Maj Nielsen, Lenja Kenstel und Lara Staker vom Buxtehuder Gymnasium Süd
Erfolgreiche Sportlerinnen mit einem Faible für Geschichte
tk. Buxtehude. Sport steht im Leben dieser drei jungen Frauen ganz weit oben: Maj Nielsen spielt in der 1. Bundesliga bei den Handball-Luchsen Buchholz-08-Rosengarten, Lenja Kenstel steht bei Werder Bremen im Tor und trainiert mit der Bundesliga-Mannschaft und Lara Staker sammelt auf dem Rücken ihrer Pferde Schleifen im Dressurreiten. Die Schülerinnen des Buxtehuder Gymnasiums Süd haben mit Sportthemen beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teilgenommen und alle drei einen mit 200 Euro dotierten Förderpreis gewonnen. "Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft" war das Oberthema.
Maj Nielsen war kurz nach dem WOCHENBLATT-Gespräch auf dem Weg zur deutschen U20-Nationalmannschaft, die im Juli an der Europameisterschaft in Slowenien teilnimmt. Ihr Thema beim Wettbewerb: "Am Scheideweg zwischen Amateur- und Berufssport. Die Anfänge des Handballstandortes Flensburg in der 1. Handball Bundesliga". Ihr Großvater hat dort gespielt und war der perfekte Zeitzeuge. "Früher wurde nur zwei Mal in der Woche trainiert", nennt sie einen Unterschied zu heute. Das Pensum, das Flensburg mit Bundesliga, Pokal und Champions League heute hat, sei kaum zu schaffen. "Die Gefahr von Verletzungen und Ermüdung nimmt zu", sagt Maj Nielsen.
Die Rechtsaußen gehört bei den Luchsen zu den jungen Leistungsträgerinnen in der Bundesliga. Dass der Stellenwert des Frauenhandballs samt medialer Präsenz noch immer weit hinter dem der Männer zurückbleibt, ärgert die Leistungssportlerin. Und sie ist ein Stück weit pessimistisch: "Ich fürchte, dass sich das nicht mehr komplett wandeln wird."
Lenja Kenstel, Torfrau bei Werder Bremen, findet dagegen, dass der Frauenfußball immer mehr im Aufwind sei. Das habe auch mit der Frau zu tun, deren Wirken sie in ihrer Arbeit untersucht hat. "Frauen in der Männerdomäne Fußball. Kritische Reflexion am Beispiel von Hannelore Ratzeburg" war ihr Thema. "Frauenfußball war früher verboten. Das war in dieser Konsequenz für mich schon überraschend." Eine der Vorkämpferinnen war Hannelore Ratzeburg, seit vielen Jahren Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball im Deutschen Fußball-Bund (DFB). "Sie gehört zu denen, die den Frauenfußball in Deutschland aufgebaut haben", sagt Lenja Kenstel, die mit den Bundesliga-Frauen trainiert, im Punktspielbetrieb aber in der 2. Mannschaft in der Regionalliga Nord zum Einsatz kommt. Unter anderem gegen Hannelore Ratzeburgs ehemaligen Verein Eimsbüttel oder auch gegen den VfL Jesteburg.
Lara Staker will im Gegensatz zu ihren Mitschülerinnen das Reiten als Hobby weiterverfolgen. Ihr Thema: "Reitsport im Nationalsozialismus. Eine kritische Auseinandersetzung". Das war nach ihrer Überzeugung überfällig, "denn dazu gibt es eigentlich nichts", so die Zwölftklässlerin. Der Reitsport sei, wie vieles andere im Nazi-Deutschland auch, instrumentalisiert worden. "Dort fand sich das Führerprinzip genauso wieder wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen." Und Frauen gab es im Reitsport eigentlich gar nicht. "Das war eine Männerdomäne", so Lara Staker. Etwa als Kräftemessen zwischen Angehörigen der SA und SS. Das hat sich heute komplett gewandelt: Heute gelte Reitsport oft als Frauensport. "Jungen, die reiten, werden mitunter sogar gemobbt", sagt Lara Staker.
Lenja Kenstel will sich auf eine Laufbahn als Profifußballerin vorbereiten. Nach dem Abitur geht sie für vier Jahre in die USA, um Leistungssport und Studium besser miteinander zu verbinden. "Was dann kommt, wird sich zeigen."
Maj Nielsen, die 2020 vom BSV zum Kooperationspartner nach Buchholz gewechselt ist, spielt in der kommenden Saison bei den Luchsen und hat ein großes Ziel vor Augen: die WM 2025, die in Deutschland und den Niederlanden stattfindet. "Mal sehen, wo der Weg hingeht", sagt das Nachwuchstalent. Vom Handball allein zu leben,. das weiß sie, geht in Deutschland allenfalls in Dortmund oder Bietigheim. Gut daher, dass sie im kommenden Jahr das Abi in der Tasche haben wird.
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