"Eltern sind kein Spielball"
SPD-Chef Benjamin Qualmann kritisiert Wilfried Riecks Äußerungen zur Kinderbetreuung
thl. Winsen. "Mit seinen Aussagen zum Thema Kinderbetreuung hat Ratsherr Wilfried Rieck alle Winsener Eltern quasi als 'Rabeneltern' pauschalisiert", kritisert Benjamin Qualmann, Ortsvereinsvorsitzender und Fraktionschef der SPD. "Es stellt sich die Frage, welchen Zweck Herr Rieck und die Gruppe CDU/Winsener Liste mit diesem Vorstoß verfolgen?"
Wie das WOCHENBLATT berichtete, hatte Rieck in einem Interview seine Sicht der staatlichen Kinderbetreuung dargestellt und Eltern vorgeworfen, sie würden ihre Kinder abschieben, um sich einen Zweitwagen und teuren Urlaub leisten zu können. Damit hatte er sich den Unmut vieler Winsener zugezogen. Sogar eine Petition für seinen Rücktritt wurde ins Leben gerufen. Bisher haben dort knapp 100 Bürger unterschrieben.
Riecks Äußerungen würden viele Fragen aufwerfen, so Qualmann weiter. Solle etwa der Frühdienst und die Ferienbetreuung, die sowohl im Krippen und Kleinkindbereich sowie im Hortbereich bislang als "bedarfsgerechte" Leistungen zum Leistungsspektrum der Einrichtungen gehörten, bezogen auf die Grundschulkinder, in Abrede gestellt werden? Oder solle damit abgelenkt werden von der bevorstehenden Schließung der Horte und den damit verbundenen Problemen? Sollen die Eltern "mundtot" gemacht werden? Denn während der bedarfsgerechte Ausbau von Krippen und Kindergärten gesetzlich geregelt ist, habe die Gruppe CDU/Winsener Liste im Zusammenhang mit der Umwandlung der Grundschulen in Ganztagsgrundschulen das Ende der Horte beschlossen. Sie seien nun aber nicht bereit, den Ganztag an das Leistungsspektrum der Horte anzupassen.
Die SPD fordert die Gruppe und vor allem Bürgermeister André Wiese auf, das Blickfeld zu schärfen und Populismus in diesen Fragen zu vermeiden. Die Situation von Eltern und ihren Kindern sei kein Spielball. "Hohe Mieten, die Situation Alleinerziehender, Anforderungen von Arbeitgebern an geregelte Arbeitszeiten könne auch ein noch so gewiefter Kommunalpolitiker nicht einfach wegreden", so Benjamin Qualmann. "Solange die CDU mit ihrer Ratsmehrheit und ihrem Bürgermeister das Lied der familienfreundlichen Stadt singt, sollten auch Taten folgen. Wir sagen ganz klar: Herr Bürgermeister, übernehmen Sie! Ein schönes Stadtfest ist nicht genug, damit streuen Sie den Menschen letztlich 'Sand in die Augen', wenn Sie gleichzeitig die wichtigen Politikfelder vernachlässigen oder wie in diesem Fall, Herrn Rieck, der sich in der Vergangenheit auf seinem Marsch durch die Winsener Parteien und Wählergemeinschaften als konsequenter Mehrheitsbeschaffer für die CDU und Wiese hervorgetan hat, die politische Positionsbestimmung überlassen."
Rieck erklärt sich im Internet
Offenbar merkt Wilfried Rieck auch, was er für einen Flächenbrand mit seinen Äußerungen entzündet hat. In einer Stellungnahme an die Redaktion schreibt er: "Auf Grund der öffentlichen Diskussion rund um meine Person und meiner politischen Meinung, habe ich den Originaltext meiner politischen Erklärung zur Kinderbetreuung, inkl. einiger Erläuterungen, niedergeschrieben. Dieser ist unter www.wilfried-rieck.blogspot.com zu lesen. Es würde mich freuen, wenn dies zur Meinungsbildung beitragen würde."
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