Landwirtschaft: Demo am 20. Januar
„Wir haben es satt!“-Demonstration
Die Trägerorganisationen des “Wir-haben-es-satt”-Bündnis fordern die Ampelregierung auf, die Zukunft der Landwirtschaft zu sichern. Dafür müsse die Bundesregierung für kostendeckende Erzeuger- und faire Bodenpreise sorgen sowie den Bauern beim anstehenden Umbau der Tierhaltung und bei einer umweltgerechten Landnutzung ausreichend unterstützen.
Berliner Agrarministerkonferenz
Die „Wir haben es satt!“-Demonstration, findet am Samstag, 20. Januar, parallel zur Berliner Agrarministerkonferenz statt. Die Organisatoren erwarten wieder viele Tausend Teilnehmer aus einer breiten Allianz von Landwirtschaft und Zivilgesellschaft. Unter dem Motto: „Gutes Essen braucht Zukunft! – für eine gentechnikfreie, bäuerliche und umweltverträgliche Landwirtschaft!” demonstrieren Landwirte – konventionell und bio, von Tierhaltung bis Ackerbau – Gärtner, Imker, Natur-, Umwelt- und Tierschützer sowie Aktive der Entwicklungszusammenarbeit und Ernährungsbewegung.
Stillstand muss beendet werden
Inka Lange, Sprecherin des „Wir haben es satt!“-Bündnis fordert: „Der agrarpolitische Stillstand der letzten Jahrzehnte muss jetzt beendet werden. Die aktuellen Proteste von Landwirten zeigen die Dringlichkeit, endlich solidarische Antworten auf das Höfe- und Artensterben, die Klimakrise und den Hunger in der Welt zu geben. Die Lösung steht seit Jahren im Raum: Eine ökologischere und bäuerliche Landwirtschaft ist die Basis für ein umweltverträgliches und krisenfestes Ernährungssystem, das Erzeuger und Konsumenten gleichermaßen gut und gerecht versorgt.“
Höfesterben beenden
Claudia Gerster, Bäuerin und Mitglied im Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft: „Die Streichung der Agrardieselbeihilfe ist nur ein Auslöser. Die jahrzehntelange exportorientierte agrarpolitische Ausrichtung hat unsere Preise auf den Höfen ruiniert und das Höfesterben vorangetrieben. Wir Bäuerinnen und Bauern brauchen jetzt einen politischen Rahmen, damit wir kostendeckende Preise gegenüber Lebensmittelindustrie und Einzelhandel durchsetzen können und wir brauchen wirtschaftliche Planungssicherung für den anstehenden Umbau der Tierhaltung. Klimaschutz, Tierwohl und Artenvielfalt können wir, diese Arbeit muss aber entlohnt werden.“
Konsequenzen der Agrarindustrie
Dem schließt sich Reinhild Benning, Agrarexpertin der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) an und zeigt am Beispiel der Fleischerzeugung die regionalen und globalen Konsequenzen der Agrarindustrie auf:
„Die Ampel sollte die Bauernproteste und unsere Demo als Rückenwind auffassen und Vernunft in die Agrarpolitik bringen. In Deutschland werden 24 Prozent mehr Fleisch erzeugt als hierzulande nachgefragt wird. Bei Schweinefleisch liegt die Überproduktion sogar bei über 40 Prozent. Fleischkonzerne wie Tönnies profitieren und erhalten Millionen-Subventionen aus dem Topf für die Agrar-Marktordnung, um das nutzlose Schweinefleisch in privaten Lagern anzuhäufen. Diese Überproduktion drückt ebenso wie die Marktmacht der Konzerne die Erzeugerpreise nach unten und treibt Bauern auf die Barrikaden. Die Bundesregierung muss uns vom Irrsinn der alten Agrarpolitik befreien und Erneuerung bringen. Die hervorragende Initiative des Bundestages für ein Faire-Erzeugerpreise-Gesetz muss zügig umgesetzt werden wie dies in anderen EU-Ländern längst geschehen ist. Agrarsubventionen müssen maximal umverteilt werden für Klima-, Arten- und definierten Tierschutz, Grünland und Ökobetriebe.“
Christoph Bautz, Geschäftsführender Vorstand von Campact, verweist auf die Verantwortung politischer Entscheidungsträger*innen in Deutschland und Europa, wo über die Gemeinsame Agrarpolitik die Richtung vorgegeben wird: „Die Wucht der Bauernproteste zeigt, wie viel sich in der Agrarpolitik ändern muss. Viele Landwirt*innen sind bereit, ihre Tiere artgerechter zu halten, die Artenvielfalt und das Klima zu schützen – aber nur, wenn die Politik in Berlin und Brüssel sie dabei nicht länger im Stich lässt. Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die Bauern sich gegen Lebensmittelkonzerne und Bodenspekulanten erwehren können und faire Preise für ihre Produkte erhalten. Es braucht eine europäische Agrarpolitik, die den Landwirt finanziell beim Umbau der Tierhaltung und umweltgerechter Landnutzung unter die Arme greift. Der derzeitige Rechtsruck gefährdet genau diese Bemühungen. Am nächsten Samstag treten Tausende Verbraucher und Landwirte für eine sozial gerechte und zukunftsfähige Landwirtschaft und ganz deutlich gegen Hass und Hetze ein.“
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