Hohe Kosten füllen und belasten Tierheim
Wenn die Haltung von Tieren zum Luxus wird

Die Kostensteigerung für Untersuchungen trifft Katzenhalter besonders hart | Foto: AdobeStock/Валентина Свиридо / Grafik: MSR
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  • Die Kostensteigerung für Untersuchungen trifft Katzenhalter besonders hart
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Schatzmeister des Tierschutzvereins Buchholz berichtet, womit Tierfreunde zu kämpfen haben

In der Corona-Pandemie legten sich viele Menschen Haustiere als treue Begleiter in der Krise zu. Dieser Krise folgte die nächste: Der Krieg in der Ukraine trieb die finanziellen Belastungen durch Energiekrise und Inflation in die Höhe. Weil manche Tierhalter mit den Kosten überfordert sind, landen die Vierbeiner nun vermehrt im Tierheim. Michael Frühauf, Schatzmeister des Tierschutzvereins Buchholz, führt auf, womit die Tierfreunde dort zu kämpfen haben.

Für Strom, Gas, Wasser und Abwasser zahlte der Tierschutzverein bis Dezember 2022 monatlich 1.194 Euro. Seit Jahresbeginn beträgt der monatliche Abschlag 2.169 Euro. "Das entspricht einer Teuerungsrate von 81 Prozent", rechnet Frühauf vor.

Seit dem 22. November 2022 ist die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) in Kraft, die erste umfassende Novellierung seit 1999. Ergebnis: Die Gebühr für die Untersuchung eines Hundes zum Beispiel kostete bisher 13,47 Euro und die einer Katze 8,98 Euro. Nach der neuen GOT werde die Gebühr für Hunde, Katzen und Frettchen zu einem Gebührensatz zusammengefasst und mit 23,67 Euro angesetzt - eine Kostensteigerung für einen Hund um 75 Prozent und für eine Katze um 163 Prozent. "Ich hätte mir gewünscht, dass diese grundlegenden Änderungen nicht zu einem Zeitpunkt erfolgt wären, an dem die Personalkosten steigen und die Energiekosten explosionsartig in die Höhe schnellen", so Frühauf. Die Tierheime und weniger gut situierte Tierhalter würden vor große Probleme gestellt. "Für Menschen, die sich entschließen, ein Tier aus dem Tierheim bei sich aufzunehmen, darf diese Entscheidung nicht zum Luxus werden."

Hinzu kommt: "Seit Mitte vergangenen Jahres haben wir aus einem Animal-Hoarding-Fall 34 Kaninchen zu versorgen. Neben dem hohen zeitlichen Einsatz unseres Teams in der Pflege und Versorgungsind erhebliche Futterzukäufe erforderlich", berichtet Michael Frühauf.

Nicht zu vergessen: Der Mindestlohn, der seit Oktober 2022 nun zwölf Euro pro Stunde beträgt. "Grundsätzlich begrüßen wir die Erhöhung des Mindestlohns. Denn jeder Mitarbeitende im Tierheim leistet wertvolle Arbeit, die entsprechend vergütet werden muss. Aber die Personalkosten müssen finanziell gestemmt werden. Es liegt uns am Herzen, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fair zu entlohnen, denn sie haben in ihren eigenen Haushalten ebenfalls den Anstieg der Energiekosten zu stemmen", sagt der Schatzmeister. Eine - auch finanzielle - Wertschätzung der Arbeit sei unabdingbar, um Beschäftigte zu halten und neues Personal zu gewinnen.

Rekordeinnahmen bei der Hundesteuer

Kommunen bekommen mehr als 400 Millionen Euro

Angesichts der stetig steigenden Einnahmen aus der Hundesteuer erneuert der Deutsche Tierschutzbund seine Forderung nach mehr Unterstützung für die Tierheime. Bundesweit durchbrachen die kommunalen Einnahmen durch die Hundesteuer 2021 erstmalig die 400-Millionen-Euro-Grenze. In Niedersachsen stiegen die Hundesteuer-Einnahmen laut dem Landesamt für Statistik von 36,6 Millionen Euro auf rund 42,93 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

„Während die Tierheime unter der wachsenden Kostenlast zusammenbrechen, vermelden viele Kommunen Rekordeinnahmen aus der Hundesteuer. Wenn die Hälfte der kommunalen Einnahmen aus der Hundesteuer einmalig in einen Topf für die Tierheime fließen würde und der Bund nochmal genauso viel dazu gäbe, wäre den Tierheimen sehr geholfen“, erklärt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Hundesteuern sind nicht zweckgebunden und fließen in den allgemeinen kommunalen Haushalt. "Während sich die Tierheime von den Kommunen vielfach anhören müssen, dass nicht genügend Geld da sei, müssen sie aber für Aufgaben, die sie im öffentlichen Auftrag übernehmen, wie die Fundtierbetreuung, eigene Gelder zuschießen. Das bisherige Verhalten vieler Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die sich der Pflichtaufgabe Tierschutz möglichst billig entledigen, ist nicht mehr hinnehmbar“, so Schröder.

Die Kostensteigerung für Untersuchungen trifft Katzenhalter besonders hart | Foto: AdobeStock/Валентина Свиридо / Grafik: MSR
Die Tierarztkosten sind durch die vom Bund beschlossene neue Gebührenordnung massiv gestiegen | Foto: AdobeStock/ rodimovpavel / Grafik: MSR
Hundebesitzer greifen für ihre Lieblinge tief in die Tasche | Foto: pöp
Tierheimleiterin Melanie Neumann mit einigen der 34 beschlagnahmten Kaninchen aus einem Animal-Hoarding-Fall. Neben dem hohen zeitlichen Einsatz in der Pflege, sind erhebliche Futterzukäufe erforderlich | Foto: Tierheim Buchholz
Foto: Tierheim Buchholz

1 Kommentar

Leserreporter
Oliver Schütz aus Rosengarten
am 11.01.2023 um 18:07
Kommentar wurde am 11. Januar 2023 um 18:09 editiert

Ihr Artikel lässt mich ein bisschen ratlos zurück. Was wollen Sie eigentlich bzgl. der neuen GOT aussagen? Da Sie dick und fett +75 % , 99 % +163 % schreiben, soll ja die Meinung des geneigten Lesers in Richtung: "Wie können die nur?" gelenkt werden. Andererseits schreiben Sie richtigerweise, dass es die erste Anpassung der GOT seit 23 Jahren ist. Ich wage mal zu behaupten, kein einziger Tierhalter würde sich mit einer (!) Einkommenserhöhung in 23 Jahren zufrieden geben. Und wann kommt die nächste Erhöhung? Evtl. wieder erst in 23 Jahren? Also eine Erhöhung in bis zu 46 Jahren?

Um das Problem mal bei der Ursache zu benennen. Die wenigsten (zukünftigen) Tierhalter überlegen sich vernünftig, was sie das Tier in Zukunft kosten wird.  Je nach Tier kann es da über die Lebenszeit des Tieres gerechnet auch fünfstellig werden. Und dazu kommt noch, dass die Kosten nicht über die Lebenszeit linear verteilt sind, sondern zum Lebensende hin erheblich ansteigen. Aber das steht halt nicht am Schaufenster im Zoo-Fachgeschäft. Ein seriöser Züchter mag darüber zumindest informieren. Aber bekanntermaßen werden Tiere überwiegend übe die Kleinanzeigen-Portale und leider auch aus dem Kofferraum am Autobahnparkplatz verkauft.

Noch eine Anmerkung am Ende. Was Sie überhaupt nicht erwähnen ist, dass auch die GOT die aus der Humanmedizin bekannte Abrechnung in drei verschiedenen Sätzen ermöglicht. Ein/e Tierarzt/in, der/die zuvor bereits bestimmte Leistungen mit erhöhtem Satz abgerechnet hat, braucht nun nur wieder den Satz zu reduzieren und kann somit die Preise für seine Kunden/Patienten einigermaßen konstant halten.

Das ganze Thema noch viele weitere Facetten und ist schlicht zu komplex, um es in dieser kurzen Ausführung sachgerecht darzustellen.

(PS: Vor einem %-Zeichen kommt ein Leerzeichen und bei zweiteiligen Abkürzungen kommt ein Leerzeichen dazwischen z. B., s. o.)