Neuer Mann in der Mühle "Venti Amica"
Volkmar Dinglinger (48) ist seit Anfang Januar der neue Pächter der historischen Galerieholländermühle in Hollern-Twielenfleth
sb. Hollern-Twielenfleth. "Hallo, ich bin hier der Neue", sagt der 1,96 Meter große, kräftige Mann mit einem freundlichen Lächeln. "Was kann ich für Sie tun?" "Der Neue" - das ist Volkmar Dinglinger (48) und er ist seit dem 1. Januar frischgebackener Pächter und Betreiber der Mühle "Venti Amica" in Hollern-Twielenfleth. Zurzeit wird er von Müllermeister und Mühlenbesitzer Hein Noodt (73) in das traditionelle Handwerk eingewiesen. Unterstützt werden die beiden von mehreren Mitgliedern des Mühlenvereins. Denn in der "Venti Amica" gibt es viel zu tun, fast im Minutentakt kommen die Kunden, um Mehl, Vollkornschrot, Getreide oder Tierfutter zu kaufen.
So wie einst Hein Noodt hat auch Volkmar Dinglinger ein altes Handwerk gelernt. Dinglinger ist Brennermeister und versteht sich als solcher u.a. darauf, Getreide zu trinkbarem Alkohol zu verarbeiten und zu Spirituosen zu veredeln. "So weiß ich zum Beispiel, wie man Getreide beurteilt. Rund ums Mahlen muss ich jedoch noch viel von Hein Noodt und den Vereinsmitgliedern lernen", erzählt der neue Pächter.
Der Beruf des Brenners hat in Dinglingers Familie Tradition: Schon sein Vater übte dieses alte Handwerk aus. Gemeinsam waren Vater und Sohn in ganz Deutschland unterwegs und bauten Brenneranlagen. 2009 sattelte Volkmar Dinglinger um und arbeitete in einer Bioethanol-Anlage in Bützfleth. Dafür zog der dreifache Vater - seine Söhne sind heute zehn, zwölf und 17 Jahre alt - mit seiner Familie aus dem 300-Seelen-Dorf Ober Ochtenhausen bei Selsingen (Landkreis Rotenburg/Wümme) nach Hollern-Twielenfleth in die Mühlenstraße. "Mein Wohnhaus liegt nur wenige hundert Meter von der 'Venti Amica' entfernt", sagt er.
Vor einem Jahr wurde Volkmar Dinglinger Mitglied im Mühlenverein. "Damals noch ganz ohne Hintergedanken - ich wollte einfach das alte Handwerk und die Arbeit in dem historischen Gebäude mit erhalten", erzählt er. Erst als er auf der Suche nach einem neuen beruflichen Tätigkeitsfeld war, reifte in ihm die Idee, den Betrieb zu pachten. "Der vorige Müller Florian Eickmann war ja Anfang 2019 aus dem Betrieb ausgestiegen und die Zukunft der Mühle stand auf wackeligen Füßen. Das war eine dramatische Situation." Zunächst sprang Hein Noodt als Müllermeister wieder ein und hielt mit Unterstützung tatkräftiger Mühlenvereinsmitglieder den Betrieb am Laufen. "Aber Hein ist ja schon 73 und kann nicht ewig arbeiten", sagt Dinglinger. "Und ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe." Ihn fasziniert vor allem die alte Technik der Mühle. "Das ist schon so alt und funktioniert immer noch", schwärmt der neue Pächter. "Allein schon die Geräusche beim Mahlbetrieb - das Rumpeln und Knarzen - das sind Töne, die man heute woanders gar nicht mehr hört."
Wichtig ist Volkmar Dinglinger, dass in der "Venti Amica" alles beim Alten bleibt. "So wie Hein Noodt den Betrieb führt, genau so soll es weitergehen", sagt er überzeugt. "Auch an der Produktpalette werde ich nicht rütteln." Das werden ihm die vielen Stammkunden, die in der alten Mühle einkaufen, sicherlich danken. Denn viele Produkte wie das Geflügelfutter oder Pferdemüsli gibt es nach eigener Mischung nur dort.
Nächstes großes Ziel der Mühlen-Crew ist die Reparatur des Sturmschadens an dem historischen Bauwerk. "Anvisiertes Ziel ist, dass bis zum Mühlenfest am 27. Juni dieses Jahres alles fertig ist", sagt Rolf Dammann vom Vereinsvorstand.
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