Ehemaliger Häftling unterstützt Winsener Schüler
Training für den Berufseinstieg
ce. Winsen. "Eiskalt gegen Gewalt" heißt ein Präventionsprojekt, das seit Kurzem an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Winsen läuft. Der ehemalige Häftling Teyfik Sahin vermittelt Berufseinstiegsschülern in wöchentlichen Treffen, durch welche Entscheidungen sie ihre Chancen auf einen erfolgreichen Schulabschluss verbessern und wie sie die Fehler vermeiden können, die Sahin selbst vor Jahren in die Kriminalität und ins Gefängnis führten. Das Projekt wird gefördert durch den Fonds "Frieden stiften" der Landeskirche Hannovers.
Beim Training mit Teyfik Sahin, der für den Verein „Gefangene helfen Jugendlichen“ arbeitet, sprechen die Schüler miteinander über Themen, die sie beschäftigen. Auch Bewegung und Spiele gehören zur Schulstunde: Bälle werfen, Gespräche, Partner-Sit-ups, besonders beliebt ist das Boxtraining. "Regeln einhalten, Grenzen achten und Empathie üben sind Dinge, die mir wichtig sind“, so Teyfik. Das Projekt erfüllt eine wichtige Präventionsarbeit: "Ich will die jungen Leute wachrütteln und ihnen zeigen, wohin der Weg geht, wenn die Schule zweitrangig wird und man anfängt mit Diebstahl, Körperverletzung und Drogen.“ Er selbst habe in der Hamburger Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel eine längere Haftstrafe verbüßt und daraufhin sein Leben geändert.
"Wir lernen beim Boxen, unsere Kraft unter Kontrolle zu kriegen“, freut sich eine Schülerin. "Die Stunden mit Teyfik sind ein wichtiger Teil für die Berufsvorbereitung“, sagt Pastorin Mirjam Valerius, die das Projekt begleitet und mehr als fünf Jahre lang Religion an den BBS unterrichtet hat. "In den Klassen treffen ganz unterschiedliche Biographien aufeinander, die auf Augenhöhe zusammenfinden. Im Unterricht und im Schulalltag vermitteln wir, dass jeder von uns gleich viel wert ist – das spüren alle auch in den Stunden mit Teyfik.“
Für Schulsozialarbeiterin Juliane Baumann ist das Projekt eine große Unterstützung ihrer Arbeit. "Die Schüler bringen unterschiedliche Vorerfahrungen mit, auch in der Konfliktbewältigung. Mit vielen Gesprächen versuchen wir, Chancengleichheit herzustellen. Dabei hilft es, wenn wir gemeinsam mit den Jugendlichen erarbeiten, welche Lösungen es geben könnte, ohne dass eine Auseinandersetzung gewalttätig wird“, so Baumann.
Für die Lehrinhalte der zweijährigen Berufseinstiegsprogramme ist Abteilungsleiterin Silke Durben zuständig. Das erste Jahr steht unter der Überschrift "Ankommen in der Arbeits- und Lebenswelt“, wozu "Eiskalt gegen Gewalt“ gehört. "Die Schüler werden auf mehreren Ebenen begleitet, wenn sie sich auf den Berufseinstieg vorbereiten. Gemeinsam setzen sie sich realistische Ziele und erarbeiten, was sie tun müssen, um diese zu erreichen. Gerade in der Arbeitswelt gehören dazu unter anderem Dinge wie Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit und gegenseitiger Respekt", so Durben.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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