"Longest ride" brachte 20.000 Euro
Sie radelten 22.000 Kilometer
Fast geschafft: Ein Jahr nach ihrem schweren Unfall in Bolivien starteten Antonia Staacke (27) und Buchholzerin Laura Möller (28) im Januar dieses Jahres wieder motiviert in ihr Projekt "longest ride", das sie Anfang August erfolgreich beenden werden.
Ursprünglich wollten die Studentinnen innerhalb von zwölf Monaten von Argentinien bis nach Alaska radeln, um dabei durch Spenden Fahrräder für Bedürftige zu finanzieren (das WOCHENBLATT berichtete). Durch ihren Sturz im Januar 2023, bei dem sich Antonia einen doppelten Schädelbasisbruch zuzog, mussten die Freundinnen die Fahrt ihres Lebens aber vorübergehend auf Eis legen. Jetzt, kurz vor Schluss ihres "Longest rides", ziehen Antonia und Laura ihr Fazit.
"Wir sind gut gestartet, aber mussten auch erstmal wieder unseren Rhythmus finden und sind es langsam angegangen", sagt Laura Möller über ihren Neustart in das Projekt im Januar. Sie selbst war in dem einen Jahr Pause in Südamerika geblieben - ihren "Longest ride" aber wollten Laura und Antonia nur zusammen fortführen. Es sei ein komisches Gefühl gewesen, an den Ort des Unfalls zurückzukehren, schreiben die beiden in ihrem Blog. Doch die Freude, wieder gemeinsam auf ihren Rädern zu sitzen, überwog.
Sie fuhren von Bolivien aus weiter nördlich durch Peru, entlang der Küste, immer den Wind im Rücken. In Ecuador mussten sich Antonia und Laura dann einer kleinen Extra-Challenge stellen: Weil sie nur ein Transitvisum bekamen, mussten die zwei das Land in zehn Tagen durchquert haben. Sie fuhren über die Anden, durch die Wüste und den Regenwald, sahen den Amazonas und schafften es in nur neun Tagen über die Grenze nach Kolumbien. Dort packten sie ihre Räder in ein Flugzeug ein und ließen Südamerika hinter sich.
Große Gastfreundschaft in Mexiko
In Mittelamerika durchquerten Laura und Antonia viele Länder, von Panama bis Guatemala. Insgesamt durchfuhren die beiden 15 Länder, wobei man schon schnell den Überblick verlieren könne, erzählen sie. Ganz besonders positiv erlebten sie aber Mexiko. "Die Menschen sind hier unglaublich gastfreundlich", so Laura. Neben den hilfsbereiten Menschen und einer starken Fahrradcommunity zeigten sich die Mexikaner auch äußerst interessiert am Spenden-Projekt. Hier wurden die deutschen Radlerinnen zu einer richtigen lokalen Attraktion, die gerne von Einheimischen mit dem Rad oder auch mal von einem Polizeiwagen in das nächste Dorf begleitet wurden. Mal wurde ihnen Essen geschenkt, mal wurde ihnen eine Übernachtung in einem Hotel spendiert. Und auch die lokale Presse berichtete mehrfach über Laura und Antonia. Ganz unkritisch betrachten sie das ganze aber nicht, so Antonia. "Das hat uns viel zu denken gegeben, man fragt sich, ob andere Spendensammler diese Aufmerksamkeit auch bekommen hätten." Dennoch gehöre Mexiko zu ihren absoluten Highlights des "Longest rides". Ihre Reise, die sich bald dem Ende zuneigt, führte die zwei auch durch die USA, wo sie einen kleinen Kulturschock erlebten. "In Texas war viel mehr auf Autoinfrastruktur ausgelegt", erzählen sie. Schön sei es aber gewesen, dass auch die Menschen in den USA und Kanada sehr offen seien.
22.000 Kilometer sind die beiden Frauen in neun Monaten mit dem Rad gefahren. Anfang August beenden sie ihren "Longest ride" in Anchorage in Alaska. Das Ziel des Projekts war es ursprünglich, in jedem Land, das sie durchqueren, mindestens einem Bedürftigen ein Rad finanzieren zu können. Das damals gesetzte Spendenziel von ursprünglich 2.205 Euro ist mittlerweile mehr als übertroffen: bis dato sind 19.241 Euro gesammelt worden.
Antonia und Laura haben sich in Kolumbien selbst davon überzeugen können, was mit ihren Spenden passiert. Dort besuchten sie den Projektstandort von World Bicycle Relief in Barranquilla. "Es war beeindruckend, die tausenden Räder und die engagierten Menschen hinter der Organisation zu sehen."
Jetzt, kurz vor Ende des "Longest rides", blicken Laura und Antonia zurück. "Es war eine unglaubliche Reise", sagen die beiden. "Aber jetzt freuen wir uns erstmal auf zu Hause, unsere Familie und Freunde und ein eigenes Bett." Anderen Abenteurern raten Laura Möller und Antonia Staacke flexibel zu sein und auch mal Schritte in nicht-touristische Regionen zu setzen. Ihren "Longest ride" würden sie jederzeit wieder starten - wenn es beim nächsten Mal auch gerne eine andere Strecke sein darf.
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