43 Tage Kreuzfahrt Hamburg-Karibik
Das Glück reist in Steinen um die Welt - 31. Teil
43 Tage Kreuzfahrt Hamburg-Karibik und zurück. Was sich nach einem relaxten Urlaub unter Palmen anhört, das kann einem in den 1032 Stunden an Bord auf einem Seniorenzwischenlager mit 1951 oft zänkischen Alten, 49 lärmintensiven Kindern und auch mal Schietwedda, einige Nerven kosten. Zu beginn der Reise sieht man einige Passagiere und denkt sie sich nett. Am Ende der Reise weiß man, dass gerade diese Klientel ihren Rasierapparat zuhause vergessen hat, um sich die Haare von den Zähnen nicht zu rasieren. Der Körper hat um die sieben Milliarden Nerven und manche Menschen schaffen es echt, mir auf jeden einzelnen zu gehen. An Bord kann man eigentlich rund um die Uhr etwas zu essen finden. Die Restaurants haben moderate Öffnungszeiten und jeder findet einen Platz. Einige Extrem-Esser stehen aber bereits 35 Minuten bevor die Öffnungszeiten einen Einlass zulassen, vor dem Eingang der Bordküche, um ihre Waage nach der Rückkehr nicht durch eine Gewichtsabnahme zu erschrecken. Sie stürmen das Büfet, meckern dann über das Essen, den Service und über ihr hohes Cholesterin 🙃😳welches sie selbst mit 4 Gläsern frisch gezapftem Bier nicht in den Griff bekommen. Der kostenlose Rot- und Weißwein, den eifrige Servicemitarbeiter kredenzen, löst zwar die Zunge 👅 aber nicht die gesundheitlichen Probleme. Darum kann sich der Bordarzt täglich 2x2 Stunden eine goldene Nase verdienen. Selbst wenn man sich verläuft und irrtümlich im Hospital landet, weil man die Toilette sucht, wird einem erstmal das Fieber gemessen und die Preisliste wie ein Mantra vorgelesen. Auch wenn man nur mal ein vergessenes Abführmittel, oder Blutdruckpillen benötigt, kommt man nicht darum herum, dem Doc 4 Minuten gegenüber zu sitzen, seine Uniform zu bestaunen und danach mindestens ca. 100€ auf der Bordrechnung zu sichten. Bordärzte haben nunmal keine Pupillen, sie haben stattdessen $ Dollarzeichen im Auge. Ich frage mich, wie die völlig verarmten ostdeutschen Rentner, die zu 76,8% die Kabinen belegen, diese Rechnungen verkraften. Wahrscheinlich gewährt die Reederei ihnen einen Mauerbonus. Zu Beginn der Reise finde ich in der Bordbibliothek einen Ratgeber: Ossisch für Anfänger🧐der sich auf der Weiterfahrt als sehr hilfreich erweist. Als wir einmal im Sonnenschein an Deck die letzen 2 Liegen ergattern, legt sich ein 78 jähriger Erfurter Professor und seine übersichtlich schlanke Gattin auf Badelaken hinter unsere Liegen. Da liegen die Beiden nun im Schatten und pöbeln uns an, dass wir ihnen die 🌞 Sonne nehmen. Da wir nicht im Keller studiert haben und somit die Äußerungen dieses wissenschaftlich hochbegabten Sonnenanbeters unser Gehirn nicht erreichen, finden wir zum Glück Hilfe im Ratgeber. Da steht beschrieben, wie die Fremdenfeindlichkeit im Osten in dem Moment geboren wird, als die Westler in den Osten einreisen . Okay, den Rest der Reise sonnen wir uns auf unserem Balkon und dort finden wir auch die ersehnte Ruhe. Wir treffen an Deck und beim Essen aber auch auf wunderbare, nette Gesprächspartner. Es spielt nämlich überhaupt keine Rolle, woher man kommt, wichtig ist doch wohin man will. Alle Menschen sind richtig, jeder hat eben seine eigene wahr-Nehmung und sieht den Anderen anders als der Nachbar. So bilden sich dann kleine Gruppen, oder Kolonien an den Tischen, an Deck und bei den Ausflügen. Ein Jeder hat die Möglichkeit das passende Pendant zu finden. Da gibt es aber auch die älteren, weisen Alleinreisenden, die ohne jede Hilfe ihren Alltag an Bord und die Ausflüge meistern. Herr P. aus dem Schwabenland gehört dazu. Sparsamkeit in den Genen veranlasst ihn dazu, seine vergessene Haftcreme für den Zahnersatz nicht im teuren Bordshop zu kaufen. Er legt die Zähne 🦷 einfach in seinen 🎒 Rucksack und setzt eine Maske aufs Gesicht. Beim ersten Ausflug wird ihm der Rucksack von einem vorbeifahrenden Motorradfahrer von den Schultern gerissen und er wird für den Rest der Reise alleine in seiner Kabine die Mahlzeiten einnehmen. Damit er seinen Betrag an den Klönschnackertischen leisten kann, erscheint er immer mit einer Maske 😷 und kann so am Weltgeschehen weiterhin teilnehmen. Die 49 Kinder an Bord sind zwischen 15 Monate und 13 Jahre alt. Wer nicht im Kidsclub beschäftigt wird, darf Homeschooling machen.
Für Kinder von 6-36 Monaten gibt es den Mini Club, mit Eltern-Kind-Spielzeiten und Betreuungsangeboten. Für ältere Kinder und Jugendliche bietet man Workshops, Bordprogramme und Teens Ausflüge in den Ferienzeiten. Manche Helikopter 🚁 Eltern lassen ihren Nachwuchs aber nicht aus den Augen 👀 und schleppen bis zu 3 Kids ständig hinter sich her. Wer Hörgeräte hat, ist auf der glücklichen Seite 🍀denn die kann man ausstellen. Ich habe keine und strecke dem kreischenden Nachwuchs die Zunge 👅 raus, wenn die Eltern es nicht sehen, oder popel in der Nase und ziele auf sie. Gelegentlich bleiben sie dann fern wenn sie mich sehen, oder reagieren mit Karma 🙃Alles hat aber seine Zeit und die schönen Stunden überwiegen. Schließlich gestaltet man sich den Tag selbst und ist seines eigenen Glückes 🍀 Schmied. Es waren überwiegend schöne Stunden, die nun zu Ende gehen und die nächste Reise schreckt uns nicht.
tschüss
Leserreporter:Renate Nottorf aus Seevetal |
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