Samtgemeinde Hanstedt
Mietstreit mit Selbstjustiz gelöst?
"Ich bin der Alltagsbegleiter eines alten Herren. Sein 'Vermieter' möchte ihn aus der Wohnung haben und hat deswegen versucht ihn umzubringen." So fing an E-Mail an, die jetzt die Redaktion erreichte. Die Recherche in der Geschichte offenbarte einmal mehr, was sich für menschliche Abgründe auftun können, wenn zwei Parteien miteinander im Clinch liegen.
Das beschauliche Asendorf am 10. September. Ein 76-jähriger Mann wird schwer verletzt in seiner Wohnung gefunden, in der er eingeschlossen ist. "Der Lebensgefährte der Vermieterin hatte die Wohnung gestürmt und mit einer Eisenstange mehrmals auf den Kopf des Seniors eingeschlagen. Weil das Opfer versuchte, seinen Kopf mit seinen Händen zu schützen, wurde diese auch zertrümmert", erzählt der Alltagsbegleiter. "Auch ein Auge wurde in Mitleidenschaft gezogen." Die Verletzungen seien so schwer gewesen, dass man den Senior sofort auf die Intensivstation einer Hamburger Spezialklinik gebracht habe. "Es bestand akute Lebensgefahr."
Auf WOCHENBLATT-Nachfrage bestätigt Jan Christoph Hillmer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Lüneburg, den Fall. "Hier wird ein Ermittlungsverfahren gegen einen männlichen Beschuldigten geführt, der einem anderen Mann aus seinem persönlichen Umfeld an dessen Wohnanschrift mit einem harten Gegenstand gegen den Kopf und mehrfach gegen den Körper geschlagen und dem Opfer sodann nach dessen Angaben dessen Schlüsselbund weggenommen haben soll." Es bestehe insoweit der Anfangsverdacht eines schweren Raubes und der gefährlichen Körperverletzung. "Selbstverständlich wird im Rahmen der Ermittlungen, wie in allen vergleichbaren Fällen, auch stets im Auge zu behalten sein, ob sich Anhaltspunkte für die Annahme eines Tötungsdeliktes ergeben", so Hillmer weiter. Weitere konkrete Angaben zum Tathergang und zu den Hintergründen könne er aufgrund der aktuell laufenden Ermittlungen derzeit nicht mitteilen.
Dafür ist der Alltagsbegleiter des 76-Jährigen redseliger. "Die Vermieterin möchte meinen Schützling schon lange aus der Wohnung heraushaben, weil sie diese in eine Ferienwohnung umwandeln will", erzählt er. "Da der Senior aber vom Sozialamt lebt, ist es schwer für ihn, eine Wohnung zu finden. Obwohl er selbst auch gerne dort wegziehen möchte, da er auf die ständigen Anfeindungen und Bedrohungen keine Lust mehr hat." Was für den älteren Mann besonders schlimm sei: "Glücklicherweise geht ihm wieder besser und er kann - da derzeit keine Operationen mehr bei ihm anstehen - das Krankenhaus wieder verlassen. Aber jetzt muss in die Wohnung zurück, in der die Tat geschah. Und der Täter läuft noch frei herum", so der Alltagsbegleiter.
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