Landtagsvizepräsident in der BBS
Landtag zu Besuch in Buxtehude

- Jens Nacke, Vizepräsident des Niedersächsischen Landtags, stand den Schülerinnen und Schülern der BBS Buxtehude Rede und Antwort
- Foto: BBS Buxtehude
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Wie können junge Menschen sich politisch einbringen? Welche Herausforderungen prägen die aktuelle Weltpolitik? Diese und viele weitere Fragen standen im Mittelpunkt, als Jens Nacke, Vizepräsident des Niedersächsischen Landtags, Anfang letzter Woche die BBS Buxtehude besuchte. Im Rahmen des Landtagsformats "Präsidium bei Euch" stellte sich der CDU-Politiker den Fragen der 16- bis 18-jährigen Schülerinnen und Schüler.
Viele Fragen, große Themen
„Das gesellschaftliche Leben bildet sich immer auch in Schulen ab“, betonte Nacke. Besonders im politisch aufgeladenen Klima nach der Bundestagswahl wird in der Fragerunde klar, wie zahlreich die Themen sind, die die junge Generation bewegen: Sie wollen wissen, wie Nacke zu der deutsch-israelischen Beziehung steht, wie er die politische Spaltung im Land erklären kann, wie er zu Social-Media-Regulierungen steht. Auch das Thema Migration und die Wahl des neuen Kanzlers Friedrich Merz wurden von den Jugendlichen angesprochen.
Landtag vor Ort
Das Format „Präsidium bei Euch“ wurde erstmals zu Beginn des Schuljahres 2023/24 ins Leben gerufen. „Zum einen bietet der Austausch über den Zustand und die Zukunft unserer Demokratie eine Möglichkeit, engagiert dafür zu werben, dass sich die Heranwachsenden aktiv in die Gestaltung unseres Zusammenlebens einbringen. Zum anderen bietet er den Präsidiumsmitgliedern die Gelegenheit, sich aus erster Hand über die Gedanken und Sorgen der jungen Generation zu informieren“, erklärte Antje Traupe aus der Verwaltung des Niedersächsischen Landtages.
Jugend und Politik
Das Vertrauen in politische Institutionen und Systeme würde vielerorts bröckeln, berichtet Nacke. Politikverdrossenheit sei jedoch der falsche Begriff – vielmehr stelle die jüngere Generation bestehende Systeme infrage und suche nach neuen Wegen.
Was die Schule bewegt
Besonders an der BBS Buxtehude, die zuletzt erneut als Europa-Schule zertifiziert wurde, spielen Fragen der Migration und der beruflichen Perspektiven für Fachkräfte aus anderen Ländern eine große Rolle sowohl bei den Schülerinnen und Schülern als auch bei den Lehrkräften, so BBS-Schulleiter Carsten Schröder. Drei Klassen mit Sprachförderung sind dort eingerichtet, um jungen Menschen eine bessere Integration und berufliche Zukunft zu ermöglichen.
Mut zur politischen Teilhabe
Nacke machte deutlich, dass Angst keine politische Triebkraft sein dürfe – vielmehr müsse es darum gehen, den Jugendlichen Mut zu machen, sich einzubringen und aktiv an der Gestaltung der Zukunft mitzuwirken.
Kommentar: Verpasste Chance für echten Dialog?
Die Schülerinnen und Schüler stellten Landtagsvizepräsident Jens Nacke viele Fragen – von Bildungspolitik bis Social Media. Doch statt echtem Austausch blieb es bei einer Fragerunde ohne Rückfragen. Im Nachgespräch erfahre ich, dass eine Nachbereitung des Gesprächs fast ausschließlich in den Klassen und Kursen stattfindet. Feedback sei jedoch ausdrücklich willkommen.
Eine verpasste Chance? Wäre es nicht sinnvoll, mehr auf Dialog statt auf reine Fragerunden zu setzen? Nach der Veranstaltung zeigt sich: Das Verständnis für die junge Generation und ihre Themen bleibt ausbaufähig. Ein Beispiel: In der Diskussion über Social-Media-Richtlinien gab Nacke eine Einschätzung – dann kam die nächste Frage. Gerade hier hätte sich Nachhaken gelohnt: Wie sehen die Jugendlichen diese Themen, deren Leben sich zu einem großen Teil in sozialen Medien abspielt? Erst nach der Veranstaltung wurde über die Bedeutung vom "Mysterium" Social Media in der Politik gesprochen.
„Es war immer so, dass sich die junge Generation in ganz anderen Sphären bewegt hat als ihre Eltern“, so Nacke. Doch wer sich von diesen Themen abkehrt, ignoriert eine zentrale Realität: Instagram und TikTok sind für viele junge Menschen Hauptinformationsquellen. Die Bedeutung sozialer Medien ist sicher nicht der einzige ausschlaggebende Faktor in der Meinungsbildung, sollte aber nicht unterschätzt werden. Ein echter Dialog hätte hier eine Chance eröffnet, etwas von den jungen Menschen zu lernen, ganz unabhängig davon, ob die Jugendlichen tatsächlich gerne irgendwann in der Politik aktiv werden wollen. Parteien und politische Einrichtungen können nicht einfach hoffen, dass alte Zeiten zurückkehren. Statt digitale Plattformen als fremde Sphären zu betrachten, wäre es an der Zeit, sie ernst zu nehmen.
Programme wie der „Junge Landtag“ sind ein wichtiger Schritt, um Jugendlichen Landespolitik näherzubringen. Doch sie sollten keine Einbahnstraße bleiben.
Pauline Bellmann


Redakteur:Pauline Bellmann aus Buxtehude |
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