Jubiläum und Abschied
Frauenchor Ahlerstedt löst sich nach 40 Jahren auf
Zum 40-jährigen Jubiläum verkündet der Ahlerstedter Verein seinen Abschied von der Gesangsbühne jab. Ahlerstedt. Erst schwanden die Mitgliedszahlen, dann kam Corona - und nun war zum 40-jährigen Jubiläum Schluss: Der Traditionsfrauenchor Ahlerstedt verkündet seine Auflösung. Ein alteingesessener Verein gibt sich geschlagen. Die Jubiläumsfeier wurde gleichzeitig ein Abschied.
Rosi Diekmann gehört zu den Gründungsmitgliedern des Frauenchors, der 1981 das erste Mal zusammenkam. Initiatorin war damals die Chorleiterin des Männerchors "Frohsinn", Irma Kögel. Sie hatte die Idee, einen eigenen Frauenchor zu gründen. Direkt fanden sich 18 Mitglieder, bestehend aus Frauen der Sänger, Freundinnen und anderen Bürgerinnen, die regelmäßig im Gasthaus Dunker, später in der Schulaula, probten. "Relativ schnell hatten wir schon den ersten Auftritt", sagt Diekmann. Der Chor sang Volkslieder, auch internationale und geistliche Lieder, aber auch Gospels.
Am Anfang trugen sie dabei bunte Röcke, das war das, was jede im Schrank hatte. Danach einigten sie sich auf schwarze Röcke und ein Tuch mit Blumenmotiv. "Das wurde für lange Zeit unser Outfit." Später wechselte das Beinkleid zu schwarzen Hosen, um den Hals trugen sie farbige Schals.
An ihre Auftritte erinnert sich Diekmann gern, viel seien sie herumgekommen. Bei Wettbewerben waren sie stets vorne mit dabei. "Auch wenn wir kein professioneller Chor waren, hatten wir unseren Stolz. Die Ansprüche waren hoch", so die Sängerin. Dafür probten sie jede Woche zwei Stunden intensiv und nahmen an Stimmbildungsseminaren teil. "Wir hatten aber immer Spaß und Freude dabei", versichert Diekmann. Dafür sprechen die zahlreichen Unternehmungen: Ausflüge, Radtouren oder Sommerfeste.
Die besten Zeiten liegen hinter ihnen
Zu Hochzeiten waren sie sogar mehr als 40 Sängerinnen, inzwischen allerdings nur noch zehn. Ein Wendepunkt war, als die Chorleiterin wegen ihres Umzugs den Verein verließ. Nach und nach wurden es weniger Mitglieder, beschreibt Diekmann die Situation. Zudem gab es kaum noch Zugänge. Dann kam Corona, Singen war für lange Zeit nicht mehr erlaubt. "Da haben wir beschlossen: Wir hören auf", erklärt Diekmann. Aufrufe zum Schnuppersingen brachten keinen Erfolg.
Damit wurde die Jubiläumsfeier zu einer kleinen Abschiedsfeier. Hier wurden außerdem die Gründungsmitglieder Marga Tomforde, Roswita Kapitza, Irma Bockelmann, Karin Mewes, Antje Wiechmann und Rosi Diekmann für ihre 40-jährige Mitgliedschaft geehrt. Es wurde in Erinnerung geschwelgt und die Mitglieder verlebten einen schönen Abend. "Es ist traurig", sagt Diekmann. Aber der Gesang bleibt weiterhin ihre Leidenschaft. Seit 15 Jahren singt sie mit einigen anderen Mitgliedern des Frauenchors beim Chor "Camerata Rossinyol". Somit ist der Abschied vom Chor nicht auch ein Abschied vom Singen.
Chöre leiden unter Corona-Regelungen
Das Schicksal des Frauenchors Ahlerstedt ist kein Einzelfall. Die Corona-Pandemie hat bei einigen Chören zur Auflösung geführt. Das kann Hans-Hermann Raap, 1. Vorsitzender des Kreischorverbands Stade, bestätigen. Von einem Chorsterben zu sprechen, sei ihm aber zu drastisch. Im Kreischorverband sei ihm bei 28 Mitgliedschören bisher nur eine Meldung bekannt, dass eine Auflösung bevorstehe. In anderen Verbänden in Niedersachsen sehe das anders aus, sie hätten deutlich mehr Chöre verloren. Aber auch im Landkreis haben die Chöre enorm unter den Pandemie-Vorschriften gelitten und Mitglieder verloren.
Das größte Problem ist, wie bei allen Vereinen, die Nachwuchsgewinnung. "Der Trend geht zu kleineren Chören und Ensembles. Auch Projektchöre, die für eine bestimmte Veranstaltung zusammenkommen und sich danach wieder trennen, sind beliebter", so Raap. Viele Menschen wollen und können sich heutzutage nicht mehr verpflichten, langfristig feste Termine wahrzunehmen, wie es bei Chören nötig sei.
Was können die Chöre tun? Raap gibt den Tipp, das Liedgut attraktiver zu gestalten, sich gegenüber jungen Menschen zu öffnen Ansonsten kann er, selbst Mitglied im Chor "Camerata Rossinyol", das Singen jedem empfehlen: "Es ist hervorragend für Körper, Geist und Seele."
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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