Wenn das Fest in der Notaufnahme endet
Ärzte und Personal in den Krankenhäusern Winsen und Buchholz kennen keine Feiertage / Mehr als 120 Patienten pro Tag
thl. Winsen. Es ist kurz nach 8 Uhr am 1. Weihnachtstag. Die beiden Ärzte Rainer Heinbuch (Innere Medizin) und Ulrich Meimbresse (Chirurg, Orthopäde) haben gerade ihren 24-Stunden-Dienst in der Zentralen Notaufnahme am Winsener Krankenhaus aufgenommen, da haben sie auch schon alle Hände voll zu tun. Nahezu zeitgleich wurden ein Verkehrsunfallopfer und ein Mann mit einem Herzinfarkt eingeliefert. Da sind die Mediziner und das Pflegepersonal gefordert.
Nach rund einer halben Stunde ist das Unfallopfer erstversorgt. Zum Glück sind die Verletzungen nicht so schwer, wie es zuerst aussah. Unterdessen ist der Herzpatient noch in Behandlung, ihm wird ein Herzkatheder gesetzt, anschließend wird er auf die Intesivstation verlegt.
Mittlerweile hat sich in der Notaufnahme auch das Wartezimmer gefüllt. Eine junge Mutter steht mittlerweile das dritte Mal am Empfangstresen und beschwert sich, dass sie so lange warten muss, bis ihr Kind behandelt wird. Freundlich erklärt ihr Stationsleiterin Sabine Büsselmann, dass sie sich noch gedulden müsse. "Es kommt leider immer wieder vor, dass sich Patienten über die lange Wartezeit beschweren, doch wir können da nichts machen", erzählt Rainer Heinbuch. "Die Patienten, die sich hier melden, werden kurz begutachtet, nach der Schwere des Notfalls eingestuft und in dieser Reihenfolge behandelt." Da könne es auch sein, dass Patienten, die später ankommen, früher an die Reihe kommen. "Außerdem sehen die Patienten im Wartezimmer nicht, wie viele Rettungswagen hinten vorfahren und weitere Patienten bringen." Hinzu kommt ein immer weiter um sich greifendes "Phänomen": Nicht alle Patienten, die in die Notaufnahme kommen, müssen dort auch versorgt werden. Klassisches Beispiel: die seit mehr als einer Woche anhaltenden Bauchschmerzen oder der Tage alte Schnupfen. "Mal sind es Patienten, die hier landen, weil sie die Notfallpraxis hier im Krankenhaus nicht kennen, mal sind es Menschen, die bewusst außerhalb der Sprechstunden herkommen, weil sie denken, hier müssen sie nicht so lange warten, wie beim Hausarzt", weiß Sabine Büsselmann. Doch gerade diese Rechnung geht meist nicht auf. Kommen dann Beschwerden über lange Wartezeiten, reagiert das Stationspersonal auch in Stress-Situationen trotzdem freundlich.
Manche kommen aber auch bewusst in die Zentrale Notaufnahme, um zu Hause nicht alleine zu sitzen. "Diese Menschen wissen, dass sie sich hier jemand um sie kümmert", so Büsselmann. "Und wenn mal Zeit bleibt, sind wir auch Seelsorger."
Das sind Situationen, wie sie auch in der Notaufnahme des Buchholzer Krankenhauses alltäglich sind.
Mittlerweile ist es kurz nach 20 Uhr. Über 100 Patienten wurden mittlerweile in der Notaufnahme behandelt. Rund 20 von ihnen wurden stationär aufgenommen. In der Nacht werden noch einmal rund 40 Patienten dazukommen. "Gerade zu Weihnachten haben wir viele Patienten mit Bauchschmerzen und Gallenkoliken, ausgelöst durch einen zu fetten Gänsebraten", sagt Heinbuch. Das seien "typische Weihnachtserkrankungen". Und auch die Zahl der Suizidversuche steige an den Festtagen oftmals an, weiß der Arzt aus Erfahrung.
Derzeit ist es etwas ruhiger. Ulrich Meimbresse verabschiedet sich und will nach Hause, ein bisschen schlafen. Doch kaum dort angekommen, empfängt ihn seine Frau mit dem Telefonhörer in der Hand - das Krankenhaus. Es gab einen weiteren Verkehrsunfall mit Schwerverletzen. Fünf Minuten später ist Meimbresse wieder in der Notaufnahme und kommt dort die nächsten Stunden auch nicht mehr weg.
Zweiter Weihnachtstag, 8 Uhr morgens: Dienstende für Heinbuch und Meimbresse. Das war der letzte Feiertagsdienst für die beiden Ärzte in diesem Jahr. Zum Jahreswechsel haben Kollegen von ihnen Dienst. "Neben den normalen 'Erkrankungen' haben wir das dann natürlich auch oft mit Verbrennungen und mit Verletzungen zu tun, die sich die Leute in Folge von erhöhten Alkoholkonsum zugezogen haben und im nüchternen Zustand vermeidbar gewesen wären", so Heinbruch. Patienten mit durch Böller abgerissenen Gliedmaßen kommen übrigens seltener in die Notaufnahmen der Krankenhäuser Winsen und Buchholz. "Diese werden meist gleich in die Unfallchirurgie nach Hamburg-Boberg gebracht."
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