Atommüll-Endlagersuche in Winsen
Scheidet der Salzstock Bahlburg bald aus?
thl. Winsen. Über 280 interessierte Bürger haben an der Hybrid-Veranstaltung der Bundesgesellschaft zur Endlagersuche (BGE) zum aktuellen Stand der Methodenentwicklung am Standort Bahlburg im Luhe-Gymnasium in Roydorf teilgenommen. Neben vielen interessanten Redebeiträgen haben insbesondere die beiden Vorträge von Lisa Seidel (Bereichsleiterin Standortauswahl bei der BGE) zu den "Repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen“ wie auch zum aktuellen Stand der "Methodenentwicklung in Salz steil am Beispiel Bahlburg“ endlich erste Antworten auf die Fragen der Bahlburger Bürgerinitiative geliefert. Am Ende blieb die Frage: Dürfen die Bürger Hoffnung haben, dass der Salzstock vor ihrer Haustür bald aus dem Verfahren ausscheidet? Und das nicht nur, weil er mit seiner Größe von 19 Quadratkilometern deutlich kleiner ist als die anderen Untersuchungsgebiete, die eine Größe zwischen 4.421 und 32.655 Quadratkilometern haben.
Christian Grupp, 1. Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen ein Atommüll-Endlager im Salzstock-Bahlburg, stellte in seinem Redebeitrag klar: "Es gibt keine positiven Erfahrungen mit der Lagerung von Atommüll in Salzstöcken. Salz ist wasserlöslich und das Eindringen von Wasser führt unweigerlich zur Katastrophe. In dem Zeitraum von einer Million Jahren, die der Abfall von der Menschheit abgeschirmt sein muss, darf auf keinen Fall Wasser eindringen." Die Müllkippe für schwach- und mittel strahlenden Atommüll in der Asse sei aus genau diesem Grund havariert und nun müssten alle Abfälle zurück an die Oberfläche geholt werden. Das sei sehr kompliziert, es werde Jahrzehnte dauern und regelmäßig Strahlung freisetzen, so Grupp weiter.
"In Gorleben hat man 40 Jahre lang für mehr als eine Milliarde Euro den Salzstock erkundet, um dann festzustellen, dass er völlig ungeeignet ist", unterstrich der BI-Vorsitzende.
Bis 2031 soll ein neuer Standort gefunden sein. Das bedeutet ungeheuren Zeitdruck. Die Datenlage sei schwierig. Eine Prognose über die innere Eignung des Salzstocks Bahlburg sei aus den vorliegenden Daten nicht möglich, räumte die BGE ein. Die Betriebsaufnahme im neuen Lager soll 2050 erfolgen. Um die rund 1.900 Castoren dort unter die Erde zu bringen, sind weitere 40 Jahre veranschlagt.
"Der Zeitdruck und die Datenlage führt aus unserer Sicht dazu, dass das Suchverfahren fehleranfällig ist", so Grupp. Unterstützung bekam er von Landrat Rainer Rempe und Winsen Bürgermeister André Wiese (CDU). "Gründlichkeit muss vor Schnelligkeit gehen. Zudem müssen die Verfahren transparent und nachvollziehbar sein, um die Bürger mitzunehmen", forderte der Landrat.
"Aktuelle Studien zeigen, dass die nächsten Eiszeiten Gletscherrinnen über 500 Meter Tiefe ziehen und bis in den Raum Düsseldorf reichen werden. Müssten nicht allein aus dem Grund alle norddeutschen Gebiete aus dem Standortauswahlverfahren ausgeschlossen werden?“, wollte Harald Jennrich wissen. Bürgermeister André Wiese betonte die Sicht der Kommunalpolitik: "Als küstennahe Stadt beschäftigen wir uns schon heute regelmäßig mit Hochwasserthemen. Es ist ausgeschlossen, dass in den nächsten 500 Jahren Hochwasser in und um Bahlburg kein Thema sein wird."
"Alle Gebiete werden mit mehreren Prüfschritten systematisch auf ihre potenzielle Eignung für die Ausweisung eines sogenannten einschlusswirksamen Gebirgsbereichs überprüft. Eine Vorfestlegung auf Bahlburg findet nicht statt", versprach Lisa Seidel. Und: Die Standortauswahl soll möglichst bis 2031 stattfinden. Sei dies nicht möglich, werde politisch eine Verlängerung der Frist angestrebt.
"Dadurch, dass die BGE sich offen mit dem Thema der Bodenerosion durch mindestens neun Eiszeiten in den nächsten eine Millionen Jahren auseinandersetzt, Hochwasser hier ein Thema ist und bleibt sowie die aktuelle Datenlage nicht ausreicht um trotzdem eine sichere Lagerung zu begründen, muss der Salzstock Bahlburg zwangsläufig in den nächsten Phasen ausscheiden“, ist sich Dr. Nils-Oliver Höppner, Ratsherr aus Bahlburg und Vize-Vorsitzender der Bürgerinitiative, sicher. "Trotzdem werden wir die Endlagersuche weiter sehr kritisch begleiten - versprochen."
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