor Papst" - Winsens Amtsgerichtsdirektor Albert G. Paulisch feiert Jubiläum und geht in Kürze in den Ruhestand
thl. Winsen. Einen doppelten Grund zum feiern hat in Kürze Albert Günter Paulisch: Am 1. Juli ist der 65-Jährige seit 20 Jahren Direktor des Winsener Amtsgerichtes. Und am 31. Juli geht er in den wohlverdienten (Un)Ruhestand.
1951 in Hannover geboren und aufgewachsen, absolvierte Albert G. Paulisch die Schule eher holprig. "Ich bin sowohl in der fünften als auch in der siebten Klasse sitzengeblieben", erinnert er sich. "Nur Dank der Hartnäckigkeit meiner Eltern habe ich die Schule aber bis zum Abitur durchgezogen."
Sein Jura-Studium begann Paulisch in Göttingen. Um "die verlorene Zeit wieder aufzuholen", verpflichtete er sich für zehn Jahre beim Katastrophenschutz. "Doch bei dieser Zeit blieb es nicht. Ich bin insgesamt 26 Jahre lang ehrenamtlich Rettungs- oder Notarztwagen gefahren", so der Jurist. Für seine Referendarzeit ging Paulisch nach Lüneburg. Eine gute Wahl, wie sich herausstellte, denn bei der Staatsanwaltschaft lernte er seine Frau Ulrike kennen. "Wegen ihr blieb ich schließlich auch in der Hansestadt."
Nach einer kurzen Zeit am Landgericht und gut fünf Jahren als Staatsanwalt, wechselte Paulisch im Mai 1988 wieder als Richter ans Lüneburger Landgericht, um sechs Jahre später den Posten des Vize-Direktors am Winsener Amtsgericht zu übernehmen. Sein "Chef" war damals Guido Neumann, der nach seiner Pensionierung im April 1997 als erster TV-Richter Geschichte schrieb.
Zum 1. Juli 1997 wurde Albert G. Paulisch formell zum neuen Direktor des einzigen Amtsgerichtes Niedersachsens, das in einem Wasserschloss beheimatet ist, ernannt. Dieses Schloss und seine Geschichte war es auch, was Paulisch faszinierte. Vehement setzte er sich dafür ein, dass das Gebäude saniert wird. Dass die Arbeiten in seiner Amtszeit fertiggestellt wurden, ist für ein Paulisch eines der größten Geschenke.
Doch Albert G. Paulisch machte auch viele Schlagzeilen, rückte die Arbeit der Justiz in die Öffentlichkeit und sprach wegweisende Urteile. Sei es über das "Parken" von Kinderwagen in Treppenhäusern (wurde sogar von mehreren Fernsehsendern verfilmt) oder die Frage, ob die Krankenkasse die Kosten für Viagra übernehmen muss. Auch über die Frage, ob Hecken und Bäume immer weiter wachsen dürfen oder ob sie jedes Jahr runtergschnitten werden müssen, hatte Paulisch in einem Nachbarschaftsstreit zu befinden. Sein Urteil sorgte dabei für eine Änderung des Niedersächsischen Nachbarschaftsgesetzes.
Der scheidende Jurist lobt die Zusammenarbeit mit den Behörden und der Polizei vor Ort. Es seien immer kurze Dienstwege gewesen, sagt er. "Franz Müntefering hat mal gesagt: 'Ich habe das schönste Amt neben Papst'. Ich gehe noch einen Schritt weiter und sage: 'Ich hatte den schönsten Job vor Papst'", so Paulisch.
Auf seinen Ruhestand freut sich Paulisch enorm: "Meine Frau Ulrike ist auch gerade in den Ruhestand gegangen. Wir wollen viel reisen und vor allem Deutschland kennenlernen." Doch so ganz kann Albert G. Paulisch doch nicht loslassen. In seiner Heimatgemeinde Adendorf hat er sich gearde zum Schiedsmann wählen lassen und will so weiter für Gerechtigkeit und Frieden zwischen streitenden Parteien sorgen.
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