Tespe
Anwohner wehren sich gegen Höchstspannungsleitung durch ihr Dorf
"Nur diejenigen, die künftig direkt daneben wohnen, wurden schon über das Ding informiert. Allen anderen wird es einfach vor die Nase gesetzt. Dabei geht es uns alle an. Da fehlt jede Transparenz!" Mit deutlichen Worten macht Hans-Heinrich Twesten seinem Ärger über die Samtgemeinde Luft.
Bürger beklagen sich über mangelnde Informationen
Das "Ding" ist die vom Bundestag beschlossene Errichtung einer zweiten 380-kV-Höchstspannungsleitung vom nahegelegenen Krümmel bis nach Wahle (Landkreis Peine). Die sogenannte "Ostniedersachsenleitung" soll die Übertragungskapazität der bestehenden Stromleitung erhöhen. Sie würde vom Netzbetreiber TenneT TSO GmbH oberirdisch parallel zur vorhandenen Leitung gebaut und - was die Tesper auf die Palme bringt - "keine 200 Meter von Wohnhäusern entfernt durch unseren Ort verlaufen".
"Solch eine Leitung hat nichts in einem Wohngebiet zu suchen", steht für Anwohner Hermann Grimm fest. Die Tesper befürchten auch gesundheitliche Auswirkungen der Leitung. "Wir sind durch die Leukämie genug gebeutelt", erinnert Birgit Twesten an gehäufte Fälle von Krebserkrankungen in der Region zwischen 1990 und 2003, die auch auf das nahe Kernkraftwerk Krümmel zurückgeführt wurden.
"Höchstspannungsleitung hat im Wohngebiet nichts zu suchen"
Ihre Bedenken wollen die Tesper auf einer öffentlichen Sitzung des Bauausschusses der Samtgemeinde am Donnerstag, 9. November, um 18.30 Uhr in der Aula der Marschachter Grundschule vorbringen. Ein TenneT-Mitarbeiter informiert dort über die Bürgerbeteiligung beim Projekt. Hans-Heinrich Twesten: "Wir hoffen, dass möglichst viele Bürger kommen, um sich ein Bild zu machen."
"Die Höchstspannungsleitung 'Ostniedersachsenleitung' ist zusammen mit der vorhandenen Höchstspannungsleitung in einem Tunnel und Erdkabel unterhalb der Elbe zu verlegen. Es ist hierbei nach dem Landesraumordnungsprogramm nachzuweisen, dass ein Schutz der Wohnumweltqualität eingehalten wird, es nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Anwohner kommen kann und es keine Trassenalternativen gibt." Dieser Antrag auf eine entsprechende Ergänzung der Stellungnahme der Samtgemeinde Elbmarsch zum Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) wurde fraktionsübergreifend in der jüngsten Ratssitzung gestellt.
Samtgemeinderat fordert unterirdische Leitungsverlegung
Sorge bereitet den Fraktionen und auch vielen Bürgern die Planung, dass die neue Leitung - so heißt es im Ratsbeschluss - "in Tespe innerhalb der Ortslage mit Wohnbebauung in einem Abstand von weniger als 200 Metern, entlang eines Campingplatzes in Tespe und entlang von Oldershausen in einem Abstand von weniger als 400 Metern verlegt werden" solle. "Untersuchungen von Trassenalternativen, von einer Tunnelalternative und von anderen Schutzvorkehrungen sind nicht bekannt."
Gegenüber dem WOCHENBLATT räumt Samtgemeinde-Bürgermeisterin Kathrin Bockey (SPD) ein, dass die Forderung nach einer unterirdischen Verlegung der neuen Leitung womöglich wenig Aussicht auf Erfolg habe, da sie "keine Klassifizierung als Pilotprojekt für eine Erdverkabelung" habe und so rechtlich nicht möglich sei. "Wir haben unseren Antrag zum RROP aber dennoch an die Verantwortlichen geschickt, weil wir bei dem Vorhaben nicht tatenlos zusehen, sondern ein Wort mitreden wollen. Wir hoffen, dass es am Ende eine Lösung gibt, die von allen Beteiligten - auch von den betroffenen Anwohnern - akzeptiert werden kann", so Bockey.
Derzeit - so die Verwaltungschefin - laufe die Raumverträglichkeitsprüfung für das Projekt durch die TenneT. Die damit verbundene Öffentlichkeitsbeteiligung sei für Anfang 2024 geplant.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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