Feuchttücher sind ein großes Problem

Jürgen Steinhage (li.) und Lothar Meyer stehen am Kessel in Buchholz' größtem Pumpwerk. Der Kessel fasst sechs Kubikmeter Abwasser
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Aber ein Fettberg wie in der Kanalisation in England ist kaum möglich: So funktioniert die Abwasserentsorgung in Buchholz

os. Buchholz. Diese Nachricht sorgte vor Kurzem weltweit für Aufsehen: Ein monströser Fettberg verstopfte die Kanalisation der 14.000-Einwohner-Küstenstadt Sidmouth in der südenglischen Grafschaft Devon. Er war 64 Meter lang und hatte die Größe von sechs aneinandergereihten Doppeldeckerbussen. Kann so etwas auch bei uns passieren? Das WOCHENBLATT fragte bei der Stadt Buchholz in Person von Jürgen Steinhage (Fachbereichsleiter Betriebe) und Lothar Meyer (Fachdienstleiter Stadtentwässerung) nach.
"Theoretisch kann das in jeder Stadt geschehen, wenn zu viele Stoffe eingeleitet werden, die nicht abbaubar sind und sich ansammeln können", erklärt Jürgen Steinhage. Praktisch tue die Stadtverwaltung alles, damit es dazu nicht kommt. Zum einen investiert die Stadt Buchholz eine knapp sechsstellige Euro-Summe pro Jahr zur Unterhaltung des Schmutzwasser- (rd. 120 Kilometer) und Regenwasser-Kanalsystems (ca. 140 Kilometer). Einmal pro Jahr werden alle Kanäle durchgespült, sodass sich Fette und andere Stoffe erst gar nicht absetzen können, berichtet Lothar Meyer. Zur Überwachung gehören auch regelmäßige unterirdische Fahrten mit Videokameras, sodass Schadstellen in der Kanalisation und Fehleinleitungen von Wasser schnell erkannt werden können, sagt Meyer.
Zum anderen gehören auch Bürgerinformationen zur Prävention von Kanalschäden. Mit Infozetteln machte die Stadt z.B. im Jahr 2016 darauf aufmerksam, dass Hygiene-, Kosmetik- und Feuchttücher ein Problem für die Kanalisation sind, da sie die Abwasserpumpen verstopfen. Anders als Toilettenpapier seien die Hygieneprodukte nicht abbaubar und sorgten manches Mal für Verstopfungen. "Es gibt nichts, was die Bürger nicht in die Toilette werfen", berichtet Steinhage. 24 Pumpwerke stehen in der 40.000-Einwohner-Stadt, eine Instandsetzung einer defekten Abwasserpumpe schlägt schnell mal mit rd. 1.500 Euro zu Buche. Kosten, die sich letztlich auch auf die Kanalgebühren der Bürger auswirken können.
Dass Buchholz in Sachen Entwässerung so gut aufgestellt ist, dazu trug auch die konsequente Überprüfung der sogenannten "Indirekteinleiterverordnung" bei. Diese regelt, dass Gewerbebetriebe, u.a. Restaurants, mit sogenannten Fettabscheidern ausgestattet sein müssen. "Es ist sinnvoll, die Filter dort einzusetzen, wo der Schmutz entsteht", betont Jürgen Steinhage. Früher sei jeglicher Schmutz ungefiltert in die Kanalisation eingeleitet worden. "Die Verordnung hat zu erheblichen Verbesserungen geführt", erklärt Steinhage.
Zur Verbesserung des Kanalsystems trägt auch bei, das seit dem Jahr 2000 bei Neubauten nur noch Kunststoffleitungen verwendet werden, bei denen ein ungewollter Austritt von Wasser nahezu ausgeschlossen ist, erklärt Lothar Meier. Früher habe man Steinzeug verwendet, das deutlich anfälliger für Beschädigungen war, z.B. durch Baumwurzeln, die oft die Kanäle beschädigten. Die Kanalleitungen in Buchholz haben einen Durchmesser von maximal 60 Zentimetern, in Hamburg sind es bis zu sechs Metern.
Gerade weil die Entwässerung ein hochsensibles Thema sei, tauscht sich Buchholz regelmäßig mit anderen Kommunen über das Thema aus. "Wir bleiben immer am Ball und bilden uns regelmäßig fort", betont Lothar Meyer. Das Fazit von Jürgen Steinhage zur städtischen Entwässerung ist eindeutig: "Hier sind wir bestens aufgestellt." Die Schlagzeilen überlässt er gerne anderen Kommunen wie Sidmouth.

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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