Abschied nehmen mit Robbie Williams

Kordula Meier übt zu Hause fleißig an ihrem E-Piano
  • Kordula Meier übt zu Hause fleißig an ihrem E-Piano
  • hochgeladen von Jörg Dammann

jd. Ahlerstedt. Leichte Klavierklänge statt schwerer Orgeltöne: Trauermusikerin aus Ahlerstedt bietet individuellen "Sound".Krokusse treiben ihre Köpfchen aus dem Boden und an den Knospen der Zweige zeigt sich das erste zarte Grün: Der Frühling kündigt sich an und die Vegetation erwacht zu neuem Leben. In diesen Tagen belasten sich die Menschen nicht mit düsteren Gedanken an Tod und Vergänglichkeit. Es sei denn, ein naher Angehöriger oder ein guter Freund ist gerade verstorben. Ständig mit dem Thema Sterben zu tun hat Kordula Meier aus Ahlerstedt: Die gelernte Kirchenmusikerin spielt als Pianistin auf Beerdigungen. Doch wenn sie in die Tasten greift, hört es sich so gar nicht wie auf einer klassischen Trauerfeier an: Statt dunkler Orgelklänge hallt der Sound von Pop- oder Musicaltiteln durch die Kapelle.

"Die Trauerkultur hat sich erheblich gewandelt", erklärt Meier, die seit rund 20 Jahren als Organistin an der Ahlerstedter Kirche tätig ist. Habe sie anfangs fast ausschließlich Choräle auf der Orgel begleitet, so würden jetzt die modernen Songs überwiegen: An die Stelle der üblichen Trauerlieder wie "So nimm denn meine Hände" seien eingängige Oldies, gefühlvolle Pop-Balladen oder Titelmelodien bekannter Filme getreten. Besonders beliebt seien Titel wie "Angels" von Robbie Williams, "Yesterday" von den Beatles oder "My Way" von Frank Sinatra.

Wenn Meier über ihre Motivation spricht, anderen Menschen mit ihrer Musik Trost zu spenden, schwingt auch etwas Frühlingshaftes mit: "Ich möchte ein wenig mehr Licht in eine Trauerfeier bringen." Abschied von einem geliebten Menschen zu nehmen, falle vor allem jüngeren Leuten in einer eher ungezwungenen Atmosphäre wesentlich leichter. Und da biete sich ein Stück auf dem E-Piano eben eher an als ein getragenes Kirchenlied.

Offiziell bezeichnet Meier sich als "Pianistin und Organistin für Trauermusik". Sie hat sich im vergangenen Jahr selbstständig gemacht, um nach ihren Worten "eine Lücke im Bereich der Trauermusik" zu schließen: Spielte sie vorher überwiegend auf Beerdigungen in der eigenen Gemeinde, erhält sie jetzt Aufträge aus dem gesamten Landkreis. "Früher konnten die meisten Bestatter in der Region den Trauernden nur die Alternative Orgel oder CD anbieten", erklärt die passionierte Pianistin. Durch ihr Angebot sei es möglich, Trauerfeiern wesentlich individueller zu gestalten.

Mittlerweile verfügt die Trauer-Pianistin über ein breites Repertoire, das neben den "poppigen" Titeln auch jede Menge klassische Stücke umfasst: "Es gibt schließlich auch Menschen, die zwar Klassik mögen, aber nichts mit Orgelmusik anfangen können."

Auch mit Sonderwünschen hat die Trauermusikerin kein Problem: Wer auf ihrer ziemlich umfangreichen Repertoire-Liste keine passenden Stücke findet, kann Titel individuell mit ihr abstimmen. "Manchmal war das recht knapp und ich musste bis tief die Nacht hinein üben, doch bislang hat das immer geklappt", erklärt Meier. Oft würden Stücke ausgewählt, die für den Beruf oder das liebste Hobby des Verstorbenen stünden: So habe sie für einen Seemann einen Shanty gespielt und das Lied "Tanz mit mir in den Morgen" sei ein letzter Gruß an eine Hobbytänzerin gewesen. Ganz, ganz selten musste Meier abwinken: "Beispielsweise bei einem Stück von "ACDC" . Das bekomme ich am E-Piano nicht hin, weil der Sound vom Schlagzeug lebt."

• Infos: www.meier-ahlerstedt.de

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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