Schulentwicklung Landkreis Harburg
Kreisschulausschuss empfiehlt Elternbefragungen zu Integrierten Gesamtschulen

Eltern und Kinder fordern vor dem Kreishaus eine Schule in Jesteburg, die alle Schulabschlüsse ermöglicht | Foto: ts
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ts. Winsen. Die Kreisverwaltung soll Elternbefragungen zur Einrichtung von Integrierten Gesamtschulen (IGS) in den Samtgemeinden Hanstedt, Hollenstedt und Elbmarsch durchführen. Das hat der Schulausschuss des Kreistags im Landkreis Harburg am zweiten Tag seiner Sitzung am heutigen späten Donnerstagnachmittag mit großer Mehrheit bei einer Gegenstimme von Dr. Erhard Schäfer (Die Grünen) empfohlen.

Zusätzlich soll Eltern in der Samtgemeinde Jesteburg dazu befragt werden, ob dort ein Gymnasium eingerichtet werden soll. Den Antrag von CDU und FDP, beim Regionalen Landesamt für Schule und Bildung einen Modellversuch in Jesteburg zur Erweiterung der Oberschule mit einer Oberstufe zu beantragen, hat der Schulausschuss zur Kenntnis genommen zur Diskussion in den Kreistag verschoben. 

Außerdem wird eine zusätzliche Arbeitsgruppe des Kreistags geschaffen, um die Idee eines "Campus Berufsorientierung" an den Berufsbildenden Schulen im Landkreis zu entwickeln und zu konkretisieren.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe des Kreistags zum Umbau der Schullandschaft im Landkreis Harburg  präsentierte Moderator Stefan Niemann am gestrigen Mittwoch im Kreisschulausschuss. Demnach sollen
in den Samtgemeinden Hanstedt und Hollenstedt Integrierte Gesamtschulen (IGS) entstehen - in der Samtgemeinde Elbmarsch möglicherweise. Zur Stärkung der Berufsbildenden Schulen in Buchholz und Winsen ist die Einrichtung eines "Campus Berufsorientierung" geplant. Damit ist ein noch nicht näher definiertes exklusives Angebot gemeint, das neue Berufe und die Kreativwirtschaft fördern könnte, eventuell in Zusammenarbeit mit einer Universität. Die Empfehlungen der Arbeitsgruppe seien mit Mehrheit gefasst worden.

Das sind die Empfehlungen zu den einzelnen Schulstandorten:

Buchholz

Die von Eltern stark gefragte Integrierte Gesamtschule in Buchholz soll entlastet werden - und zwar durch die Einrichtung einer IGS in Hollenstedt. Die Plätze für die IGS Buchholz werden zuerst von Kindern aus Buchholz belegt, dann gehen die übrigen Plätzen an Kinder aus der Umgebung. Dieses "Vorfahrtsystem" soll auf fünf Jahre befristet sein.

Elbmarsch

Die Arbeitsgruppe empfiehlt mit Mehrheit, die Oberschule in der Elbmarsch zu erhalten. Die Oberschule sei dort akzeptiert, leiste gute Arbeit, sagte Stefan Niemann. Denkbar sei aber die Umwandlung in eine Integrierte Gesamtschule. Die Schülerzahlen dazu seien knapp ausreichend. Die Eltern in der Samtgemeinde Elbmarsch sollen befragt werden.

Hanstedt

Die Arbeitsgruppe empfiehlt die Einrichtung der vierzügigen Integrierten Gesamtschule. Elternvertrerterin Franziska Schulthoff: "Sozial gesehen ein riesiger Gewinn, gerade Kinder, die von Hause aus einen erschwerten Zugang zu Bildung haben, hätten dann die Möglichkeit den Abschluss zu machen, der vielleicht auch zum Abitur führen könnte."

Hollenstedt

In Hollenstedt soll eine Integrierte Gesamtschule mit Oberstufe entstehen. Dazu werden die Eltern befragt werden.

Jesteburg

Die Zukunft einer weiterführenden Schule in Jesteburg bleibt offen: Die Mehrheit der Arbeitsgruppe erteilt einer IGS in Jesteburg eine Absage. CDU und FPD empfehlen, einen Modellversuch beim Land zu beantragen und eine Oberschule mit Oberstufe zu schaffen. Der Antrag wird heute im Schulausschuss erörtert.

Neu Wulmstorf

Die Oberschule in Neu Wulmstorf bleibe bestehen. Die Kooperation mit dem Gymnasium sei gut. 

Rosengarten

Das Werben von Eltern für eine IGS blieb ohne Erfolg: Die Oberschule soll bestehen bleiben und nicht in eine IGS umgewandelt werden. Die Arbeitsgruppe des Kreistags bewertet die Arbeit der Oberschule als gut, sagte Moderator Stefan Niemann.

Salzhausen

Gymnasium und Oberschule bleiben wie bisher. Das Gymnasium könnte Schüler und Schülerinnen an die neu eingerichtete IGS Hanstedt verlieren, heißt es. Eine Elternbefragung ist nicht geplant.

Seevetal

In Seevetal bleibt allem beim Alten. Die Oberschule am Seevetal in Meckelfeld stellt die Arbeitsgruppe nicht mehr infrage, sie bleibt bestehen. Eine Elternbefragung wird es nicht geben.

Stelle

Es bleibt bei einer Oberschule in Stelle.

Tostedt

Die Arbeitsgruppe empfiehlt keine Veränderungen.

Winsen

Veränderungen sind nicht vorgesehen.

In einer ersten Aussprache am gestrigen Mittwoch im Schulausschuss bewertete Landrat Reiner Rempe die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zum Umbau der Schullandschaft als "herausragend gut". Bei der Arbeit sei es leider nicht möglich, es allen recht zu machen.

Im Gegensatz zur Mehrheit in der Arbeitsgruppe hält es Dr. Erhard Schäfer (Die Grünen) für möglich, flächendeckend im Landkreis Harburg Integrierte Gesamtschulen einzurichten. Er interpretiert die Entwicklung der Schülerzahlen anders. Die Mehrheit der Arbeitsgruppe geht davon aus, dass die Zahl der Kinder im Landkreis Harburg dazu nicht ausreichend sei.

Lars Heuer (SPD) sprach sich dafür aus, den Empfehlungen der Arbeitsgruppe zu folgen - auch wenn er persönlich einige Schulstandorte gerne anders entwickeln würde. Die Förderung der Inklusionsarbeit sei ihm zu kurz gekommen.

Oliver Wozniok, Vertreter der Schulleiter der allgemeinbildenden Schulen, kritisierte, dass die Inklusion an den Schulen im Landkreis ungleich verteilt seien. Dieser Zustand werden seiner Meinung nach mit den Empfehlungen der Arbeitsgruppe verschärft. Die Oberschulen seien stark betroffen. Die Idee eines "Campus Berufsorientierung" sei aus dem Hut gezaubert, ohne dass der Gedanke mit Leben gefüllt sei.

Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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