Traditionell und trotzdem modern
Asseler Gilden feiern gemeinsames Jubiläum
(pva/sb). Die Liebfrauenbrüderschaft von 1472 ist eine der ältesten Gilden im Landkreis Stade. Zusammen mit der Schiffergesellschaft von 1671 pflegt die Brüderschaft Jahrhunderte altes Brauchtum, ohne dabei zu verstauben. 350 Jahre Schiffergesellschaft im Jahr 2021 und 550 Jahre Liebfrauenbrüderschaft sind Anlass für ein würdiges Fest im September.
Die Asseler Gilden sind modern geblieben - jedes Jahr veranstalten sie das traditionelle „Wintervergnügen“, besser bekannt als Tonnenball. Der über die Grenzen Kehdingens hinweg bekannte Festball lockt immer am ersten Samstag eines neuen Jahres mehrere Hundert Gäste auf den Festsaal im „Hotel zur Post“. Vor allem junge Leute aus der Region schwingen hier gerne das Tanzbein und feiern für den guten Zweck.
Sowohl Liebfrauenbrüderschaft als auch Schiffergesellschaft wurden einst gegründet, um unverschuldet in Not geratenen Menschen in der Altgemeinde Assel zu helfen und um die Geselligkeit zu pflegen. Ihre Banner ziert der Wahlspruch „Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht". Somit hatten die Gesellschaften in einer Zeit ohne jegliche soziale Absicherung einen hohen sozialen Stellenwert. Zum Beispiel lag das Bestattungswesen über Jahrhunderte in Händen der beiden Gilden und sicherte so auch armen Menschen ein würdiges, christliches Begräbnis.
Von besonders großer Bedeutung war die „Brandgilde“, eine Untergliederung der Liebfrauenbrüderschaft. Durch die Mitgliedschaft in der Brandgilde war jeder gegen den Verlust von Haus und Hof durch Feuer versichert. Die Satzung aus Gründungstagen belegt, dass diese "Versicherung" nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit funktionierte – jeder hatte dem anderen zu helfen. Für den Ernstfall hatte jedes Mitglied Feuerhaken, Leitern, Eimer und Feuerpatschen vorzuhalten. Wer diese Dinge nicht vorweisen konnte oder nicht in Ordnung hatte, wurde mit Strafgeldern belegt, die wiederum den vom Brand Geschädigten zugute kamen. Moderne Nachbarschaftshilfe anno dazumal, die bis heute Relevanz hat, vielleicht in diesen Tagen wieder mehr denn je.
Durch die Corona Pandemie konnte der „Tonnenball“ in den vergangenen zwei Jahren nicht stattfinden. Auch wenn nicht gefeiert wurde – Gutes wurde trotzdem getan, denn die Asseler Bevölkerung hat ordentlich gespendet, sodass wieder vielen unverschuldet in Not geratenen Bürgern geholfen werden konnte.
In diesem Jahr feiern die beiden Gilden nun gemeinsam Jubiläum. Das soll mit einem Festakt am Sonntag, 4. September, ab 11 Uhr in der St. Martin Kirche Assel gebührend gefeiert werden.
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