Niedersachsen: Lage ist dramatisch
Neun von zehn Krankenhäusern gefährdet
Nur noch jede zehnte Klinik in Niedersachsen erwartet ein positives Jahresergebnis 2024. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) hervor. „Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser in Niedersachsen ist dramatisch und verschärft sich infolge fehlender Stabilisierungsmaßnahmen der Politik zusehends“, kommentiert Rainer Rempe, Vorstandsvorsitzender der NKD und Landrat des Landkreises Harburg, das Ergebnis.
Die Ergebnisse des NKG-Überblicks zeigen, dass 88 Prozent der befragten Krankenhäuser ihre Sach- und Personalkosten nicht aus den Erlösen aus der Patientenbehandlung bezahlen können. Ein Großteil der Kliniken ist bereits kurzfristig auf Unterstützung angewiesen. 71 Prozent der Krankenhäuser geben an, dass sie in den vergangenen Jahren nicht in der Lage waren, ausreichende Rücklagen zu bilden, um aktuelle Kostensteigerungen finanzieren zu können. Aufgrund des anhaltenden Geldmangels plant jedes vierte Krankenhaus Leistungen zu reduzieren bzw. sein Versorgungsangebot einzuschränken.
Für 2025 erwartet mehr als jedes zweite Krankenhaus (57 Prozent) eine noch schlechtere wirtschaftliche Entwicklung. Eine bessere wirtschaftliche Entwicklung erwarten nur sechs Prozent der Kliniken. Unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen sieht mehr als jedes zweite Krankenhaus in Niedersachsen seine wirtschaftliche Existenz bis zum Wirksamwerden der bundesweiten Krankenhausreform – voraussichtlich im Jahr 2027 – als gefährdet an. „Die von vielen Seiten geforderte Überbrückungsfinanzierung ist eine zwingende Voraussetzung für ein zukunftsfähiges Krankenhauswesen“, betont NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke.
"Neun von zehn Kliniken in Niedersachsen sind perspektivisch in ihrer Existenz bedroht. Das sind denkbar ungünstige Voraussetzungen für eine geordnete Reform", bewertet Rempe die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf den Weg gebrachte Krankenhausreform. „Wir fordern die Bundes- und Landespolitik auf, unverzüglich Maßnahmen zur wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser umzusetzen." Denn alle Krankenhäuser bräuchten dringend eine solide Finanzbasis, um überhaupt mit der Reform starten zu können. Dringend erforderlichen sei ein Inflationsausgleich für die Jahre 2022 bis 2024 sowie eine Überbrückungsfinanzierung bis die Reform ab 2027 greife, fordert Rempe.
Die Umfrage für den NKG-Indikator hat im September und Oktober 2024 stattgefunden. An der Befragung haben 113 der zum Zeitpunkt der Umfrage 163 zugelassenen Krankenhäuser in Niedersachsen teilgenommen. Auf die teilnehmenden Krankenhäuser entfallen 31.825 der insgesamt 40.105 Planbetten in Niedersachsen. Das entspricht einem Anteil von 79 Prozent der Krankenhausbetten in Niedersachsen. Detaillierte Ergebnisse der Befragung können unter www.nkgev.info/Pressemitteilungen.html abgerufen werden.
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