Studie zu Migranten und Ausbildungsplatzsuche muss hinterfragt werden
Flüchtlinge und Ausbildung: IHK-Experte sieht keinen Grund zur Sorge
tk. Landkreis. Schulabgänger werden von Unternehmen auf der Suche nach Auszubildenden regelrecht umworben. Trotz der mitunter verzweifelten Suche von Betrieben nach Azubis, hat eine Gruppe schlechte Karten bei der schnellen Ausbildungsplatzsuche: Migranten, die maximal einen Hauptschulabschluss haben. Das hat eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung herausgefunden. Angesichts der hohen Flüchtlingszahlen sind die Ergebnisse alarmierend. Dr. Bodo Stange, Leiter der Bildungsabteilung der IHK Stade widerspricht: Diese Studie basiere auf alten Zahlen und stelle Zusammenhänge her, die hinterfragt werden müssen. Alarmiert müsse daher niemand sein.
Das Datenmaterial der Untersuchung sei zwei Jahre alt, so Stange. "Heute ist die Situation völlig anders." Ein Kritikpunkt: Die Resultate der Studie basieren auf der Annahme, dass es möglichst viele Akademiker geben müsse. "Die notwendige Quote an Akademikern liegt 2035 bei 30 Prozent", so Stange. Die übrigen 70 Prozent müssten aus dem dualen Ausbildungssystem kommen. "Es ist die Aufgabe der Wirtschaft, Ausbildung attraktiv zu machen."
Zweiter Kritikpunkt: Als erstrebenswert für Schulabgänger gelte laut der Analyse der Bertelsmann-Stiftung vor allem die Ausbildung im Betrieb direkt nach Schulende. Das sei nicht zutreffend. Eine Studie der IHK Stade unter Schulabgängern im Elbe-Weser-Raum habe gezeigt, dass nur 23 Prozent direkt eine Ausbildung anstreben. "Die übrigen sind mit der Berufsschule sehr zufrieden", so Stange.
Von dieser Studie jetzt Probleme auf die aktuelle Flüchtlingssituation zu beziehen, sei falsch. "Wir sollten die Chancen sehen", sagt der Bildungsexperte. Die Menschen müssten erst ankommen und das Prozedere von Registrierung und Sicherung des Aufenthaltsstatus durchlaufen. Ab Mitte nächsten Jahres werde vieles in Bewegung kommen. Wenn es mit dem schnellen Spracherwerb klappe, dann werde es auch keine gravierenden Probleme von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz geben."Ich bin überzeugt, dass diese jungen Menschen motiviert sind und arbeiten wollen."
Darum geht es in der Bertelmann-Studie:
Die Bertelsmann-Stiftung hat in einer Studie die Ausbildungschancen von Schulabgängern untersucht. "Ländermonitor berufliche Bildung" heißt die Analyse. Demzufolge gerate die duale Berufsausbildung immer stärker unter Druck. Die Zahl der Bewerber auf einen Ausbildungsplatz ist seit 2007 um 19 Prozent gesunken. Damit haben sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz für jeden Bewerber rechnerisch deutlich erhöht. Allerdings würden davon Jugendliche mit Migrationshintergrund und maximal einem Hauptschulabschluss kaum profitieren. "Nur 37 Prozent von ihnen finden direkt eine Lehrstelle, deutlich weniger als deutsche Hauptschüler (54 Prozent). Je höher der Schulabschluss, desto geringeren Einfluss hat die Nationalität. Die Erfolgsquote für den Eintritt in eine Berufsausbildung von ausländischen Schulabgängern mit Abitur oder Fachhochschulreife liegt mit 94 Prozent nur knapp unterhalb der ihrer deutschen Altersgenossen (97 Prozent)."
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