Bürgermeister Röhse stellt sich Fragen
Woran scheiterte Stadtmarketing?

Jan-Hendrik Röhse stellt sich den Fragen des WOCHENBLATTES zur Auflösung des Vereins BuchholzMarketing und der Zukunft des Buchholzer Stadtmarketings | Foto: Helms
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Der Verein BuchholzMarketing hat einstimmig seine Auflösung zum Jahresende bekannt gegeben. Das Nordheide Wochenblatt frage nun bei Buchholzer Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse nach, wie es zur Auflösung kommen konnte und vor allem, wie es in Buchholz nun weitergeht.

WOCHENBLATT: Bevor wir zum Ausblick kommen, gestatten Sie die Nachfrage auf den Rückblick. Woran ist das Stadtmarketing gescheitert?

Jan-Hendrik Röhse: Bei der Gründung des Vereins Buchholz Marketing e.V. vor rund 10 Jahren hatte man die Idee, nach einer Anlaufzeit von ca. 3 Jahren einen hauptamtlichen Geschäftsführer einzustellen und den Verein in eine Gesellschaft zu überführen. Aus unterschiedlichen Gründen ist es dazu nie gekommen. Letztendlich hat sich im Verlaufe der Jahre aber gezeigt, dass die Aufgabe „Stadtmarketing“ zu umfangreich ist, um dauerhaft aus dem Ehrenamt heraus bearbeitet zu werden. Alle Vorstandsmitglieder waren und sind hauptberuflich tätig und können sich dieser Aufgabe also nur „nebenher“ widmen. Das funktioniert leider auf Dauer nicht. Schließlich war der Verein am Ende durch Austritte zahlreicher Mitglieder unterfinanziert. Und schlussendlich ist es leider nicht gelungen, die Einzelhändler vor allem aus dem Innenstadtbereich zum „Mitmachen“ zu bewegen. Insgesamt also eine Gemengelage aus unterschiedlichen Gründen, die leider zur Auflösung geführt haben. Die Idee der Vereinsgründer war, das möchte ich an dieser Stelle betonen, gut und richtig. Sie ließ sich nur leider nicht umsetzen.

WOCHENBLATT: Welche Vorstellungen/Ideen haben Sie für die Zukunft (Erklärung Organisationsstruktur)?

Röhse: Für eine Stadt unserer Größe ist ein gut aufgestelltes Stadtmarketing wichtig. Derzeit arbeiten wir im Rathaus an einem Konzept, dass die Aufgabe „Stadtmarketing“ möglichst nahtlos von Beginn des kommenden Jahres weiterführt. Bis August 2025 sind die beiden „City-Manager“, die größtenteils über das Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ finanziert werden und einen sehr guten Job machen, tätig. Es laufen derzeit Gespräche, diese Aufgabe – mit angepassten Inhalten – bis Ende 2026 fortzuführen, ab September 2025 allerdings finanziert aus Mitteln des städtischen Haushalts. Gleichzeitig werden wir einige Aufgaben „ins Rathaus“ holen ( z.B. das Thema Öffentlichkeitsarbeit, Infostelen etc. ), damit sich die City-Manager auf das Thema Stadtmarketing fokussieren können. Zugleich haben wir hausintern Stundenkapazitäten für das Thema Stadtmarketing vorgesehen. Ob es dauerhaft bei dieser Organisation des Stadtmarketing bleibt, oder wir diese Aufgabe mit eigenem Personal bearbeiten, wird sich zeigen. Kurzfristig scheint dies eine geeignete Lösung zu sein, weil die City-Manager bereits seit anderthalb Jahren in Buchholz tätig sind und somit die Stadt und die maßgeblichen Akteure gut kennen.

WOCHENBLATT: Auf welche Schwerpunkte soll sich die neue Gruppe/Organisation konzentrieren?

Röhse: Neben der Organisation von Veranstaltungen, wie zum Beispiel verkaufsoffene Sonntage, Winzerfest, Weihnachtsmarkt etc. soll der Focus meiner Meinung nach vor allem auf den stationären Handel und die weitere Belebung der Innenstadt gerichtet sein. Wir wollen unsere Stadt aber auch als Ganzes präsentieren und über einzelne Aktionen und die Innenstadt heraus auch die weiteren Highlights, die Buchholz durchaus bietet, mehr ins Licht stellen. Damit meine ich neben dem Thema Kultur und Geschichte auch Themen wie Sport und unsere wunderschöne Natur. Wir werden uns aber mit den bisherigen Akteuren des Stadtmarketings auch zusammensetzen, um weitere Bedarfe und Ideen abzufragen.

WOCHENBLATT: Mit welchen Mitteln wird die neue Organisationsstruktur ausgestattet, und wie sollen sich zukünftige Aktionen finanzieren?

Röhse: Wir haben in den gerade eingebrachten Haushalt auskömmliche Mittel eingestellt und hoffen, dass die Politik diese Mittel bewilligt. Für die Haushaltsjahre 2025 und 2026 stehen insgesamt 150.000 Euro zur Verfügung. Hierbei haben wir berücksichtigt, dass bis einschließlich August die Förderung der City-Manager läuft. Zudem haben wir ca. 20 Wochenstunden an Kapazität hausintern für dieses Thema vorgesehen. Aktionen könnten aus dem geplanten Budget finanziert werden. Wir werden aber auch versuchen, bestimmte Aktionen über Sponsoring zu finanzieren. Ich bin recht optimistisch, dass uns dies auch gelingen wird.

WOCHENBLATT: Warum glauben Sie, dass die Neuausrichtung erfolgreicher sein wird als das alte Stadtmarketing?

Röhse: Wie zuvor erläutert, wurde die Aufgabe des Stadtmarketings von der Mitgliedern des Vereinsvorstands ehrenamtlich und somit gewissermaßen „nebenher“ bearbeitet. Im Gegensatz dazu werden sich zukünftig – in welcher Konstellation auch immer – Menschen im Hauptberuf mit dieser Aufgabe befassen, die zudem vom Fach sind. Das ist ein wesentlicher Unterschied zur bisherigen Konstellation und kommt der ursprünglich von den Gründern des Vereins angedachten Idee eines hauptamtlich geführten Stadtmarketings sehr nahe. Ich denke, der Unterschied wird sehr schnell deutlich erkennbar werden.

WOCHENBLATT: Unter der Annahme, dass hier nicht der Bereich Tourismus mit integriert wird: Welchen Schwerpunkt legen Sie auf den Bereich Tourismus. Wird es wieder eine „Ferienregion Nordheide“ geben?

Röhse: Die letzten Jahre haben gezeigt, dass der Tourismus in der Nordheide immer mehr an Bedeutung gewinnt. An dieser Stelle möchte ich für die die gute Arbeit der beiden Mitarbeiterinnen des Vereins bedanken, die in den letzten Jahren sehr erfolgreich für Buchholz das Thema Tourismus bearbeitet haben. Wir werden zunächst eine engere Anbindung an den Naturpark Lüneburger Heide anstreben. Gespräche hierzu finden derzeit statt. Bei der Neuausrichtung des Stadtmarketings haben wir das Thema Tourismus also durchaus auf dem Radar. Wir müssen uns aber auch fragen, ob es zum Beispiel eines eigenen Buchungsportals weiterhin bedarf, oder ob nicht die Unterkunftsvermittlung auch über den Naturpark bzw. andere, bekannte Buchungsportale erfolgen kann. Diese und andere Themen sind derzeit in der Abarbeitung. Die Wiederbelebung der „Ferienregion Nordheide“ sehe ich allerdings nicht, weil wir Doppelstrukturen vermeiden und uns deshalb verstärkt um eine Zusammenarbeit mit dem Naturpark Lüneburger Heide kümmern sollten.

WOCHENBLATT: Was wünschen Sie sich von den Buchholzern?

Röhse: Von den Buchholzern wünsche ich mir ganz klar, dass sie die Angebote vor Ort wahrnehmen, lokal einkaufen und damit den Einzelhandel stärken. Das gilt gleichfalls für die kulturellen Angebote, das Kino und die Gastronomie. Unsere Stadt hat ein großartiges Angebot in allen genannten Bereichen. Damit dies so bleibt, sollten wir alle diese Angebote auch nutzen. Vom Einzelhandel wünsche ich mir, dass es zukünftig mehr „miteinander“ als „nebeneinander“ gibt, und das man sich auf gemeinsame Aktionen über verkaufsoffene Sonntage hinaus verständigt, um die Innenstadt weiter zu beleben und das Kaufkraftpotential in Buchholz abzuschöpfen. Wenn alle an einem Strang in gleicher Richtung ziehen, mache ich mir keine Sorgen. Hierzu bedarf es allerdings noch einiger Anstrengungen. Unsere Aufgabe als Stadt ist es, durch ein professionelles Stadtmarketing die Kräfte zu bündeln. Daran arbeiten wir.

Redakteur:

Stefanie Hansen aus Tostedt

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