"Gewalt ist keine Lösung!"
Jens Mollenhauer trainiert Gewaltprävention in Schulen und Kindergärten

Arbeitet bei Seminaren auch mit Großhandpuppen: Polizist und Gewaltpräventionstrainer Jens Mollenhauer | Foto: Mollenhauer
  • Arbeitet bei Seminaren auch mit Großhandpuppen: Polizist und Gewaltpräventionstrainer Jens Mollenhauer
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ce. Landkreis. "Egal, was passiert: Gewalt ist niemals eine Lösung!" Das ist die Botschaft von Jens Mollenhauer (58), der als Polizeihauptkommissar arbeitet, seit vielen Jahren aber auch erfolgreich in Schulen und Kindergärten Anti-Gewalttraining und Selbstverteidigungskurse anbietet. Zudem gehört er ehrenamtlich dem Sprecherrat des Bundesnetzwerks Zivilcourage an. Im "Interview der Woche" sprach WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann mit Mollenhauer über dessen Engagement für den Nachwuchs und über die Notwendigkeit seiner Tätig gerade in Corona-Zeiten.
WOCHENBLATT: Herr Mollenhauer, in Ihrem Workshop sagen Sie: "Beleidigung ist eine Straftat“ und nennen dies "Herzgewalt“. Wo fängt die Gewalt aus Ihrer Sicht an?
Jens Mollenhauer: Der von mir verwendete Begriff Herzgewalt beschreibt nicht nur Straftaten verbaler Art, sondern beginnt schon viel früher. Opfer kann jeder werden. Das Internet zeigt hier leider auch unendlich viele Möglichkeiten auf, jemandem anonym Gewalt anzutun, und viele empfinden das leider jetzt auch als normal.
WOCHENBLATT: Wie reagieren Sie in Ihren Workshops darauf?
Mollenhauer: Meine Workshops thematisieren die Frage, welche psychischen Folgen - etwa beim Thema Mobbing - mein Handeln für die Betroffenen hat. Dies wird anhand von Beispielen veranschaulicht. Vertrauen, Kooperation, Teamfähigkeit, Empathie, Kommunikation und auch der Umgang mit Gruppendruck werden im Zusammenhang mit Herzgewalt thematisiert. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Selbstwertförderung und die Selbstakzeptanz der Kinder und Jugendlichen.
WOCHENBLATT: Haben sich Mobbing, Hass- und Cyberkriminalität an den Schulen und allgemein durch die digitalen Medien und/oder durch Corona verschlimmert?
Mollenhauer: Leider gibt es kriminologische Studien, die belegen, dass sehr viele Kinder und Jugendliche Opfer in diesem Bereich werden. Umso wichtiger ist die altersgerechte Aufklärung über die Gefahren durch Vorträge oder Lehrveranstaltungen.
WOCHENBLATT: Sie bieten Ihr Präventionstraining auch in Kindergärten an. Wie ausgeprägt ist dort bereits die Gewalt?
Mollenhauer: Gewaltprävention sollte kindgerecht möglichst früh beginnen. Die Stopp-Regel beispielsweise trainiere ich bereits mit Kindern im Vorschulalter. Natürlich ist das Training nur nachhaltig, wenn sowohl die Erzieher in den Einrichtungen als auch die Erziehungsberechtigten zu Hause das Training weiterführen.
WOCHENBLATT: Was beinhaltet die Stopp-Regel?
Mollenhauer: Sie bedeutet, den Mut zu haben, anderen mitzuteilen, dass man - etwa während eines Streits - etwas als Gewalt empfindet. Diese Regel kann durch Gestik und gewaltfreie Kommunikation zur Anwendung kommen. Auch Erwachsene können diese Möglichkeit der Kommunikation trainieren.
WOCHENBLATT: Wie bringen Sie Kindergartenkindern und Schülern Zivilcourage bei bis zum "Opferklau“, bei dem es darum geht, jemanden kreativ aus einer Gefahrenlage mit einem gewalttätigen Gegner zu befreien?
Mollenhauer: Ich trainiere altersgerecht auch mit Großhandpuppen. In freiwilligen Rollenspielen kann hier jeder seine eigenen Möglichkeiten austesten.
WOCHENBLATT: Sie gehören dem Sprecherrat des Bundesnetzwerks Zivilcourage an. Dieses startet von Mai bis September deutschlandweit die "Respekttour – Zivilcourage in Bewegung“, an der sich Vereine und Kommunen mit Projekten beteiligen können.
Mollenhauer: Das Netzwerk ist eine Interessengemeinschaft unterschiedlicher Vereine, Stiftungen, Organisationen, Trainer und Einzelpersonen, die sich für eine zivilcouragierte und respektvolle Gesellschaft stark machen. Wir planen die Tour, weil wir festgestellt haben, dass das Miteinander der Menschen gefördert werden muss. Respekt und Zivilcourage sind die Bedingung für eine Gesellschaft ohne Angst und Gewalt, Diskriminierung und Unterdrückung.
WOCHENBLATT: Wobei können Sie hiervon am besten abschalten?
Mollenhauer: Meine Familie, acht Kinder und eine großartige Ehefrau, sind mein ständiger Ruhepol zu Hause. Sie unterstützen meine Arbeit, beispielsweise auch bei Dreharbeiten für TV-Sendungen.
WOCHENBLATT: Herr Mollenhauer, vielen Dank für das Gespräch.
• Infos unter www.jensmollenhauer.de und www.bundesnetzwerk-zivilcourage.de.

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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