Halbzeit im Winsener Stadtrat
Respektloser Umgang und persönlicher Klüngel
"Neue" Ratsmitglieder ziehen nach zweieinhalb Jahren ihre ganz persönliche Halbzeitbilanz
thl. Winsen. Im November 2016 hat sich der neue Stadtrat konstituiert. Wie üblich, gab es auch einige neue Gesichter in dem Gremium. Jetzt ist die erste Hälfte der Legislaturperiode vorbei. Grund genug für das WOCHENBLATT, bei einigen "Neuen" mal nach der persönlichen "Halbzeit-Bilanz" zu fragen. Im zweiten und letzten Teil kommen Marita Meier (Grüne) und Michael Schulze (SPD) zu Wort.
• Marita Meier:
"Über mein Engagement in Elternvertretungen in Kindergarten und Grundschule bin ich in den Stadtrat gewählt worden. Ich sitze in den Ausschüssen 'Schulen und Kindertagesstätten' und 'Generationen, Sport und Soziales'. Dort konnte ich mich dann für alle Bildungsangebote im Stadtgebiet einsetzen. Besonders freue ich mich, dass wir die Ganztagsschule mit Nachmittagsbetreuung an allen Schulen auf den Weg gebracht haben. Auch konnten wir die Früh- und Ferienbetreuung den Bedürfnissen der Eltern anpassen. Frustrierend finde ich, dass unter den Fraktionen oft persönlicher Klüngel herrscht. Ich würde mir wünschen, dass im Rat etwas mehr das Wohl der Bürger im Zentrum der Diskussionen steht als persönliche Befindlichkeiten und das Festhalten an alten Praktiken. Mit etwas mehr Mut zu Neuem und weniger Angst vor Fraktionsgrenzen ließe sich noch viel mehr für die erreichen, die wichtig sind: die Menschen in Winsen."
• Michael Schulze:
"Als neu gewähltes Mitglied im Stadtrat bin ich 2017 voller Tatendrang gestartet, um mitzuwirken, unsere Stadt zu einem besseren Ort zu machen. Ziemlich schnell musste ich allerdings erfahren, dass man als Stadtrat für viele Themen nicht zuständig ist, aber von vielen Mitbürgern verantwortlich gemacht wird. Das führt bei Veranstaltungen und Infoständen zu spannenden Diskussionen. Ich habe viele interessante Leute aus Kunst, Gewerbe und Politik kennenlernen dürfen und festgestellt, dass die Verwaltung unserer Stadt einen guten Job macht. Was mich stört, ist der manchmal respektlose Umgang untereinander und mit Bürgern auf Sitzungen. Besonders auffällig ist es, wenn das WOCHENBLATT dabei vor Ort ist. Mein Aufwand als Stadtrat ist höher als erwartet, da Themen oft komplex sind und man sich als Fraktion dazu vorher berät und abstimmt. Es macht mich allerdings stolz, für den gewählten Zeitraum ein kleiner Teil des demokratischen Prozesses in unserem Land zu sein. Ich würde mir wünschen, dass viel mehr Bürger sich politisch beteiligen. Macht mit und gestaltet!"
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